Neue Behandlungsrichtlinien bei Kindern

von Dr. Rolf Förster

Verbrühungen / Verbrennungen

Als ERSTE HILFE nicht mehr eiskaltes Wasser über die Region laufen lassen oder gar mit Eisbeuteln kühlen, sondern reichlich lauwarmes bzw. leicht temperiertes Wasser drüber laufen lassen. Danach mit Tuch abdecken, wobei idealer Weise sterile Kompressen oder wenigstens ein sauberes Tuch aus fusselfreiem Material gewählt werden sollte. Das Kind nüchtern lassen, weil evtuell eine Narkose erforderlich ist, Schmerzmittel verabreichen (Ibuprofen Zäpfchen für Kinder, etwa 10 mg/kg Körpergewicht) und schnellstmöglich ein Krankenhaus oder gar bei großflächigen Verbrennungen, ein auf Brandverletzungen spezialisiertes Unfallkrankenhaus (Marzahn) aufsuchen!

Das fiebernde Kind

Das Auftreten von Fieber bei einem Kind löst verständlicherweise bei Eltern, aber auch zum Teil bei den behandelnden Ärzten, große Sorge aus. Fieber wird definiert als eine rektale Temperatur über 38oC. Die rektale Temperaturmessung bleibt der Goldstandard. Die Ohrtemperaturmessung ist zwar schnell, leichter zu handhaben und angenehmer für die Kinder, aber die Sensitivität ist unzureichend. Fieber ist keine Krankheit, sondern eine in der Evolution konservierte Reaktion des Körpers auf externe oder interne Stimulie. Die Steuerung durch das Zentralnervensystem spricht dafür, dass die Temperaturerhöhung einen Überlebensvorteil darstellt. Eine Erhöhung der Temperatur führt zur Hemmung der Vermehrung von Viren und Bakterien und zu einer positiven Beeinflussung der Immunität gegen die Erreger. Die Temperatur ist in den frühen Morgenstunden am niedrigsten, am höchsten in den frühen Abendstunden. Fieberfrei ist man eben erst, wenn die Abendtemperatur im Normbereich ist.

In den allermeisten Fällen erscheinen fiebernde Kinder wenig beeinträchtigt. Ist es aber der Fall, dass das Kind zyanotisch, kurzatmig oder gar punktförmige Unterhautblutungen aufweist und die rektale Temperatur > 40oC beträgt, also einen schwer kranken Eindruck macht, ist eine stationäre Aufnahme unumgänglich. Fieber bei Neugeborenen ist eine Seltenheit und gerade bei diesen Kindern ist bei Fieber in zehn Prozent der Fälle mit einer schweren bakteriellen Neugeboreneninfektion zu rechnen und die stationäre Aufnahme erforderlich.

Es ist wichtig, dass die Eltern mehr über eine engmaschige Beobachtung des fiebernden Kindes aufgeklärt werden und auf die Zeichen einer schweren Erkrankung achten (Atmung, Haut, Verhalten und Bewusstseinszustand des Kindes) als auf die Normalisierung der Körpertemperatur. Inzwischen wird ein routinemäßiger Einsatz von fiebersenkenden Mitteln (Antipyretika) bei ansonsten unauffälligen Kindern bei Fieber nicht mehr empfohlen! Dafür ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (50-80 ml/kg Körpergewicht) zu achten (trinken!). Fiebersenkende Mittel behandeln nur die Symptome, die Viruslast und damit die hohe Ansteckungsgefahr durch die erkrankten Kinder bleibt erhalten. Bettruhe und Auskurierung vor jeglichen Belastungen sind dringend empfehlenswert.

Antipyretika, also fiebersenkende Mittel, sollten nur noch eingesetzt werden, wenn das Kind

  • stark beeinträchtigt ist
  • sehr hohes Fieber hat (> 40 °C)
  • nur sehr wenig Flüssigkeit zu sich nimmt
  • Fieberkrämpfe in der Anamnese bekannt sind.

Antipyretika werden dann nach Gewicht und nicht nach Alter dosiert. Erste Wahl ist dabei das Paracetamol aufgrund der langen Erfahrungen mit der Sicherheit dieses Medikamentes. Die Dosierung beträgt 10-15 mg/kg alle vier bis sechs Stunden. Es wirkt innerhalb von 30 bis 60 Minuten. Rektalverabreichung ist sinnvoll bei Erbrechen oder eingetrübtem Kind. Die Dosierung von Ibuprofen beträgt 10mg/kg Körpergewicht alle sechs Stunden, maximal 40mg/kg/Tag. Der Haupteffekt wird hier nach drei bis vier Stunden erreicht und hält sechs bis acht Stunden an. Physikalische Maßnahmen bedeuten eine Zuwendung für das erkrankte Kind und dies trägt zweifellos zur subjektiven Linderung der Beschwerden bei. Allerdings wird von den berühmten Wadenwickeln oder gar kühlen Bädern ohne Verabreichung von Antipyretika abgeraten (außer bei Hitzschlag).

Wichtig aber ist die Bettruhe des Kindes in einem nicht überhitzten, ruhigen Raum. Nochmals: Keine Panik, im Allgemeinen ist die Erkenntnis wichtig, dass Fieber dem Kind meist mehr nutzt als schadet und dass fiebersenkende Stoffe die natürliche Funktion des Fiebers vermindern. Diese sollen das Wachstum von Viren und Bakterien hemmen und das Immunsystem effektiver arbeiten lassen. Fieber ohne erkennbare Ursache stellen eine besondere Herausforderung dar und sollten durch wiederholte körperliche Untersuchungen von einem mit Kindern erfahrenen Arzt durchgeführt werden.