Geschichten aus dem Müggelwald

Trabbi der Musiklehrer

von Ingrid Zweiniger

Im Garten ertönte eine schöne Melodie. Trabbi hörte aufmerksam zu. "Wer ist denn das, der da herumträllert? Ich muss mal nachgucken, um dem Trällermeister danke zu sagen."

Trabbi blieb plötzlich stehen, denn aus der Melodie wurde Gesang. Trabbi war neugierig. Aber was er dann hörte, das war schon komisch. Da sang der Trällermeister "Lasset uns singen, tanzen und springen, Frühling, Frühling, wird es nun bald..." "Na prima, der Sänger bringt wohl die Jahreszeiten durcheinander. Der Frühling ist schon lange vorbei. Auch der Sommer ist verschwunden und jetzt ist der Herbst bei uns angekommen. Also ich glaube, der Trällermeister, aber jetzt ist es ja ein Liedsänger, ist ein Dummchen. Hallo, wo bist du, du Sänger aus dem Müggelwald? Wir müssen etwas besprechen, was heißt besprechen, wir müssen etwas aufklären."

Es meldete sich niemand. Trabbi konnte rufen so laut er wollte, keiner war da. "Irgendetwas stimmt doch gar nicht. Bin ich Gaga? Ich habe doch diesen Gesang gehört. Vielleicht muss ich einfach ein bisschen mehr Geduld haben. Es kann ja sein, dass der Sänger wieder anfängt, seine Lieder zu singen. Also werde ich es mir bequem machen in meiner Tannenhecke und werde warten."

Es war gemütlich in der Tannenhecke und deshalb schief Trabbi ein. Es war für Trabbi ein schöner ruhiger Mittagsschlaf. Dann wurde er plötzlich wach, weil er wieder ein Lied hörte.

"Prima, prima, jetzt werde ich dem Sänger oder Trällermeister auf die Spur kommen. Aber erst höre ich mir dieses Lied an, denn das klingt ja ganz anders als das Frühlingslied. Ja, das ist ein anderes Lied, aber auch das stimmt nicht, denn die Vögel sind noch da und nicht schon da. Viele Vögel werden in ein paar Tagen in den Süden fliegen, weil es bei uns zu kalt wird. Einige Vögel bleiben aber auch hier und die brauchen dann Fresschen, zum Beispiel Sonnenblumenkerne, damit sie nicht verhungern. Frauchen und Herrchen haben schon einen ganzen Sack voll von diesen Körnern gekauft. Für Fritzi eine Freude, denn sie hofft, dass sie mal ein Piepchen verspeisen kann. Ich habe ihr das verboten. Piepchen werden nicht gefressen. Jedenfalls nicht bei uns im Garten. So nun genug von den Vögeln. Ich höre ja gar keine Melodie und kein Lied mehr. Wo ist unser Liedersinger oder Trällermeister? Ich mache mich auf die Suche nach diesem Künstler, um mit ihm die falschen Texte zu besprechen, denn so viel Dummheit darf es bei uns im Müggelwald nicht geben. Hallo, wo bist du? Komm doch endlich mal aus deinem Musikstudio raus. War ein Scherz, denn so ein großer Künstler bist du nun auch nicht."

Plötzlich raschelte es in der Hecke. Trabbi war ganz leise und schaute sich um, denn nun müsste sich das Rätsel endlich auflösen. Trabbi wollte es nicht glauben, denn kein anderer als sein Kätzchen Fritzi stand vor ihm.

"Das kann doch nicht wahr sein. Du bist der Trällermeister oder Sänger? Fritzi, du bist es, der die ganzen Texte falsch singt. Trällern kannst du gut. Auch Singen geht gerade so, wenn du die Texte den Jahreszeiten anpassen würdest. Also komm her, wir üben. Ich bin jetzt dein Musiklehrer oder Gesangslehrer oder oder oder. Also der Unterricht beginnt. Alles klar, Fritzi?"

"Ja, Herr Gesangslehrer Trabbi. Ich bin bereit zum Lernen."

"Es geht ja nur um die Texte, nicht um den Gesang. Singen kannst du super. Also los geht es. Das 1. Lied: 'Frühling, Frühling wird es nun bald' kannst du im Herbst nicht singen. Es ist ein Frühlingslied und wir haben jetzt die Jahreszeit Herbst. So, das zweite Lied: 'Alle Vögel sind schon da' geht auch nicht. Die Vögel sind noch da. Sie sind im Frühling zu uns gekommen. Nicht alle, aber einige. Und die Vögel, auch nur einige, fliegen im Herbst wieder weg, dorthin, wo es warm ist. Hast du alles verstanden?"

"Jawohl, Herr Gesangslehrer!

"Der Gesangsunterricht oder die Musikstunde, ist jetzt beendet. Bis zum Winter, da gibt es wieder neue Lieder."