Wie ein riesiges Klassentreffen

Zur Einschulung kannten sich Groß und Klein – Erstmals wieder dreizügige Eingangsstufe

von Ulrike Meyer

Wegen der späten Ferien musste in diesem Jahr die Müggelheimer Grundschule besonders lange warten, bis aufgeregtes Getuschel, Gewisper, Gehusche und Gerenne ihre Gänge füllte, die Turnhalle feierlich geschmückt war und strahlende Kinder und stolze Eltern das Gelände betraten. Nun war es wieder so weit.

Aber zuerst ein kleiner Rückblick.

Mit Schuljahresbeginn 2015/2016 war klar, dass die Klasse 2b (die jetzige 3b) mit ihrer Klassenlehrerin Beate Bohne die Einschulungsvorführung einstudiert. Unter den geschulten Händen von Frau Hübler und Herrn Mitrea war bald die lange Materialliste erstellt. Nun ging es an das fleißige Erlernen der vielen Lieder, an Kostümerstellung und Choreographie.

Doch um in der zeitlichen Reihenfolge zu bleiben, geht es bürokratisch weiter. Die heutigen Erstklässler konnten in der Zeit vom 25. Oktober bis zum 7. November 2015 angemeldet werden. Sie mussten es aber nicht zwangsläufig, denn die Früheinschulung soll in Berlin bald Geschichte sein. Ab der Anmeldung für das Schuljahr 2017/18 gilt der 30. September als neuer Stichtag: Eingeschult werden dann Kinder, die sechs Jahre alt sind oder es bis zum 30. September werden. Somit kam nun der jetzige Einschulungsjahrgang in den Genuss wählen zu können, zwischen dem alten und dem neuen System. Und zumindest mir kam der Gedanke, wenn viele Eltern entscheiden, dass ihr Herbst- und Winterkind die wertvolle Kindheit nunmehr noch ein Jahr länger genießen darf, würden es ungefähr 20 Prozent weniger Kinder sein. Ja, und dann lagen die Zahlen vor: 55 Anmeldungen und 22 Rücksteller, plus die gewohnt kurzfristig Zugezogenen. Wohin mit 77 und mehr Kindern? Wo die Schule doch seit vielen Jahren zweizügig fährt.

Ich sehe die Direktorin förmlich vor mir, wie sie mit zielstrebigem Schritt das Schulhaus durchquerte. Ein dritter Klassenraum und ein drittes Lehrer/Erzieherteam für die zukünftigen Erstklässler wurde benötigt. Bedauerlicherweise musste der Musikraum seine Funktion ändern, strahlte jedoch liebevoll umgestaltet am ersten Schultag unschuldig wie ein Erstklässler.

Nun hatte also die erste Schulwoche begonnen und mit jedem Tag stellte sich mehr und mehr die gewohnte Routine ein. Nur in der 3b wurde es zunehmend hektischer: saßen die Texte noch, passten die Kostüme, wann war welcher Tanzschritt? Und die Turnhalle musste ja auch noch feierlich ausgestattet werden! Hier zauberte mit geübter Hand die Hausmeisterin Frau Nitschke zusammen mit dem Erzieherteam ein feierliches Bühnenbild und jede Menge Stühle auf das Linoleum der körperlichen Ertüchtigung.

Dann war der große Tag für die Kleinen endlich da. So spät im Jahr war er noch nie und laut Wetteraufzeichnung noch nie so strahlend. Jede Klasse hatte ihre eigene persönliche Aufführung und es stellte sich heraus, nicht alle schulanmeldefähigen Kinder vom Herbst haben diesen Schritt auch vollzogen. 63 Kinder sind es geworden, die das Abenteuer Schule am 10. September begannen und in den Klassen 1A von Frau Dittberner und Frau Schramm, 1B von Frau Timm-Müller und Frau Teuber und 1C von Frau Schönfeldt und Frau Sauer als Lehrerin und Erzieherin begleitet werden.

In nun drei Durchgängen fand die Feierlichkeit statt, um 9.30 Uhr, 10.30 Uhr und 11.30 Uhr. Drei Mal achtete Frau Spiller darauf, dass alles seine Ordnung hatte. Drei Mal sorgte Herr Joachim dafür, dass die Technik funktionierte. Drei Mal wurde mit vollem Einsatz von der 3b der aufregende Weg des Größer werdens in der Variante von Rolf Zuckowskies „Vogelhochzeit“ aufgeführt. Ein großes Lob, für diese großartig bewältigte Mammutaufgabe. Den letzten Programmpunkt leitete Schulleiterin Ute Samper mit warmen Worten ein, die bei dem einen oder anderen Elternteil, okay es waren eher die Mütter und Großmütter, doch noch die Augen feucht werden ließen. Nachdem die Namen der Kinder verlesen waren, zogen sie mit stolz geschwellter Brust und einem winzigen unsicheren Flackern in den Augen aus der Turnhalle, begleitet von ihrer Lehrerin und Erzieherin, in den Klassenraum zu ihrer ersten Unterrichtsstunde.

Danach verließen die Angehörigen die Turnhalle und auf dem Schulhofgelände wussten Eltern und Großeltern gar nicht, wen sie zuerst begrüßen sollten. Da Frau Samper nach Möglichkeit bestehende Freundschaften bei der Klassenzuordnung berücksichtigt hatte, kannte man schon einige Eltern aus der Kindergartenfreundschaft. Aber – und deshalb sind Müggelheim und seine Schule schon etwas ganz Besonderes – viele Eltern und Großeltern gingen hier auch schon zur Schule und waren mit dem Einen oder Anderen schon in einer Klasse oder aber zumindest mit dem kleinen Bruder oder der großen Schwester. Jedes Jahr ist dieser 1. Sonnabend nach dem Schulstart nicht nur eine Einschulung, sondern auch ein riesig großes buntes Klassentreffen.

Danke, liebe Müggelheimer Grundschule, dass es dich und die Menschen gibt, die aus diesem Gebäude nicht nur eine Lehranstalt machen, sondern einen Ort an dem man sich wohl fühlt.