Berliner Forst im Wandel

Interessanter Vortrag zur Waldraumbewirtschaftung

Am 12. Mai hatte der Umweltkreis in die Alte Schule geladen. Etwa 20 Interessierte erschienen. Als Gäste und Vortragende waren Eckardt Scheffler als Moorspezialist und Revierförster George Majumder (Försterei Fahlenberg) anwesend. Zuerst hielt Förster Majumder einen Vortrag über Ziele, Aufgaben und Praxis der Bewirtschaftung der Baumbestände um Müggelheim herum, die wir Wald nennen. Genau genommen haben wir um unseren Ort jedoch nur Forste. D.h. Holzanbau von Menschenhand zu wirtschaftlichen Zwecken. Hier bei uns waren es plantagenartige Kiefern-Monobestände. Einst jagenweise gleichzeitig bepflanzt und 120 Jahre später gleichzeitig geerntet (Kahlschlag).

So geht es aber schon lange nicht weiter. Majumder erläuterte die seit 1991 geltenden Waldbaurichtlinien der Berliner Forsten, die auf dem Berliner Landeswaldgesetz basieren. Danach sollen Forste in Richtung Wald verändert werden. Der Wirtschaftsertrag als Ziel tritt zurück und ausgeglichener Naturhaushalt, Vielseitigkeit im Bestand der Pflanzen und Tiere sowie Erholungszweck für den Menschen treten hervor.

Der Baumbestand der Försterei Fahlenberg ist überaltert (72 % "Altholz"). Die Fällung vieler Bäume ist nötig, um noch gutes Holz für den Verkauf zu sichern. Derbholz bleibt zur Verrottung im Wald liegen. Es sieht also "unaufgeräumt" im Wald aus.

Mit der Wegnahme alter Kiefern wird Lichteinfall für nachwachsendes Unterholz eröffnet. So entstehen auch neue Lichtungen. Es sollen (einheimische) Laubhölzer nachwachsen, um Mischwald zu erreichen. Dabei wird besonders die Traubeneiche auf armen Standorten gepflanzt. Sie wird angepflanzt mit bis zu 2500 Setzlingen je Hektar. Es bleiben aber je Hektar zehn Altbäume stehen, um später als Totholz den Vögeln und Insekten zu dienen. Wenn sie dann umfallen, bleiben sie liegen. Das zukünftige Bild des Waldes um unseren Ort wird also durchwachsen sein: junge, alte, tote Bäume; Laub, Nadel; in der Höhe gestaffelt: Unterholz, kleinwüchsige, große Bäume.

Was wir aber nicht zu fürchten haben, ist, dass der Wald geopfert wird, um Windenergieparks Platz zu machen. Dem steht der 100 Jahre alte "Dauerwaldvertrag" des Landes Preußen mit dem Verband Groß-Berlin entgegen. Berlin wurde vom Kaiser und König der Walderwerb und die Forstnutzung nur mit der Auflage erlaubt, ihn dauerhaft (für immer) zu erhalten und nur als Forste zu nutzen.

Auf Fragen des Publikums gab Förster Majumder noch einige interessante Antworten. Hier einige, kurz gerafft:

  1. Nein, aus dem Liegenlassen von Totholz im Wald ergibt sich exorbitant keine höhere Waldbrandgefahr. Wipfelbrände sind bei zukünftigem Mischwald eher auszuschließen.
  2. Da um Müggelheim auch Waldflächen "Privatwald" sind, kann es zu unterschiedlichen Erscheinungsbildern des Waldes kommen.
  3. Zerfahrene Wege werden nach Fäll- und Aufforstmaßnahmen instandgesetzt. Aber eben als Waldwege, was manchen Wünschen nicht genügen mag.
  4. Bohlenwege südliche der Krumme Laake werden nicht wieder errichtet.
  5. Rund um Müggelheim gibt es einen gesunden Wildbestand. Hauptsächlich handelt es sich um Schwarzwild, Rehwild, Fuchs, Dachs, Marder, vereinzelt Waschbären in Siedlungsnähe und vereinzelt den Waldhasen.
  6. Die illegale Vermüllung im Wald hat abgenommen, ist aber latent leider immer noch festzustellen.
  7. Nicht angeleinte Hunde im Wald sind ein ständiger Stressfaktor für unser Wild. Deshalb ist es nur in ausgewiesenen Hundeauslaufgebieten zulässig.

Herr Scheffler ergänzte den Vortrag von Georg Majumder dahingehend, dass er eine kritische Bewertung von Kiefern als vorherrschenden Waldbaum vornahm. Kiefern verbräuchten sehr viel Wasser. Sie saugen Sommer wie Winter Grundwasser ab. Da er, Scheffler, den Grundwasserkörper für gefährdet halte, gefalle ihm die Strategie Mischwald.

Scheffler führte aus, dass mit der Renaturierung der Pelzlaake, der Teilnaturierungen an Krummer Lake und Teufelssee solche Maßnahmen um Müggelheim zu ihrem Ende kommen. Andere ehemalige Sumpf- und Moorgebiete seien im Torfkörper bereits so zerstört, dass Renaturierung keinen Sinn mehr mache. Hier wurde das Gebiet um Chausseehaus – der ehemalige Kuhgrabensumpf explizit genannt.

Der Umweltkreis erwägt, in einem Jahr eine Folgeveranstaltung zu organisieren, um das Neueste "vom Wald" zu erfahren. Für den Umweltkreis, Harald Kampffmeyer