Tierische Einbrecher

Wildschweine verwüsten immer mehr Gärten und Rasenflächen

Von Simone Jacobius

JACOBIUS

Wie ein umgepflügter Acker sieht dieser Müggelheimer Garten aus, den die Wildschweine sich als Futterstatt ausgesucht haben.

Tiefe Löcher, Gärten, in denen das unterste zu oberst gekehrt wurde und viele Schüsse im Wald: Die Wildschweine sind innerorts so aktiv, wie schon seit Jahren nicht mehr. Sie pflügen auf der Suche nach Futter ganze Gärten um. Auch die Grünstreifen entlang den Straßen sind vielfach durchlöchert.
„Letztes Jahr hat sich durch die Eichelmast die Population der Wildschweine stark vergrößert. Jetzt werden sie nicht mehr satt. Es fehlt einfach der Regen“, erklärt Forstamtsleiter Klaus Pogrzeba. Das sei der Grund, warum sie jetzt wieder stärker im Siedlungsgebiet unterwegs waren. Denn Würmer und Ähnliches, was die Schwarzkittel zur Abwechslung auf ihrem Speiseplan brauchen, würden halt nur in feuchter Erde vorkommen. Doch die ist im Wald über Wochen knochentrocken gewesen. „Wenn die Eicheln jetzt fallen und es so regnet, dass auch der Waldboden nass wird, haben wir die Chance, dass die Wildschweine wieder im Wald bleiben“, sagt Pogrzeba. Doch bis dahin heißt es Obacht geben.
Da Wildschweine einen hervorragenden Geruchssinn haben, wittern sie Nahrung in Form von Zwiebeln, Knollen und Obstresten in den Gärten auch auf weite Entfernungen. Mit ihren kräftigen Rüsseln graben die Schwarzkittel den Boden auf und drücken Zäune hoch auf der Suche nach Nahrung. Die finden sie auf Komposthaufen und in gut gewässerten Gärten.
Als Vorsichtsmaßnahme sollten Grundstücksbesitzer die Zäune dichthalten, dazu gehört auch, dass sie keine zu großen Abstände haben und im Boden verankert sind, oder es einen Betonsockel gibt. Auch eine stabile Wühlstange am Boden oder an Zaunpfosten befestigt, hilft bei der Sicherung gegen die ungeliebten Besucher. Da Wildschweine trotz ihres massigen Körpers auch sehr gut springen können, sollte der Zaun auch etwa eine Höhe von 1,50 Metern haben.
„Wichtig ist auch, dass der Grünstreifen an den Straßen, vor den Gärten, nicht mehr gesprengt wird. Er lockt die Wildschweine an, dort werden sie fündig auf der Suche nach Eiweiß,“ sagt Pogrzeba. Die Stadtjäger seien zwar alarmiert und auch die „Wald-Jäger” schießen bereits verstärkt. Doch noch immer sind die Spuren der Sauen im Ort und auch entlang des Müggelheimer Damms nicht zu übersehen.
Wer jetzt anfängt, die Schweine zu füttern (was auch verboten ist), begeht einen großen Fehler: „Dann verlieren sie die Scheu vor den Menschen und bleiben ständig im Siedlungsgebiet. Wenn sie gar nicht mehr zurück in den Wald gehen, dann haben wir ein Problem“, erklärt der Forstamtsleiter. Wer sich an das Fütterverbot nicht hält, dem drohen hohe Geldstrafen.
Wildschweine sind nicht nur urig und wehrhaft, sondern vor allem sehr anpassungsfähig. Das machte sie zum Gewinner in unserer Kulturlandschaft. Durch milde Winter, Futter im Überfluss und viele neue Verstecke haben die schlauen Sauen ihre Population in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht, heißt es bei der Deutschen WildtierStiftung. Doch auch die Konflikte mit dem borstigen Allesfresser nehmen zu, wie bei uns wieder zu sehen ist.
Übrigens beginnt im November auch wieder die Paarungszeit der Wildschweine. Sie dauert bis Januar. Nach einer Tragzeit von etwa vier Monaten kommen im Frühjahr durchschnittlich sechs Frischlinge zur Welt. Eigentlich. Denn in freier Wildbahn paaren sich Wildschweine mittlerweile fast das ganze Jahr. Durch die milden Winter und das Nahrungsangebot in der Feldflur, sind weibliche Frischlinge bereits nach wenigen Monaten selbst geschlechtsreif. Man hat errechnet, dass eine Wildschweinpopulation ihren Bestand innerhalb eines Jahres theoretisch verdreifachen kann. Das sind wahrlich rosige Aussichten!

Was fressen Wildschweine?

Wildschweine sind Allesfresser. Sie ernähren sich von Eicheln, Bucheckern, Wurzeln, Pilzen, Früchten, Kräutern, Gräsern, Würmern, Engerlingen, Schnecken oder Aas. In Stadtgebieten suchen sie aber auch in Abfalltonnen nach Nahrungsresten, fressen Gartenabfälle oder durchwühlen Komposthaufen. sip