Geschichten aus dem Müggelwald

Holly, das Wegwerfhundchen

von Ingrid Zweiniger

"Hurra, hurra, ein Hundchen ist da." "Was rufst du denn da, Fritz? Bei uns gibt es so viele Hunde in dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes."

"Ja Trabbi, das stimmt, denn du bist ja auch einer von den Hunden. Aber wir haben jetzt in unserer Straße ein kleines neues Hundchen, deshalb ‚Hurra, hurra, ein neues Hundchen ist da'. Ich muss es doch begrüßen, das macht man doch so, oder?"

"Na klar macht man das. Aber weißt du eigentlich schon etwas über dieses Hundchen?"

"Nein Trabbi, aber dafür habe ich ja dich. Du wirst mir alles sagen, was ich wissen möchte."

"Ich werde mich mal auf den Weg machen um dann als Lexikon zurück zu kommen. Dann kannst du in mir herumblättern und wirst alles erfahren, was du wissen möchtest."

"Trabbi, du bist ja heute ein richtiger Scherzkeks. Viel Erfolg bei der Suche." Trabbi machte sich auf den Weg zu Tretijak, denn dort lebte das kleine Hundchen. Tretijak wohnte ein paar Grundstücke von Trabbi entfernt. Er war ein Freund von Trabbi. "Tretijak, bist du zu Hause? Ich komme mal rein, weil ich etwas mit dir bequatschen muss."

"Komm rein Trabbi, wir machen es uns gemütlich, dann haben wir Zeit um zu reden. Also was gibt's?"

"Eine ganze Menge, denn Fritzi macht mich verrückt. Sie will etwas wissen über euer neues Hundchen. Aber wenn ich mal ehrlich bin, dann bin auch ich neugierig, wie das kleine Hundchen zu euch gekommen ist."

"Soll ich loslegen und es dir erzählen?" "Ja, fang an."

"Also Frauchen macht vor ein paar Wochen mit mir eine Hunderunde. Wir laufen zum Gosener Kanal und als wir dort in dieser kleinen Straße ankommen, kommt plötzlich ein Auto an uns vorbei gedüst, fährt bis ans Ende der Straße, hält an, öffnet die Tür und schmeißt einen kleinen Hund aus dem Auto. Dann gehen die Autotüren wieder zu und das Auto rast an uns vorbei. Es hat nur einen kurzen Augenblick gedauert und das Auto war weg."

"Das ist ja schrecklich und was war mit dem kleinen Hund?"

"Trabbi, der kleine Hund lag auf der Straße und hat geweint. Frauchen ist hingelaufen und hat sich das Hundchen angeguckt, ob es verletzt ist. Aber es war alles in Ordnung. Und weißt du, was Frauchen gemacht hat, sie hat, oder wir haben, das Hundchen mitgenommen. Und nun lebt es bei uns. Es ist mein Bruderkumpel geworden."

"Das ist ja eine Supergeschichte. Darüber wird sich Fritzi freuen, wenn sie diese Geschichte hört. Aber ich möchte mit dir noch über etwas Böses sprechen. Möchtest du das?"

"Na klar, Trabbi. Mit dir macht es immer Spaß zu quatschen. Also los, worum geht es?"

"Es geht um die Tiere, die einfach weggeschmissen werden, wenn die Ferienzeit beginnt. Also nicht nur in der Ferienzeit, sondern auch zu anderen Zeiten im Jahr. Genau so ein Schicksal hat dein Hundchen auch erlebt. Raus aus dem Auto und weg. Ich frage mich immer wieder, und ich bin ja nur ein Hund mit weniger Gehirnmasse als die Menschen, warum tun die Menschen so etwas? Tretijak, sage mir deine Meinung dazu. Ich muss das wissen, weil mich das alles sehr traurig macht, denn ich war ja auch ein Straßenköter ohne Herrchen und Frauchen."

"Ich bin deiner Meinung, Trabbi. Tiere sind zwar keine Menschen, aber Tiere sind Lebewesen und sie haben das Recht auf unserer Erde genauso gut zu leben, wie die Menschen. Und diese Tiere, die immer wieder weggeschmissen werden, sind Haustiere. Also Tiere, die ein Zuhause brauchen. Meine Frage, die ich mir immer wieder stelle ist die, warum schaffen sich die Menschen ein Tier an, wenn sie es wegschmeißen nur weil z.B. die Ferien dazwischen kommen?"

"Tretijak, du hast Recht, das ist die Grundfrage. Erst sollte man darüber nachdenken, ob man sich immer um das Tier kümmern kann! Oder will ich es nur für ein paar vergnügliche Monate haben und dann schmeiße ich es eben weg, weil es mich stört? So, jetzt habe ich die Schnauze voll. Ich gehe jetzt nach Hause und werde Fritzi alles erzählen. Aber beinahe hätte ich noch vergessen zu fragen, wie heißt denn das kleine Hundchen?"

"Es heißt Holly. Alles klar und Tschüss bis zur nächsten Quatschrunde."