Neun von zehn Waldbäumen in Gefahr

Waldzustandsbericht 2019 belegt erstmals massive Folgen des Klimawandels – besonders schlecht geht es den Eichen

Von Simone Jacobius

Die extreme Trockenheit und die Hitze der Jahre 2018 und 2019 haben Berlins Stadtwäldern massive Schäden zugefügt. Dies zeigt der aktuelle Waldzustandsbericht 2019, der einen der schlechtesten Gesundheitszustände Berliner Waldbäume seit Beginn der Erhebungen Anfang der 90er-Jahre ausweist.

  • Mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller geprüften Bäume im Land Berlin zeigen deutliche Schäden. Im Vorjahr waren es lediglich 15 Prozent. Die Waldfläche mit diesen Schadstufen hat sich damit binnen eines Jahres mehr als verdoppelt.
  • Lediglich acht Prozent der Waldfläche weisen keine sichtbaren Schäden auf. Nur knapp jeder zehnte Waldbaum in Berlin ist demnach gesund. Im Vorjahr war es noch mehr als jeder Vierte (27 Prozent).
  • Unter den Kiefern, mit 60 Prozent Anteil der häufigste Waldbaum in Berlin, sind nur noch sieben Prozent ohne Schäden (Vorjahr: 24 Prozent). Dagegen sind 23 Prozent aktuell deutlich geschädigt (Vorjahr: 6 Prozent).
  • Auch der Zustand der Eichen (rund 21 Prozent Anteil) hat sich deutlich verschlechtert: Nur noch fünf Prozent sind ohne Schäden (Vorjahr: 22 Prozent), während besorgnis- erregende 59 Prozent deutliche Schäden zeigen (Vorjahr 39 Prozent).

„Diese Bestandsaufnahme ist alarmierend. Die Folgen der Erderhitzung zeigen sich in diesem Jahr gerade in Berlins Wäldern dramatisch. Wir müssen daher unsere Anstrengungen deutlich erhöhen, um den Berliner Wald dauerhaft erhalten zu können und seinen enormen Wert für die Menschen und das Stadtklima zu bewahren“, sagt Umweltsenatorin Regine Günther.
Es ist damit zu rechnen, dass viele geschädigte Bäume stark beschnitten oder, vor allem aus Sicherheitsgründen, gefällt werden müssen – nicht nur im Bereich der Berliner Forsten, sondern auch in den ebenfalls durch die Extremhitze stark betroffenen Grünanlagen und Straßenzügen.
Das wichtigste Programm zur Stabilisierung der Waldökosysteme und des Landschaftswasserhaushaltes sei die Entwicklung vielfältiger Mischwälder im Rahmen einer ökologischen Waldbewirtschaftung, heißt es aus der Senatsverwaltung. Im Rahmen dessen werden allein in diesem Herbst wieder 335.000 neue Laubbäume in den Berliner Wäldern gepflanzt – entsprechende Niederschläge vorausgesetzt. Im Rahmen des seit 2012 laufenden Mischwaldprogramms unterstützen die Setzlinge junger Eichen, Buchen, Hainbuchen und Linden die Entwicklung von bislang kieferndominierten Bestände hin zu gesunden Laubmischwäldern. Laubbäume machen den Wald vielfältiger und dadurch widerstandsfähiger sowie klimafester. Mehr Laubbäume können unter anderem für mehr Wasser im Boden sorgen, weil die Feuchtigkeit nicht wie bei Nadelbäumen ganzjährig über das Blattwerk verdunstet. Im vorigen Jahr mussten die Berliner Forsten durch die anhaltende Trockenheit auf Neupflanzungen noch weitgehend verzichten, weil viele Jungbäume ohne ausreichend Regen sofort wieder eingegangen wären.
Zusätzlich zum Mischwaldprogramm sind waldschonende Arbeitsverfahren und ein konsequenter Schutz des Waldbodens von Bedeutung. Um auch Waldbrandrisiken künftig besser begegnen zu können, wird zudem die Erschließung der Wälder für Löschfahrzeuge und der Ausbau erforderlicher Infrastruktur (inklusive Löschwasserbrunnen) überprüft und bei Bedarf verbessert. Regine Günther: „Die Koalitionsfraktionen im Abgeordnetenhaus haben jetzt noch einmal deutlich mehr Gelder und Personalstellen zur Waldpflege und zur Begrenzung der Klimawandelfolgen im Wald zur Verfügung gestellt. Das ist ein bislang beispielloser Mittelzuwachs in diesem Bereich und ein sehr wichtiges Signal.“

Waldwandern

Forstliches Gesundheitswandern dient der Bewegung, Entspannung und dem Erfahrungsaustausch. Geeignet ist es für Menschen jeden Alters, die sich gern wieder mehr bewegen möchten. Nächster Termin mit Michaela Tiedt-Quandt ist am 9. Dezember von 10 bis 12 Uhr, Forstamt Friedrichshagen, Dahlwitzer Landstr. 4.
Infos unter Tel. : 0162-935 90 56