Serie für den Natur- und Gartenfreund

Jahresende

von Marianne Schäfer

Leise wispert das Rotkehlchen in der Lärche, nicht weit von dem Pfaffenhütchen-Strauch. Nun ist es doch noch ein richtiger November geworden. Allerdings mit gewaltigen Wetterextremen. Nach alten Erfahrungen und Naturbeobachtungen, versuchen wir zu schlussfolgern, wie wird der kommende Winter?

In den letzten Jahren war der Winter sehr milde, daher könnte es sein, dass der Winter dieses mal so richtig deftig wird! Noch könnte man vorsorglich, besonders die geliebten Rosen vor Erfrierungen etwas mehr schützen. Gebräuchlich ist, den Wurzelbereich und die untersten Triebe mit Erde anzuhäufeln. Dazu nimmt man neue Komposterde, nicht einfach die Erde in der die Rose jetzt steht, mit der Hacke hoch um die Pflanze ziehen. Damit würde man der Pflanze mehr schaden.

Eine weitere Schutzmaßnahme wäre, mit Tannen- oder mit Kiefernzweigen die Rosenpflanze zu umstecken. Es geht darum, das Rosengehölz vorsorglich vor Besonnung zu schützen. Es kann sein, das im Februar ein paar sonnige Tage den Pflanzen schon den Frühling vorgaukeln und sie treiben Knospen. Wenn dann, wie so üblich, noch mal eine Kältewelle kommt, nehmen die Pflanzen Schaden.

Jetzt, wo die starken Stürme den Bäumen das goldene Laub von den Zweigen gepustet hat, sieht man in der Landschaft nacktes, dunkles Geäst. Die Blumenrabatten sind leer. Vielleicht noch in einer geschützten Ecke blühen die allerletzten Chrysanthemen oder Herbstastern, die anspruchslosen "Fette Hennen" zeigen durch ihre stabilen Stile mit dem Blütenhäubchen Struktur in der Rabatte. Grün im Garten haben wir von einigen niedrigen Ziergräsern, den Koniferen, den Nadelbäumen und von den Buchsus Büschen.

Dezember, der dunkelste Monat. Doch wir freuen uns auf die Adventszeit und auf das Weihnachtsfest. Das milde Kerzenlicht am Tannenkranz und später, an dem geschmückten Weihnachtsbaum. Es duftet dann nach Kien und nach der Weihnachtsbäckerei. Vielleicht, wenn es kräftig geschneit hat, dann wandelt sich unser Wald zu einem Märchenwald mit glitzernden, geheimnisvollen Märchengestalten. Gerne denke ich an "Früher", wie es damals, in den extrem kalten Wintern war.

Nach starkem Frost war die Große Krampe zu Eis gefroren. Wenn das Eis stark genug war (12 cm), bot sie ein beliebtes Wintervergnügen, das Schlittschuhlaufen an. Besonders für die Jugend, war es nun möglich, Spiel und Sport zu betreiben. Mit den alten Metall-Gartenstühlen von der Gaststätte Troppenz, oder von der Gaststätte Krampenmühle war das wie ein hoher Schlitten. Geeignet für die Eltern und Kinder, die erst lernen mussten, wie man auf dem Eis laufen kann, war das eine prima Stütze.

Ich erinnere mich: Es müsste mehr als 70 Jahre her sein! Wie gerne bin ich Schlittschuh gelaufen, wenn auch die Schuhsohle von den "Hackenreißern", oder von den "Anschnallern", so nannten wir die Schlittschuhe damals, abgerissen wurde. Mit solchen kaputten Schuhen konnte ich dann kaum nach Hause laufen. Unser Vater hat die Stiefel dann wieder repariert und am nächsten Nachmittag ging es wieder auf das Eis.

Bahne! brüllten wir beim Rodeln am Steilhang. Unser Lachen und Rufen schallte über die Siedlung. Manchmal kam der Bonbon-Onkel, welcher genau in der Mitte von den beiden Siedlungsstraßen, die zu unseren Rodelbahnen geworden waren, sein Grundstück hatte. Er holte aus seiner Jackentasche die bunt eingewickelten Bonbons und wir freuten uns alle. Dann sausten wir, manchmal mit zwei zusammengebundenen Schlitten, wieder die steile Straße hinunter um dann wieder hoch zulaufen. Die Straßen waren total vereist. Warm und verschwitzt trotteten wir beinahe im Dunklen nach Hause. Nur der Mond leuchtete durch die Kiefern im nahen Wald.

Die dritte Art Wintersport zu betreiben ist das Skilaufen. Natürlich ging das auch an und in den Müggelbergen. Aber kaum ein Kind, welches in der "Haiga" wohnte, ist rüber zu den Müggelbergen zum Skilaufen gegangen. Wer hatte damals schon gute "Bretter"? Aber das hat uns nicht betrübt. In der Nähe der Großen Krampe haben wir im Sommer wie im Winter unsere Freude gehabt. Ich kann mich bildlich erinnern, wie wir im Schneegestöber zur Schule geschlittert sind und natürlich gab es auch da, auf dem Schulhof eine deftige Schneeballschlacht.

Nun ist wieder Winter und wir ehemaligen Kinder sind alt geworden. Wenn es schneit dann schauen wir aus dem Fenster und freuen uns, wie die Kinder eine Schneeballschlacht machen. Dezember, der Weihnachtsmonat mit den vielen Lichtern auf dem Adventskranz und später am Weihnachtsbaum. Man riecht den harzigen Geruch vom Tannenbaum. Der Weihnachtskuchen und die Plätzchen werden gebacken und duften dann verlockend. Wenn die Lichter angezündet werden, wünschen wir, dass Friede sein soll! Friede auf der ganzen Erde, in allen Stuben und in allen Herzen.