Große Tragik: Dachstuhlbrand vernichtete Lebenswerk

von Simone Jacobius

Es war ihr Lebenswerk. Und es sollte alles schön sein für ihre Rentenjahre. Ein Feuer hat jetzt alles zunichte gemacht. Frank und Monika Seiffert müssen fast von vorne anfangen. Am frühen Abend des 5. Juni fing der Dachstuhl ihres Hauses an zu brennen. Die Feuerwehr (unsere Freiwillige und die Berufswehr) musste unter erschwerten Bedingungen löschen, denn die Straßen in der Siedlung sind sehr eng und der nächste Hydrant befand sich erst 300 Meter entfernt im Hornbacher Weg. Also mussten viele Schläuche verlegt werden. Insgesamt rückten zehn Fahrzeuge an. Da in der Siedlung die Häuser dicht beieinander stehen, war noch zusätzliche Gefahr im Verzug.

Das Paar wohnt bereits seit 1977 in dem Haus. Erst hatte Frank Seiffert es für sich und seine Familie nach und nach vergrößert und familientauglicher gemacht. Nach der Wende hat er es dann über Jahre hinweg in Eigenleistung rekonstruiert. Das Paar hat immer sparsam gelebt und sich lieber neue Fenster und Türen gekauft, als eine Reise gemacht. Förmlich auf den letzten Metern wurde sein Traum in Asche gelegt. Der Handwerker hatte noch Dachpappen gelegt und verschweißt. Dabei ist es vermutlich zu dem Brand gekommen, der sich schnell auf den gesamten Dachstuhl von etwa 50 Quadratmetern ausbreitete. Besonders tragisch: Das Haus sollte fertig sein, wenn seine Frau in der Woche darauf aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte. Innerhalb von fünf Stunden wurde sein Lebenstraum vernichtet.

Die Arbeiten am Dach sollten die letzten der Verschönerungsmaßnahmen sein, Erst sollte der alte Dachstuhl begradigt werden, unter anderem mit geschnitzten Balken ("Das habe ich mir in Österreich abgeguckt und Schablonen angefertigt", erzählt er) und im nächsten Jahr sollte es dann neu eingedeckt werden.

Jetzt stehen sie vor einem Trümmerhaufen. Nur die Hülle des Hauses konnte gerettet werden. Dadurch, dass über Stunden Wasser in das lodernde Dach gepumpt wurde, stand auch im Haus alles unter Wasser. Die Zimmerdecken lösten sich auf und Böden quollen auf. Die Möbel sind bereits alle im Müll gelandet. Die Kleidung ist in einer Spezialreinigung und sie hoffen, dass der Großteil davon wieder tragbar zurückkommt. "Gerade mal meinen Küchenstuhl und die Zimmerpflanzen konnten wir noch retten", erzählt Monika Seiffert. Für sie, die sich morgens noch von ihrem Zuhause und dem Mann verabschiedet hatte, um ein paar Tage später zurückzukehren in ihren geliebten Garten, war der Schock besonders groß.

Doch den Handwerker trifft gar keine Schuld an dem Unglück. Einer der Gutachter brachte es auf den Punkt: "Es war eine Verkettung ganz ganz dummer Zufälle. Sie sind eigentlich ein Opfer der DDR-Mangelwirtschaft geworden." Denn Seiffert ist bekannt für seine akkurate Arbeit. Gerade Brandschutz stand bei ihm immer an oberster Stelle der Arbeitsabläufe. So lag der Wasserschlauch parat, ebenso Löschkies und Feuerbesen und er benutzte das neueste Schweißgerät, das allen Sicherheitsbestimmungen entspricht. Doch es hat nichts geholfen. Chemische Vorgänge unter seiner Dachpappe und die ungünstige Witterung sorgten für den Schwelbrand. Nach Aussage der Gutachter hat nicht das neuverlegte Material angefangen zu brennen, sondern das darunter befindliche alte aus DDR-Tagen. Es könne schon tagelang geschwelt haben, bis sich der Qualm auch außen bemerkbar gemacht habe. "Als wir den feinen Qualm bemerkten, wollten wir der Ursache auf den Grund gehen und haben das Dach wieder geöffnet. Durch den plötzlichen Sauerstoff hat sich das Feuer explosionsartig ausgebreitet. Ich habe riesiges Glück gehabt, dass mir nichts passiert ist", erinnert sich Seiffert mit Grausen. Er versuchte dann noch von innen zu löschen, doch als er die Luke öffnete, kam eine Feuerwalze auf ihn zu gerast, so dass er nur noch flüchten konnte.

Das Ehepaar ist erst einmal in einer kleinen Wohnung im Allende-Center untergekommen. Ein Freund hat sie ihnen überlassen, so lange er sie nicht selbst benötigt. Anschließend wird die Versicherung einspringen und für 100 Tage die Hotelunterkunft bezahlen. "Wir sind Kämpfer, wir schaffen das!", meint das Paar zuversichtlich. In einem Dreiviertel Jahr hoffen sie wieder in ihrem Haus übernachten zu können, notfalls erstmal nur in einem bewohnbaren Zimmer. "Wir haben damals ganz klein angefangen, warum sollten wir das jetzt nicht wieder können", meint Frank Seiffert zuversichtlich. Denn eins steht für ihn fest: Die Arbeiten will er so wie immer selbst ausführen, mit dem Geld der Versicherung.

Nach dem Feuer stießen die beiden auf eine Welle der Hilfsbereitschaft. Nachbarn standen mit Tränen in den Augen bei ihnen und haben sie getröstet, weil sie auch alle wissen, wie viel Herzblut in dem Haus steckt. "Wir haben die besten Nachbarn der Welt", sind sich Seifferts einig. Handwerker, mit denen der Hausmeister beruflich zusammenarbeitet, haben sofort ihre Hilfe angeboten, die Freiwillige Feuerwehr hat noch am Brandabend alles menschenmögliche getan, um ihm zu helfen. "Wir möchten uns deshalb bei allen ganz ganz herzlich bedanken, bei der Feuerwehr, bei Nachbarn und Freunden. Ihr seid alle ganz toll. Dieser Zuspruch hat uns sehr geholfen!", sagen beide. Und auf diesen Zusammenhalt in unserem Dorf müssen sie auch künftig setzen: denn die nächsten Monate werden hart, Hilfe ist da Willkommen.

Unbewohnbar: Blick in ein Zimmer. Foto: Seiffert
Blick vom Leiterwagen: Das Feuer war schwer zu bändigen. Foto: FF