"Wilder Hausrüttler" sorgte für Schäden

Seltenes Wetterphänomen in Müggelheim

von Simone Jacobius

"So etwas habe ich noch nicht erlebt. Blitz und Donner kamen fast gleichzeitig vom schwarzen Himmel." Horst König, der gerade bei der Gartenarbeit war, bekam solch einen Schrecken, dass er erst einmal ins Haus rannte. Es sei zwar finster geworden, aber ein Gewitter hätte sich in keinster Weise angekündigt, meint er. Und ein richtiges Gewitter war es eigentlich auch nicht, nur ein Blitz und ein Donner fast zeitgleich.

Auf dem Wetterkanal von Jörg Kachelmann heißt es dann am 26. April auch: "Ein paar Regentropfen und ein paar harmlose Blitze im südöstlichen Berliner Raum. Nichts Aufregendes. Es gab eine Ausnahme: Einmal hat es richtig geknallt. Um 18.29 Uhr gab es einen heftigen Blitzeinschlag in Berlin-Müggelheim."

Die Meteorologen bezeichnen das Phänomen "Wilder Hausrüttler".

Der Blitz erreichte eine Amplitude (Stromstärke) von 178.700 Ampere (178,7 kA). Solche Blitzeinschläge sind relativ selten. Die Mehrzahl der Blitze hat Amplituden in der Größenordnung von 10.000 bis 30.000 Ampere (10 kA bis 30 kA). 

Und der "Wilde Hausrüttler" hat auch Schäden hinterlassen. Eingeschlagen ist der Blitz mit Karacho in einen Baum am Geinsheimer Weges Ecke Heisterbachstraße Ein bisschen angeschmokt ist er jetzt, aber mehr Schäden hat er nicht davongetragen. Was die umliegenden Hausbesitzer nicht sagen können: Fast jeder hat mindestens ein kaputtes Elektrogerät. In einem Haus sollen die Steckdosen regelrecht aus der Wand geflogen sein.

Auch die Tankstelle war betroffen. "Totalausfall nach Blitzschlag" stand auf einer Tafel geschrieben. Die Einfahrten zur Tankstelle waren durch Pylonen gesperrt, die Anzeigetafel schwarz. Von Abends 18.30 Uhr bis zum nächsten Morgen um 10.30 Uhr konnte nicht getankt werden.

Lars Schülke hatte an dem Tag gerade Dienst und stand vor der Werkstatt. "Die Sonne schien, trotzdem regnete es ein bisschen. Aber von einem Gewitter war weit und breit nichts zu sehen. Plötzlich gab es einen Wahnsinns-Blitz und danach krachte es, als würde eine Bombe einschlagen", erzählt er. Am Anfang hätten sie gar nicht mitbekommen, dass etwas passiert sei. Erst als die ersten Kunden zahlen wollten, bemerkten er und eine Angestellte, dass der Bildschirm des Kassenautomaten eingefroren war. Weil Kasse und Tanksäulen miteinander gekoppelt sind, musste der Betrieb eingestellt werden. Unterm Strich waren neben dem Kassensystem auch alle Geräte im Büro betroffen: Fax, Computer und Telefonanlage kaputt. Glücklicherweise würde in diesem Fall aber die Versicherung greifen, so Schülke. Erfahrung haben die Tankstellenbetreiber mit solchen Schäden bereits. Vor etwas acht Jahren sei ein Blitz direkt im Bachbargrundstück eingeschlagen. Auch da hätte es auf der Tankstelle bereits viele Schäden gegeben.

"Zu dem starken Blitzschlag am Geinsheimer Weg sind wir gar nicht gerufen worden, haben es nur erfahren, weil dort ein Kamerad von uns betroffen ist", sagt Sören Vieth, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Müggelheim. Ausgerückt sind die Kameraden stattdessen in die Odernheimer Straße. Auch hier hatte der Blitz eingeschlagen und in einem Haus für eine schmokende Steckdose gesorgt. "Wir mussten aber nichts unternehmen", sagt Feuerwehrmann Vieth. Für Horst König ist es ein Phänomen, dass ein Blitz an unterschiedlichen Stellen einschlagen kann. Denn das es sich nur um einen einzigen allerdings verzweigten Blitz handelte, haben mehrere Augenzeugen bestätigt.