Wildschweine auf Futtersuche

Hitzesommer lässt Natur leiden

Von Simone Jacobius

JACOBIUS

Trockene Böden und taube Eicheln: die Wildschweine auf Futtersuche.

Sie haben Hunger und es treibt sie in die Wohngegenden: Die Wildschweine ziehen auf der Suche nach Nahrung wieder verstärkt durch unsere Straßen. Schuld hat die extreme Trockenheit in diesem Sommer, heißt es vom Landesforstamt. Es gebe bereits mehr Meldungen über Schwarzkittel innerhalb der Siedlungen Berlins als sonst. Auch der Nachwuchs sei durch den Nahrungsmangel in diesem Jahr geringer ausgefallen, teilweise sogar verhungert Denn auch wenn die Eichen in diesem Jahr besonders viele Eicheln hatten – alles taube Nüsse. In ihnen war nichts drin. Das heißt, die Wildschweine müssen auf eine ihrer wichtigsten Nahrungsquellen verzichten und auch die Eichhörnchen seien bereits ganz dünn. Die starke Fruchtbildung an den Bäumen sei auch eine Folge des heißen Sommers: Um die Art zu erhalten, werden mehr Früchte gebildet. Eine Tatsache, die die Förster dennoch mit Sorge sehen, schwächt sie doch die Bäume noch zusätzlich.
Als Folge des Sommers müssen die Berliner Forsten bereits 300.000 Setzlinge nachpflanzen. Das ist die erste Bilanz des heißen Sommers. Weitere Folgen sind noch nicht absehbar. Die Senatsverwaltung hat Mitte Dezember den Waldzustandsbericht 2018 vorgelegt. Bei Stichproben im Spätsommer zeigten 15 Prozent der Waldfläche deutliche Schäden. Die Zahl ist gleichgeblieben zum Vorjahr. Allerdings gibt es mehr Bäume mit leichten Schäden, nämlich 58 Prozent, das ist ein Anstieg um sieben Prozent. Dementsprechend sank der Anteil der nicht geschädigten Bäume um genau diese Zahl auf 27 Prozent.
Die letzten Jahre waren keine leichten für die Natur: Trockenheit in den Jahren 2015 und 2016, Stürme im vergangenen Jahr und diesen Sommer eine besonders extreme Trockenheit. „Wir blicken auf zwei Jahre zurück, die es in sich hatten. Jahre, in denen wir ein Gefühl dafür bekommen, worauf wir Berliner uns noch einstellen müssen”, sagt Umweltstaatssekretär Stefan Tidow. Denn der Klimawandel wirkt sich bereits auf den Zustand der Wälder aus. Damit er gewappnet ist, treibt das Forstamt die Umgestaltung der Wälder voran. Vor allem mehr Laubbäume müssen gepflanzt werden, damit aus den Kieferwäldern ein Mischwald wird – denn Laubbäume verbrauchen über das Jahr gesehen weniger Wasser als Kiefern und sind nicht so krankheits- und sturmanfällig. Der Anteil der Laubbäume in ganz Berlin soll von derzeit 35 auf 60 Prozent steigen – es werden also immer noch genügend märkische Kiefern übrig bleiben. Die Laubbäume, die im Herbst 2017 gepflanzt wurden, würden allerdings kaum etwas zum Mischwald beitragen können, heißt es. „75 Prozent von ihnen haben den Sommer nicht überstanden”, sagt Tidow. Weil sie noch so klein waren, hätten ihre Wurzeln das Grundwasser nicht erreicht und sie sind vertrocknet. Deswegen die bereits erwähnten 300.000 Nachpflanzungen in diesem Jahr.