Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Auch wenn das Wetter immer unberechenbarer wird – sommerliche Temperaturen im Winter, winterliche im Sommer – auf eines ist doch Verlass: die Eisheiligen. Pünktlich Mitte Mai fallen sie über uns her. Ich weiß das ziemlich genau, haben doch meine Schwester und eine Freundin genau zu dieser Zeit Geburtstag. Die Freundin feiert ihren Ehrentag nicht mehr, weil er zu oft wortwörtlich ins Wasser gefallen ist und wir bei Kälte im Garten bibberten. Auch bei meiner Schwester gestaltetet sich der 11. Mai immer sehr unberechenbar – häufig kühl und nass, selten nur schön. Eigentlich kann ich mich nur an zwei sonnig-warme Geburtstage erinnern. Und wir sind nicht mehr die Jüngsten...

Dennoch haben auch die Eisheiligen ihren Schrecken für die Gartenliebhaber verloren. Man weiß es zwar, empfindliche Pflanzen erst nach den Eisheiligen raussetzen oder sähen – aber kaum jemand hält sich daran. Es fällt auch schwer, wenn man das Überangebot an schönsten Sommerblumen bereits im April sieht. Und gerade nach solch langer Dürreperiode wie diesen Winter, lechzen die Menschen nach Farbe in ihren Gärten. Da nimmt man dann halt ein bisschen Schwund in Kauf, oder die Mühe, bei zu kühlen Nächten dann doch nochmal im Dunkeln hinaus zu tapsen, um die "Sensibelchen" mit Säcken oder Folie abzudecken. Es ist doch schön, dass wenigstens in dieser Hinsicht noch Kontinuität besteht...

Der Frühling mit seinem frischen Grün und der Blütenpracht weckt auch wieder Lebensfreude und Bewegungsdrang in uns. Es ist ein bisschen wie Berufsverkehr oder eine Demo, wenn man sich an Feiertagen und Wochenenden auf dem R1 am Müggelsee bewegt. Hier ist Slalomfahren angesagt, und vor allem hintereinander fahren – sehr unkommunikativ. Lange Schlangen an Radlern bewegen sich in beide Richtungen, zwischendrin verirren sich ein paar Skater und Jogger. Auch Richtung Müggelturm ist Rushhour. Da freut man sich als Einheimischer, dass man auch problemlos die Ruhe der Wochentage oder Abendstunden nutzen kann, wenn sich nicht halb Berlin in unsere Gefilde verirrt.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Spaß am Frühling und an der Bewegung. Aber seien Sie vorsichtig – die Rushhour ist überall!