Abrissbirne über dem Jugendclub

Nach der Räumungsklage löst sich der Mügge-Verein auf

Von Simone Jacobius

Es ist so weit: Nachdem der Jugendclub Mügge e.V. Ende August zwangsgeräumt wurde, wird das Gebäude nun abgerissen. Ein Ersatz ist nicht in Sicht, die Jugendlichen sitzen auf der Straße. Und das, obwohl Müggelheim immer stärker wächst und immer jünger wird.
John Kühnel, ehemaliger Leiter des ehrenamtlich betriebenen Jugendclubs ist maßlos enttäuscht. „Man will eigentlich etwas Gutes tun, steht aber zum Schluss als Blöder da. Ich tu mir das nicht mehr an. Mein halbes Leben habe ich hier verbracht und Arbeit reingesteckt. Jetzt werde ich einfach fallengelassen“, zieht er einen Schlussstrich unter das ganze Drama.
Im November bekam der Jugendclub seine Kündigung zu Ende Februar. Wir hatten darüber berichtet. Der Grund: Der Club gehört zum ehemaligen Edeka-Areal, welches nun mit Wohnungen bebaut werden soll. Ende August kam die Räumungsklage, weil sich Mietschulden in Höhe von 12.000 Euro angesammelt hatten. „Mit der Kündigung hat das Bezirksamt seine Zahlungen im Februar an uns eingestellt, uns nicht mehr unterstützt. Und das, obwohl noch lange nichts passierte, wir also problemlos da bleiben konnten“, erläutert Kühnel. Da der Verein aber keine eigenen Einnahmen hat und die Miete immer vom Bezirksamt gezahlt wurde, häuften sich die Schulden an.
Der Verein hat jetzt einen Anwalt mit seiner Auflösung beauftragt und wird Insolvenz anmelden. Alles Inventar aus dem Club wurde auf Privatgrundstücken untergestellt. Denn trotz Zusagen aus dem Bezirksamt, „unkompliziert und schnell” zu helfen, wie es Kühnel versprochen wurde, passierte nichts. Zwar soll es irgendwann einen neuen Jugendclub im Ort geben, doch der muss auf dem angedachten Grundstück am Annweilerweg neu gebaut werden – das ganze Procedere dafür dauert etwa sechs Jahre.
Eine Zwischenlösung zur Überbrückung wurde vom Bezirksamt nicht angeboten. Zwar sollte der Mügge e.V. eine Berechnung für Container machen, aber darauf wurde nicht eingegangen. „Wir hätten etwa 15 Container benötigt, wären vielleicht auch mit zehn ausgekommen“, sagt Kühnel. 15 hätten etwa die gleiche Größe ergeben, wie sie der bisherige Jugendclub hatte. Die 15 alten Hasen des Jugendclubs wollen sich jetzt ein Ersatzdomizil suchen und dafür die Miete zusammenlegen – ohne vom Bezirksamt abhängig zu sein. „Wir wollen nicht unter uns bleiben, es können auch andere kommen. Aber erst einmal müssen wir etwas haben“, sagt der 34-jährige Kühnel. Für Bauarbeiten hätte der Messebauer genügend Handwerker an der Hand, um erstmal einen gemütlichen Club-
raum zu schaffen. Die Erfahrung zeige, wenn ein Club erstmal weg ist, käme er auch nicht mehr wieder. Und die Abrissbagger sind bereits angerückt. Seit Ende September wird der Jugendclub abgerissen – trotz der Asbestplatten ohne Schutz-
ausrüstung, wie einigen Müggelheimern auffiel, die es auf Facebook posteten. Der Stadtrat für Gesundheit und Umwelt informierte daraufhin LKA und LaGetSi – zur Sicherheit von Arbeitern und Anwohnern. Dennoch ist vom Mügge-Club jetzt bereits nichts mehr zu sehen. Eine Ära ist zuende.