Zu: "Gedanken aus Müggelheim", Ausgabe 11/15

Liebe Frau Jacobius,

Ihre Mahnung an die Müggelheimer zur Nächstenliebe in allen Ehren.

Aber Ihre Ablehnung gegen Andersdenkende, die Kritik an der Asylpolitik von Frau Merkel üben ist unverständlich. Da wird man schnell in die "rechte Ecke" gestellt. Wir haben vor 25 Jahren das Duckmäusertum der Regierung gegenüber abgelehnt. Da es gegenwärtig keine parteiunabhängige Bürgerbewegung gibt, die gegen die Politik der Regierung auftritt, hat sich logischerweise die NPD zum Initiator an die Spitze der Proteste gestellt, was mir nicht gefällt.

Wir stellen doch fest, dass die Äußerung von Frau Merkel auf der Pressekonferenz "Wir schaffen das" sowie die Selfies mit Asylanten eine Einladung an alle Flüchtlinge war, in das "gelobte Land" zu kommen. Aber, wer in seinem Land bedroht wird oder sein Haus verloren hat, flüchtet normalerweise in ein Nachbarland, das zu seinem Kulturkreis gehört.

Wollen sie doch zur Kenntnis nehmen, dass die Flüchtlinge nicht tausende von Kilometern zu Fuß über "wilde Äcker" durch mehrere Länder zu uns gepilgert sind, sondern nur mit Hilfe von Schleusern, die daran verdient haben. Dazu kommt noch, dass in Kroatien die Regierung Züge bereitgestellt hat, mit denen die Flüchtlinge von einer Grenze zur anderen transportiert werden.

Sie schreiben, "jeder Mensch hat Hilfe verdient", das stimmt, aber es ist nicht damit getan, dass die arabischen Flüchtlinge (davon 90 Prozent Analphabeten) aus den Lagern in der Türkei bei uns wieder in Lagern (Turnhallen, Kasernen, Hangars am Flughafen Tempelhof) untergebracht werden. Hier werden sie besser versorgt, das ist ok. Ich denke, die Flüchtlinge sind mit falschen Erwartungen gekommen (sofort Wohnung und Arbeit zu bekommen).

Ich habe Bedenken, die Regierung Merkel hat sich übernommen, denn der Flüchtlingsstrom hält weiter an. Wie soll man die jetzt schon eine Million Menschen aus dem arabischen Raum in Deutschland integrieren (ohne Deutschkenntnisse und ohne Wohnung). Eine Rückfahrt in sein Heimatland wird keiner wollen.

Berndt Meißner


Ich habe den bewegenden Artikel von Frau Jacobius vom November dieses Jahres gelesen und kann ihm nur vollinhaltlich zustimmen. Ich bin einer von den Menschen, die Krieg und Vernichtung noch am eigenen Leib erlebt haben und in der Folge flüchten mussten vor dem Wahnsinn des Krieges. Bei dem Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 lag ich mit unserer Familie und allen anderen Hausbewohnern im Keller als wir im Lautsprecher die Nachricht vernahmen: "Kampfflugzeuge im Anflug auf Dresden!" Als dann die Brandbomben in unserem Haus detonierten und das ganze Haus in seinen Grundfesten erschütterten, war ich vor Angst wie gelähmt. Ich zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub und dachte nur eins: Wenn du dieses Inferno überleben solltest, willst du nie wieder je unzufrieden, sondern nur dem Schicksal dankbar sein. Daran habe ich mich gehalten!

Anschließend zogen wir, meine fünf Geschwister und meine Eltern, im Zug der Tausende von Flüchtlingen in Richtung Erzgebirge. Wir hatten nur einen Koffer gerettet. Wir gingen zwei Tage zu Fuß durch die Gegend und wurden dabei noch von Tieffliegern beschossen. Wir waren unsagbar froh, als wir in dem kleinen Dorf Falkenhain ankamen und überglücklich, wie wir in diesem Dorf aufgenommen und unterstützt wurden. Wir wurden auf die meist kleinen Bauernhöfe verteilt und erhielten dort alle nur denkbare Unterstützung. Das war für die Bauern nicht einfach, sie mussten sich wohnlich und in ihren Lebensgewohnheiten beachtlich einschränken. Wir alle haben dort mehrere Monate gewohnt. Aber keiner unserer freundlichen Gastgeber hat gemurrt oder sich beschwert, geschweige denn, sich uns gegenüber ablehnend verhalten. Damals haben wir in dem kleinen Dorf Menschlichkeit und Solidarität erfahren und das mitten im Faschismus! Ich habe diese Solidarität nie vergessen! Eberhard Kunz


Zu: Leserbrief von Herrn Wrase, Ausgabe 11/15

Im Leserbrief von Herrn Wrase auf Seite 10 im Müggelheimer Boten vom November ist folgendes zu lesen: "Müggelheim, das ‚Dorf am Rande der Stadt', eine Versorgungswüste, wer will das schon?", und es wird die lange Reihe der Schließungen von Versorgungseinrichtungen aufgezählt; die Lebensqualität ist deutlich gesunken. Diese Entwicklung hat benennbare Ursachen. In den 90er Jahren sah die Entwicklungsperspektive für Müggelheim deutlich anders aus.

Der Umweltkreis in der ev. Kirchengemeinde und die Bürgervertretung Müggelheim bemühten sich in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro NaturhausArchitelten um die künftige Entwicklung Müggelheims. Müggelheim sollte in seiner Einmaligkeit als naturgegebenes abgeschlossenes ländliches Siedlungsgebiet in einer Großstadt bewahrt werden, und gleichzeitig sollte eine ökonomische und kulturelle Entwicklung gefördert werden. Dazu sollte Müggelheim in ein geeignetes Förderprogramm aufgenommen werden. Nach Beratungen und Ortsbegehungen zusammen mit Vertretern des Bundesbauamtes und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz wurde 1994 ein entsprechendes Förderprogramm für Müggelheim auf Landes- und Bundesebene unterzeichnet. Die Büros IC Consult Aachen/Berlin und PLK Städtebau Berlin/Frankfurt(O)e wurden mit der Erarbeitung des Projekts Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) beauftragt. Müggelheim sollte "Modellsiedlung für eine sich entwickelnde Ortslage am Rande einer wachsenden Metropole" werden. Der Endbericht dazu lag im Oktober 1997 vor.

Warum sind nun die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens nicht verwirklicht worden, und alles ist anders gekommen? Da wären zwei wesentliche Gründe zu nennen, die alles Weitere nach sich gezogen haben. Zum einen ist es der Konsensbeschluss von 1996 zum Bau des Großflughafens am ungeeignetsten Standort Schönefeld mit den sich daraus für Müggelheim ergebenden Entwicklungsbeschränkungen. Zum anderen kann das bereits während des Forschungsvorhabens bemerkbare vergleichsweise geringe Interesse der bezirklichen Verwaltung an der Erarbeitung und Verwirklichung eines Konzepts für die Entwicklung Müggelheims im Zusammenwirken mit den interessierten Müggelheimern (Heimatverein, Bürgervertretung, Umweltkreis u.a.) nicht unerwähnt bleiben. So begann eine Entwicklung deren bisheriges Ergebnis im Leserbrief gut zusammengefasst ist. Die Frage ist nun: Wenn überhaupt, wie ist diese Entwicklung aufzuhalten oder sogar wieder umzukehren?

Die geäußerte Kritik am Müggelheimer Boten ist allerdings nicht verständlich; er entstand gerade im Zusammenhang mit dem genannten Forschungsvorhaben, um die Müggelheimer über das Geschehen in ihrem Ort zu informieren, was immer ein besonderes Anliegen der Chefredakteurin ist.Für den Umweltkreis: AG/HK


Sehr geehrter Herr Wrase,

Ihren Artikel im Müggelheimer Boten habe ich mit Empörung gelesen, auch die Artikel über den Heimatverein und den Müggelheimer Boten anderer Briefeschreiber.

Haben Sie sich, Sie sind seit sieben Jahren in Müggelheim ansässig, schon einmal die Frage gestellt, warum in Müggelheim keiner mehr ein Gewerbe eröffnet, oder nach 6-7 Jahren wieder schließen oder verkaufen muss?

Es sind auch Müggelheimer, die sich beklagen und dazu beitragen, dass die Fluktuation der Gewerbetreibenden in Müggelheim zunimmt. Ob es der Müggelheimer Bote, der Müggelheimer Pflanzenmarkt, Leher Edeka, Müggelhort, der Italiener, der eine wunderbare Küche hatte, oder wir, Neu-Helgoland, sind. Wir geben uns als Dienstleistender alle Mühe, um den Standort Müggelheim attraktiver zu gestalten. Gerade die Mitglieder des Heimatvereins oder des Wirtschaftskreises arbeiten ehrenamtlich für unseren Ort und das mehrmals im Monat. Und was machen einige Müggelheimer? Nörgeln! Das ist der Dank für unzählige freiwillige Helfer, die gerade das gesellschaftliche Leben durch die zahlreichen Feste im Ort gestalten.

Mit diesem Brief haben Sie jedenfalls meine Mitarbeiter dermaßen demotiviert, dass ich nur sagen kann, toll, verkaufen wir auch und machen Wohnungen daraus, was wesentlich lukrativer wäre als Dienstleister zu sein!

Machen wir natürlich nicht.

Treten Sie doch dem Müggelheimer Wirtschaftskreis oder dem Heimatverein aktiv bei, dann können auch Sie Ihren verantwortungsvollen Beitrag für ein besseres Leben in Müggelheim leisten. Und das sollte ein Aufruf an alle Müggelheimer sein, denn es geht um unser Zuhause.

Mit freundlichen Grüßen Dagmar Tabbert


Sehr geehrte Redaktion, ich bin entsetzt. Als Müggelheimerin lese ich den Boten von Anfang an immer aufmerksam und freue mich über diesen Luxus. Ich finde jedoch, dass so ein Leserbrief mit solch negativer Wortmeldung nur gekürzt in den Boten gehört.

Es gibt hier Menschen, die beleidigt wurden. Haben Sie mal daran gedacht, wie verletzend das ist? Einer, der sieben Jahre hier wohnt erlaubt sich so eine Meinung über den Heimatverein, die Angerfeste, den Boten und Neu-Helgoland.

Da sind Menschen, die engagieren sich. Über die Maßen. Die versuchen einen guten Job zu machen. Sowohl ehrenamtlich im Verein, als auch im Neu-Helgoland. War dieser Herr schon mal dort? Zum Tanztee (wo gibt es das schon?), zum Konzert, zu Weihnachten, zum Jazz-Brunch.Sowas muss Mann/Frau erstmal suchen und in der Nähe haben. Soviel Kultur! Ich fass das nicht. Auch Restaurationen und Vereine werden geschlossen, weil zu wenige Leute dies wertschätzen und hingehen.

Nicht meckern, mitmachen, hingehen, unterstützen. Meckern kann jeder! Die Arbeit machen kaum jemand.

Alle wollen bespaßt werden habe ich den Eindruck, aber kaum geht es an die Kosten, ist nur die Frage: Geht es nicht billiger oder umsonst?

Freunde von uns kommen zu Veranstaltungen aus Leipzig nach Müggelheim. Die schätzen auch die liebevoll organisierten kulturellen Möglichkeiten in Neu-Helgoland, weil!!! Da gibt es noch handgemachte Musik!! Wissen Sie eigentlich, wieviel Mühe das ist? Schon, wer mal eine kleine Sache versucht hat zu organisieren, weiß das – z.B. Klassentreffen, Familienausflug, Geburtstagsüberraschung.

Ich wünsche uns jedenfalls noch viele schöne Feste, Konzerte und auch Einkaufsmöglichkeiten, sowie neue mutige Restaurantbetreiber. Dieses Geschäft ist in Müggelheim nicht das Einfachste. Mit freundlichen Grüßen. Cornelia-Andrea Bauersfeld

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