Geschichten aus dem Müggelwald

Fritzi und das Vogelhäuschen

von Ingrid Zweiniger

"Was ist denn hier wieder los, warum fliegen so viele Vögel durch unseren Garten?"

Fritzi saß auf Frauchens Schreibtisch und guckte aus dem Fenster. Vor dem Fenster stand ein kleines Häuschen auf einem dicken Holzstamm. Und in dieses Häuschen flogen die Vögel ein und aus.

Trabbi lag vor dem warmen Kamin und schnarchte.

"Was ist denn das für ein komisches Geräusch? Hab ich ja noch nie gehört." Fritzi sprang vom Schreibtisch und machte sich auf den Weg zu diesem komischen Geräusch. Als sie in der Stube angekommen war, sah sie Trabbi dort liegen. Er schlief. "Ach, jetzt weiß ich, was das ist. Unser Müggelwaldköter hält Mittagsschlaf und weil er sich so sauwohl fühlt, schnarcht er. Ich werde ihn schlafen lassen. Da kann ich in Ruhe die Vögel beobachten und alles, was ich gerne wissen möchte, bespreche ich mit Trabbi, wenn er ausgeschlafen hat.

Fritzi setzte sich wieder auf den Schreibtisch. Spannend war das schon, was da für Vögel rum flogen. Große und kleine, bunte und schwarze. Alle sahen schön aus. Ob mir Trabbi wohl sagen kann, wie die alle heißen? Die müssen doch einen Namen haben? Hoffentlich hat er seinen Mittagsschlaf bald beendet, dieser Müggelwaldköter, damit ich endlich mit ihm sprechen kann."

Aber es dauerte noch eine Weile. In der Zwischenzeit ließ es sich Fritzi auf dem Schreibtisch gut gehen. Viele Gedanken wanderten durch ihren kleinen Katzenkopf. Der schlimmste Gedanke war, wie komme ich an diese kleinen Flugviecher ran, um sie aufzufressen?

"Das alles muss ich mit Trabbi besprechen, wie heißen die Vögel, warum sitzen sie im Winter in unserem Vogelhäuschen und fressen Körner und darf ich die Vögel fangen und fressen?"

Dann war es soweit. Trabbi erwachte aus seinem Schnarchschlaf. "Na endlich wird es mal wieder etwas ruhiger in unserer Holzhütte. Du schnarchst, dass sich die Balken biegen. Ich dachte schon, unsere Hütte bricht zusammen. War ein Scherz Trabbi – hahaha."

Trabbi musste nicht lachen. Er fühlte sich von Fritzi veräppelt. Und er hatte so ein komisches Gefühl: Die wollte doch bestimmt schon wieder etwas wissen.

"Also Fritzi, ich bin putzmunter. Habe ich recht, du willst mein Wissen in Anspruch nehmen, um so schlau zu werden wie ich? Hahaha, das war ein Scherz von mir. Also, was ist los?"

"Trabbi, komm mal zu mir auf den Schreibtisch und schau aus dem Fenster, damit du weißt worüber ich reden möchte."

"Das geht nicht Fritzi. Wie soll ich großer Hund auf den Schreibtisch kommen. Aber ich weiß schon was du willst. Also stelle deine Fragen, damit ich dir helfen kann."

Beide Tiere liefen in die Stube, setztem sich vor den Kamin in eine Ecke und dann ging es los. Fritzi stellte ihre Fragen: "Wie heißen die Vögel? Warum kommen sie im Winter in das Vogelhaus? Und kann ich die Vögel fangen und auffressen?"

"Alles ganz einfache Fragen Fritzi. Ich beantworte sie dir der Reihe nach. Die Vögel, die zu uns in das Häuschen kommen, heißen Meisen, Kleiber, Amseln, Kernbeißer, Spatzen, Eichelhäher, Rotkehlchen, Zeisig und und und Ich helfe dir weiter, wenn du mal einen siehst, den du nicht kennst, dann frage mich und ich sage dir, wie er heißt. So, nun die zweite Frage. Also im Winter gibt es für die Vögel sehr, sehr wenig Futter. Die Erde ist gefroren, es gibt keine Insekten und an den Bäumen und Sträuchern wächst auch nichts. Also müssen die Menschen helfen mit ihrem Vogelfutter. Sehr gerne fressen sie Sonnenblumenkerne. Und jetzt die dritte Frage, die Frage, die ganz böse ist. Also damit du Bescheid weißt: Die Vögel werden nicht gefangen und nicht gefressen. Das ist verboten. Hast du das verstanden? Jedes Tier hat das Recht zu leben und nur weil dir ein Vogel schmeckt, willst du ihn fangen und fressen? Das gibt es nicht. Ich frage dich jetzt zum letzten Mal. Hast du das verstanden, Fritzi?"

"Ja, ich habe es verstanden, auch wenn es mir schwerfällt. Aber ich bin artig und werde so etwas Böses nicht tun, Herr Müggelwaldköter Trabbi. Versprochen, großes Katzenehrenwort. Vielen dank für deine Hilfe."