Serie für den Natur- und Gartenfreund

Sommernachlese

von Marianne Schäfer

Sonne, Sonne und flimmernde Hitze. Wochenlang! Ich weiß, dass viele Bürger darunter gelitten haben. Nur Kinder vertragen solche extremen Temperaturen ganz gut. Besonders wenn sie zur Abwechslung im Wasser planschen oder schwimmen konnten. Wir haben viel den Garten gießen müssen, um unsere Bäume und Pflanzen nicht verdörren zu lassen. Aber abends mit dem Fahrrad durch die Straßen oder ein paar Waldwege zu fahren, war wunderschön. Einmal gab es Starkregen und dann sogar bis in den September hinein hochsommerliche Temperaturen und viel Sonne. So einen heißen Sommer hat es in unseren Breiten noch nicht gegeben. Es war ein Hitze-Rekord!

Im August hatte ich die große Freude, mit einer lieben Freundin noch einmal eine Woche die nördlichste Spitze von Rügen besuchen zu können. Dort genossen wir die Seeluft und das angenehm kühle Wasser. Die Felder und die weite Sicht über die See waren eine Abwechselung vom gewohnten Umfeld zu Hause.

Wieder zu Hause ist mir aufgefallen, dass wir uns im Dorf so nett grüßen. Ein Lächeln im Gesicht und den Arm winkend erhoben, oder auch noch schnell ein paar Worte gewechselt. Ja, wir Müggelheimer kennen uns! Das Grüßen ist eine kleine Freude für die Seele. Wenn ich so zurückdenke, ich bin ja nun schon beinahe mein ganzes Leben hier und kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als die Bauern mit Pferd und Wagen Mist für die Siedler ausgefahren haben. Die Äcker, die sie damals noch mit Roggen oder Kartoffeln bestellt haben, sind schon lange Wohnsiedlungen. Jahrelang sind nun schon beinahe alle Ställe leer. Es gibt keine aktiven Bauern mehr. Nur bei Hanne Beeskow stehen noch Pferde im Stall die für Hochzeitskutschen oder Kremserfahrten genutzt werden.

Früher liefen Enten schnatternd über die Höfe. Hühner gackerten im Streit um den fetten Regenwurm. Heute hört man keinen Hahn mehr krähen. Ich erinnere mich, dass vor vielen Jahren, auf dem Hof von Albert Grosse, ein Hahn den Hof bewachte. Jeder der den Hof betrat, wurde heftig in die Beine gebissen. Besser konnte kein Hofhund den Hof bewachen.

Inzwischen ist es schon etwas Herbstlich geworden, die Kastanienbäume öffnen ihre stacheligen Hüllen. Es prasselt glänzende braune Kastanien, manchmal gibt es an den Haltestellen im Dorf auch Treffer auf die Fahrgäste. Erstaunlich ist, dass ich im September mehr Schmetterlinge gesehen habe, als im Sommer. An den hohen Staudenastern, welche in den Farben rosa oder rot blühen, ist noch immer Hochbetrieb. An meinem Haus blüht der Efeu. An diesen feinen Blütchen naschen Wespen, Hornissen, Bienen und Hummeln die letzten süßen Tropfen. Auch die großen Schmetterlinge sind noch dabei. Ich beobachte Pfauenauge, Trauermantel, Admiral und die kleinen gemusterten Diestelfalter. Schon im Frühjahr ist mir aufgefallen, das wir wenig Mücken hatten. Überhaupt, sind Insekten aller Arten sehr selten geworden.

Ich frage mich, woran das liegt. Ist es die Folge der Klimaveränderung? Oder durch zu leichtfertigen Einsatz von Chemie? Ohne die Bestäubung der Obstbaumblüten würde der Ernteertrag nur halb so groß, oder noch geringer ausfallen. Es geht in erster Linie um die Bestäubung der Blüten zur Fruchtbildung, nicht um den Gewinn von Honig. Der wird von den Bienen zur Eigenversorgung im Winter deponiert. Die Bienen sind mittlerweile das drittwichtigste Nutztier des Menschen (nach Rind und Schwein). Es wird befürchtet, wenn die Bienen sterben, sterben irgendwann auch wir. Eine Bemerkung, um deutlich zu schildern, wie dramatisch die Zusammenhänge sind. Weil die Blüten nicht mehr durch die fleißigen Bienchen befruchtet werden, wachsen keine Früchte. Daher die Erkenntnis: Wir müssen die Bienen schützen und mit der Chemie sorgsamer umgehen! Oder wir müssten uns zu guten Baumkletterern entwickeln, wie es bereits in Japan/China praktiziert wird. Dort erfolgt die Blütenbefruchtung per Pinselchen. Ich wünsche einen sonnigen und bunten Herbst.