Frischer Wind für kleine Kinder

Kita Müggelstern mit neuer Leiterin

von Simone Jacobius

"Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann in unserm Kreis herum…" Voller Elan drehen sich die kleinen Beinchen im Kreis. Fröhliches Lachen ertönt, gleichzeitig gucken die zwölf Kinder mit großen Augen ihre Erzieherin an. Die Drei- und Vierjährigen machen gerade den Morgenkreis. Und der ist heute sehr musikalisch. Im Nachbarraum sitzen die "Großen", die Vorschulkinder, mit ihrem Erzieher Peter an einem Tisch und reden. Ein Fünfjähriger hat zu Hause einen Film mit einem Schwert gesehen – dazu haben die anderen auch etwas zu sagen. Ruhig mahnt Peter an, die jeweiligen Kinder ausreden zu lassen und sich so lange still zu verhalten. Eine entspannte Gesprächsatmosphäre.

Kita-Leiterin Katarina Kroll mit der kleinen Nelia (3) Foto: Jacobius

In der Kita Müggelstern an der Müggellandstraße weht ein neuer Wind. Katarina Kroll, selbst im vergangenen Jahr Mutter eines Kita-Kindes dort, hat vor kurzem die Leitung übernommen. Die 39-jährige Mutter von drei Kindern lebt seit 14 Jahren in Müggelheim und ist vielen bereits bekannt – leitet sie doch die musikalischen FEZi-Strolche, ein Projekt im FEZ. "Durch meine Tochter  habe ich sämtliche Höhen und Tiefen dieser Kita mitbekommen", erzählt sie. Für den Träger – Kitavis von der Stiftung Bildung & Handwerk –, war klar, es muss eine Veränderung vollzogen werden. "Eine Kita kann nur in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gut funktionieren. Dazu gehören auch die Eltern", sagt sie. Doch da war noch Entwicklungspotential. Die gelernte Erzieherin zog erst einmal die Notbremse und ruderte von der komplett offenen Arbeit zurück zur traditionellen Gruppenarbeit. "Das ist zwar nicht mehr Trend, aber es war notwendig, um erst einmal wieder Ruhe zu bekommen", sagt sie. Offene Arbeit funktioniert nur in festen Strukturen, offen arbeiten heiße nicht: ziellos herum irren. Nun gibt es jeden Morgen einen Morgenkreis in allen vier Gruppen. Da wird gesungen und erzählt, zugehört und gemeinsam der Tag geplant.

50 Kinder besuchen die Kindertagesstätte inzwischen. Damit ist sie ausgebucht. Wenn der Anbau ausgebaut ist, die Baugenehmigung soll es dafür demnächst geben, wird es eine fünfte Gruppe geben und insgesamt 65 Kinder. Die Warteliste ist jetzt schon lang, aufgenommen wird nach Jahrgängen, damit eine gute Durchmischung entsteht.

Katarina Kroll hat drei Schwerpunkte für die Kita festgelegt: 1. Der naturwissenschaftliche Bereich. Neben der Tatsache, dass die Kinder viel draußen spielen und die Natur erkunden, werden auch Experimente gemacht oder Veranstaltungen und Weiterbildungen vom Haus der kleinen Forscher besucht.  2. Musik erleben mit allen Sinnen – aus dem Team spielen drei Gitarre, zwei Klavier und eine Flöte.  Also beste Voraussetzungen. Übrigens werden für die Musikeinheiten auch noch gerne kleine Instrumente wie Triangel, Glöckchen, Rasseln oder ähnliches entgegen genommen. 

Der dritte Schwerpunkt ist Gedächtnistraining. "Wir wollen die Kinder spielerisch auf die Schule vorbereiten, dazu gehören auch Lernstrategien und Konzentration – nicht nur, dass die Kinder ihren Namen schreiben können", sagt Katarina Kroll. Aus diesem Grund strebt sie auch eine enge Zusammenarbeit mit der Schule an. Kinder sollen wieder lernen, logisch zu denken, selbständig Zusammenhänge erkennen und alleine Aufgabenstellungen zu bewältigen. "Viele Kinder wissen heute nicht mehr, wie man spielt, dafür aber, wie der Fingerwisch auf dem Tablet oder Smartphone funktioniert", bedauert die Pädagogin.  Deswegen müssen neue Spielzeuge in der Kita immer erstmal eingeführt werden. Die Erzieher erklären den Kindern, wie das Spielzeug funktioniert, ihre Spielregeln und wie man es behandeln muss. Das ist richtige Schwerstarbeit.

Noch vor Weihnachten sollen die "Müggelsterne" auch neues, altersgemäßes Mobiliar bekommen. In einem ersten Elterneinsatz ist bereits der Eingangsbereich gestrichen worden. Als Nächstes soll die große Betonfläche an einigen Stellen aufgebrochen  und Bäume gepflanzt werden – als natürliche Schattenspender. Doch dafür ist schweres Gerät nötig und sie hofft auf Unterstützung.

Beim Personal strebt Katarina Kroll eine Mischung aus älteren, erfahrenen Erziehern und jungen, neu Ausgebildeten an. Zurzeit arbeiten ein männlicher und drei weibliche Erzieher in der Einrichtung. Zwei weitere werden noch gesucht. Unterstützt wird das Team von zwei Auszubildenden, einer Praktikantin, einer Küchenkraft und einem Hausmeister. "Wir sind dabei, ein tolles Team zu werden und erziehen uns gerade gegenseitig", sagt die Leiterin lachend.  Dass sie mit all ihren Plänen aber auf dem richtigen Weg ist, zeigt das Vertrauen der Eltern in das neue Konzept. Wenn das keine Bestätigung ist!