"Paule III" sticht wieder in See

Berlins einzige Ruderfähre wurde reanimiert

von Simone Jacobius

Eine mehr als 100 Jahre alte Tradition wird nun – nach einer kurzen Unterbrechung – wieder fortgesetzt: Die kleine Ruderfähre zwischen Müggelheim und Rahnsdorf ist am 1. Mai wieder in See gestochen. Einen Sommer lang gab es eine Zwangspause, aber jetzt legt Berlins einzige Ruderfähre "Paule III" wieder in den Spreewiesen an. Mit einem kleinen Fest bei Fischer Thamm direkt am Fähranleger ist das gebührend gefeiert worden.

18.000 Unterschriften hatten Fans der Mini-Fähre gesammelt und der Heimatverein Köpenick setzte sich vehement für die Beibehaltung der Traditionsfähre ein. Am 16. April sind, nach zähen Verhandlungen, die Verträge zwischen Senat, BVG und Weißer Flotte Stralsund unterschrieben worden. Die Finanzierung über 20.000 Euro für dieses Jahr kommt aus dem Topf des Öffentlichen Personennahverkehrs der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Möglich ist das kleine Budget durch einen komprimierten Betrieb. "Paule III" fährt künftig nur noch an den Wochenenden und feiertags. Das sind 48 Betriebstage zwischen dem 1. Mai und dem 3. Oktober. Da es sich um einen Linienbetrieb handelt, wird die Nutzung mit einem BVG-Kurzstreckentarif möglich sein.

Überglücklich ist auch Roni Kebelmann, der letzte Fährmann, bevor Paule III 2013 in "Ruhestand" geschickt wurde. Er fuhr inzwischen auf einer Elektrofähre, wird nun aber wieder die Ruder schwingen. "Ich freu mich, hier kommt man viel dichter an die Menschen heran", sagt er. Und dicht ist wörtlich zu nehmen. Bis zu acht Fahrgäste passen ins Boot, Fahrräder werden auch mitgenommen.

Nachdem die Verträge unterschrieben wurden, war aber noch kein Boot da. Denn "Paule III" wurde während seines Ruhestandes verkauft – an den Heimatverein Köpenick. Der will es nun wieder an die BVG zurückverkaufen. Ein Gutachter musste noch ein Fährzeugnis für die Wiederzulassung ausstellen und dann konnte es losgehen.

Am 1. Mai um 10 Uhr nahm die Fähre ihren regulären Betrieb auf. Die ersten Ruderschläge machte Verkehrssenator Andreas Geisel höchstpersönlich. Bei Fischer Thamm am anderen Ufer der Müggelspree gab es ein kleines Musik- und Unterhaltungsprogramm, außerdem gab es Sonderfahrten mit der Fischerschaluppe zum Müggelsee. Nun heißt es wieder regelmäßig: "Hol über, Fährmann!"