Flexklassen sind gescheitert

Grundschule kehrt zum alten System zurück

von Simone Jacobius

Müggelheimer Schulanfänger lernen jetzt wieder in herkömmlichen Klassen lesen und schreiben. Vor gut sechs Jahren wurden sie mit viel Aufwand und nicht immer glücklichen Gesichtern an den Berliner Grundschulen eingeführt, die sogenannten Flexklassen. Das heißt, Erst- und Zweitklässler wurden gemeinsam unterrichtet. Seit diesem Jahr dürfen die Schulen nun wählen, ob sie den Jahrgangsübergreifenden Unterricht (JÜL) aufrechterhalten, oder wieder nach dem herkömmlichen System unterrichten wollen. Unsere Grundschule hat sich für das herkömmliche System entschieden. "Die anfangs dargestellten Rahmenbedingungen wurden während der sechs Jahre teilweise aufgeweicht und haben sich zunehmend nachteilig für Schüler und Lehrerinnen entwickelt", erklärt Schulleiterin Ute Samper. Deswegen haben sie bei der Schulkonferenz einen Antrag auf jahrgangshomogene Klassen gestellt. Das heißt, dass seit diesem Schuljahr die 1. und 2. Klassen wieder getrennt unterrichtet werden.

Die Flex-Lehrerinnen haben für die Begründung einige Beobachtungen aus dem Schulalltag zusammengetragen. So sehen sie für die Mehrheit der Kinder, die nach JÜL unterrichtet werden, das Lernen eher erschwert als erleichtert. "Die Kinder müssen sich auf mehrere Lehrerinnen oder Erzieherinnen einstellen, was besonders den kleinen Schulanfängern mit ihren teilweise erst 5 Jahren sehr schwer gefallen ist", erläutert die Schulleiterin. Zudem hätte der jahrgangsübergreifende Unterricht vor allem Kinder mit Konzentrationsschwäche oft überfordert. Außerdem fanden die Flex-Lehrerinnen, dass durch den häufigen Raumwechsel größere Unruhe in den Tagesablauf kam.

Ganz besonders problematisch hatte sich der Übergang in die dritten Klassen dargestellt. Die sieben- bzw. achtjährigen Kinder wurden mit einer Fülle an Veränderungen konfrontiert, die sich nach Einschätzung der Lehrer auf ihre Leistungen auswirkte. So gab es plötzlich eine ganz neue Klassensituation, nämlich altershomogen, mit neuen Mitschülern und neuen Ritualen. Es gab andere Lehrerinnen, neue Räume und den Beginn der Zensierung. Das hat viele Drittklässler erst einmal überfordert.

"Uns ist wichtig, dass soziale Kompetenzen und kooperatives Lernen bei den Schülern gefördert werden. Wertevermittlung, Rituale und Regeln basieren auf einem Zusammenhalt der Kinder und Eltern über einen längeren Zeitraum. Ein häufiger Wechsel der Gruppen erschwert die Umsetzung dieser Ziele", erläutert Ute Samper. Die Lehrer der Grundschule meinen, dass die mit JÜL angestrebten sozialen Kompetenzen auch in jahrgangshomogenen Klassen, durch kooperative Lernformen, in gleicher Qualität erzielt wären. Dazu gehören Rücksichtnahme und Integration Schwächerer/Jüngerer genauso wie Hilfsbereitschaft.