Serie für den Natur- und Gartenfreund

Jahresende und Weihnachten

von Marianne Schäfer

Kalt und trostlos sieht es in unseren Gärten aus. Dichter Nebel wabert träge, kein Windhauch vertreibt ihn. Dann plötzlich in den Nächten Frost. Morgens sehen wir an den Büschen und den Zweigen Raureif und glitzernde Kristalle aus Eis. Alles sieht so festlich aus. Aber es war nur eine kurze Freude. So kalt war es noch nicht. Ich konnte an den Tagen danach noch immer meine Gartenbesichtigungen machen. Ich entdeckte wieder ein Stelle, an der wanderndes Gras sich um die Stauden angesiedelt ahtte. Ohne Gerät, nur mit den Fingern kann man sie am besten entfernen, denn der Boden war noch nicht gefroren.
Wenn ich so zurückdenke, erkenne ich, dass das Wetter in den vergangenen Jahren immer milder geworden ist. Deutlich erinnere ich mich an die frostreichen Jahre zum Kriegsende (1943; ‘44, ‘45). Das war eine schlimme Zeit. Lebensmittel und Kohlen gab es nur auf Karten. Wie gut geht es uns da heute. Solch eine langandauernde bittere Kälte hat es seit damals wohl nicht mehr gegeben.
Es ist Zeit, die Gedanken auf die Weihnachtszeit zu richten. Geschenke und all die Dinge, die man für das große Fest noch erledigen muss. Früher habe ich immer den Weihnachtskuchen gebacken. Das will ich nun auch wieder. Ich suche das Rezept, es soll doch wieder der alte, so wie damals sein. Ich habe es gefunden. Es soll ein Napfkuchen werden: 200 g Fett auflösen. Hmm, in der Rührschüssel geht das nicht. Ich suche die gelbe Schüssel, die passt auch in die Mikrowelle hinein. 200 g Fett, hmm, ich schneide einfach eine Scheibe vom Fettpaket ab. Wird schon stimmen. Fett in die Mikrowelle, dauert nicht lange, und schon ist die Butter total flüssig. Nun den Zucker abwiegen – Waage aus dem Küchenschrank, wo sind die Gewichte? Auch im Schrank. Wo ist der Zucker? Auch hinten im Schrank, genauso wie die Tüte Mehl. Dann suche ich gleich noch die frisch gekauften Rosinen, ebenso die Mandeln und das Zitronat, Vanille und Backpulver. Der Tisch ist voll!
Los geht’s, wie viel Mehl muss ich abwiegen? Quatsch, erstmal das flüssige Fett in die Rührschüssel, dann den Zucker dazu. Dann kommen die Eier dran, sind noch genügend in der Packung? Vier große braune Eier sind noch im Kühlschrank, die schlage ich nun auch in die Schüssel. Und jetzt rühren, rühren, rühren. Nun doch das Mehl dazu, Tüte auf, Mehl in die Waagschale. Anderthalb Pfund Mehl (750 Gramm), so viel? Das scheint mir zu reichlich zu sein. Ich schütte das Mehl aus der Tüte in die Waagschale – plumps – ein großer Schwall landete über der Waage hinweg auf dem Tisch und den gesamten restlichen Zutaten. Mist! Mit der Hand alles wieder in die Waagschale, die nun voll war. Das abgewogene Mehl in die Rührschüssel und alles gut einrühren. Der Teig wird immer dicker. Ach, da müssen ja noch Backpulver und Vanillezucker dazu. Wo sind denn die? Ach hier. Alles kommt noch in die Rührschüssel dazu. Uii, ich hätte die Rosinen in Schnaps einlegen können. Schade, vergessen! Ich lege sie stattdessen in ein Schüsselchen und gieße warmes Wasser drauf zum Quellen. Die Mandeln sind schon gehackt, die rühre ich nun in den Teig. Drei Arbeitsstellen, alles voll Mehl. Egal, jetzt die Rosinen in den Teig.
Ich schaue mich um, wo sind bloß die Backformen? Bei den Töpfen ganz hinten im Schrank? Nein, wo denn dann? Ich gehe in den Keller, suche in den Regalen. Da, in der Ecke. Wieder nach oben, die Form abwaschen und fetten. Ich schätze ab und denke: Die Form ist zu klein! Also noch eine zweite Form nehmen, oder lieber zwei kleinere? Die stehen wiederum auf dem Bord in der Küche. Die Tritthilfe holen, mit einer Hand gut festhalten und mit der anderen die Form runterholen. Vorsichtig wieder runtersteigen und die Formen säubern. Ach, da ist ja auch die Geburtstagskuchenform, die nehme ich auch.
Jetzt den Teig mit den Rosinen, den Mandeln und dem Zitronat vermengen. Bevor der Teig in die Formen kommt, werden diese noch leicht mit geriebener Semmel bestreut. Jetzt den dicken Teig in die große Form einfüllen. Der Rest kommt in die kleinere Geburtstagsform. Geschafft!
Wie lange sollen die Kuchen backen? Keine Angabe. Na dann, oben auf 1 unten auf 3. So steht es in einem alten Backbuch. Die Trittleiter muss wieder weggeräumt werden. Oh, ein Blick in den Herd zeigt: In beiden Formen ist der Teig schon über den Rand. Ich schalte eine Stufe runter. Jetzt die Küche aufräumen, Gefäße und Waage abwaschen. Eierschalen raus auf den Kompost.
Die Kuchen werden schon braun!
Wo ist ein Pieker? Ich krame in meinem Küchenschubfach. Da, in einem Körbchen sind die Dinge, die man so selten braucht. Herdtür auf und in den duftenden Kuchen pieken. Trocken, nichts klebt am Hölzchen. Der Kuchen ist fertig!
Herd aus, den Kuchen vorsichtig mit dicken Topflappen auf ein Holzbrett stellen. Ha, ich habe es geschafft! Ich hoffe, dass mein Napfkuchen so wie früher schmeckt.
Ich wünsche allen Lesern ein frohes und friedliches Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr!