Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Die Arme strecken sich in die Höhe, ein Meer an wogenden Leibern um mich herum, ein 1000facher Chor unterstützt die Band, die vorne auf der Bühne spielt. Ich gestehe, ich war mal wieder in einem Konzert. Und es war, wie immer, wieder toll. Aber inzwischen gehöre ich mit zu den Ältesten, wenn es um Konzerte aktueller Charts-Künstler geht. Das Schöne ist aber: Keiner hat uns doof angeguckt oder gar angemacht, die Stimmung war toll, wir waren ein Teil vom Ganzen. Es wird geduzt, geteilt, gealbert und gemeinsam gegroovt – über alle Altersgrenzen hinweg.

Nicht nur bei Konzertbesuchen, insgesamt fällt auf, dass die Grenzen zwischen jung und alt immer mehr verschwimmen oder sich zumindest deutlich weiter nach hinten verschieben. Viele in den 50ern amüsieren sich heute noch genauso, wie in ihrer Jugend und scheuen sich auch nicht davor, mit deutlich jüngeren zusammen zu feiern oder zu sporteln. Nicht nur die Alten mischen sich unter die Jungen, auch die Jungen haben keine Scheu mehr davor an den Festen der Eltern-Generation teilzunehmen. Die Zeiten biederen Kaffeebesuchs, bei dem man anständig angezogen ordentlich auf der Couch sitzen musste und Tante Bertas Lamento über ihre neuesten Krankheiten ertragen musste, sind vorbei. Heute finden die Jungen spannende Gesprächspartner unter den Älteren und haben auch ihren Spaß. Klar, dass sie es ebenso genießen, unter sich zu sein. Wäre schlimm, wenn nicht. Aber es stellt keine Strafe mehr dar, eine Einladung der Eltern-Generation anzunehmen.

Die jungen Alten, das klang immer wie eine Plattitüde, doch es wird immer mehr zur Realität. Ich finde es ja schön, dass in meinem Alter immer noch alle alles machen wollen. Klar, das eine oder andere Zipperlein haben wir schon. Auch unser Stehvermögen war früher ein anderes. Inzwischen brauchen wir nach einer durchfeierten Nacht doch ein bisschen länger um uns zu erholen. Was für ein Glück, dass wir in der neuen, fortschrittlichen Zeit mit großen medizinischen Errungenschaften leben. Auch wird man nicht mehr automatisch als "Oma" abgestempelt wenn man sich unter die Jugend mischt. Und ganz ehrlich: Von diesem friedlichen Miteinander der Generationen kann, denke ich, jeder profitieren.

Schon eine betagte Freundin sagte, dass sie viel mit Jüngeren zusammen sei, um selber jung zu bleiben. Inzwischen geht sie stramm auf die 90 zu und nimmt immer noch regen geistigen Anteil am Leben der folgenden Generationen, an der modernen Technik und den modernen Kommunikationswegen. Wenn das nicht Motivation für uns alle sein sollte. Also: Konzerte, Feten, Sport – ich komme!