Zerstörte Waldwege werden nach und nach instandgesetzt

Offener Briefwechsel zwischen einem Müggelheimer und den Berliner Forsten

Die massiven Baumfällungen und die damit einhergehenden Zerstörungen der Waldwege lassen die Wogen hochschlagen. In einem offenen Brief an den Bezirksbürgermeister Oliver Igel und die Berliner Forsten hat sich jetzt Familie Forst aus dem Eppenbrunner Weg Luft gemacht. Die Berliner Forsten haben darauf bereits geantwortet. Lesen Sie den Briefwechsel:

Sehr geehrter Herr Igel,

als unmittelbarer Anlieger und Einwohner von Müggelheim, wende ich mich an Sie, in Ihrer Eigenschaft als Bezirksbürgermeister und Leiter der Abteilung Bürgerdienste, Personal, Finanzen, Immobilien und Wirtschaft.

Die Rodungsarbeiten in unserem Wald haben Ausmaße angenommen, die für ein Naherholungsgebiet nicht mehr vertretbar sind.

Es ist unverantwortlich, wie respektlos hier mit der Natur umgegangen wird!

Sowohl Mensch als auch Tier wird hier der Lebensraum genommen.

Die Arbeiten sind in einer Art und Weise durchgeführt worden, die die Verkehrssicherheit der Bürger ernsthaft gefährden, insbesondere deshalb, da nach Beendigung der Rodungsarbeiten die Wege nicht wieder ertüchtigt wurden!

Ich selbst bin mit meinem Fahrrad schwer gestürzt und wie durch ein Wunder unverletzt geblieben. Von mehreren Spaziergängern und Joggern weiß ich, dass auch andere Passanten sich verletzt haben. Die Zerstörung des Waldweges FH K 03 und die Untätigkeit der zuständigen Senatsstellen (Berliner Forsten), diesem Zustand Abhilfe zu schaffen, ist ein Skandal.

Wir haben momentan eher das Gefühl, das unser Wald für kurzfristige Profitinteressen des Landes Berlin herhalten muss, anstelle für eine wirklich nachhaltige Entwicklung und Sicherung des Waldbestandes und damit auch unseres Naherholungsraumes.

Als Anlage übersende ich Ihnen die fotographischen Belege der Zerstörung.

Diese Bilder erinnern eher an einen "Kampftruppenübungsplatz" als an einen Stadtwald im Naherholungsgebiet!

Ich bitte Sie, im Interesse vieler Bürger von Müggelheim und erholungssuchenden Passanten, die unverzügliche Ergreifung von Maßnahmen, die diesem katastrophalen Zustand Abhilfe schaffen und die die Verantwortlichen für dieses Desaster zur Verantwortung ziehen!

Mit freundlichem Gruß aus Müggelheim, Familie Peter Forst

Sehr geehrte Familie Forst,

ohne der Antwort des Bezirksbürgermeisters von Treptow-Köpenick, an den Sie sich mit Ihrer Beschwerde wandten, vorzugreifen, will ich Ihnen doch von unserer Seite ein paar Informationen und Hintergründe zu den beschriebenen Maßnahmen geben.

Die Berliner Forsten verfolgen mit ihrer Waldbaustrategie das Ziel der Entwicklung struktur- und artenreicher Mischbestände. Von diesem Zustand sind viele Wälder auch in der Umgebung von Müggelheim noch sehr weit entfernt. Stabile und nachhaltig leistungsfähige Mischwälder sollen vornehmlich durch natürliche Aussaat von heimischen Baumarten erreicht werden. Dieser Prozess ist naturgemäß langwierig und daher häufig wenig auffällig und unspektakulär. Gleichzeitig wird eine Dynamik in der Veränderung des Klimas erwartet, die für diese langsamen Prozesse weniger Zeit verfügbar erscheinen lässt. Unter dieser Annahme hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, der die Berliner Forsten angehören, im vergangenen Jahr die Strategie Stadtlandschaften entwickelt. Eine wichtige Komponente dieser Strategie ist eine Beschleunigung der Entwicklung von Mischwäldern. Die Beschleunigung wird dadurch erreicht, dass der vorhandene Baumbestand aufgelichtet wird und die häufig vorhandene Spätblühende Traubenkirsche (ein aus Nordamerika stammender sogenannter Neophyt) entfernt wird. Anschließend werden die Flächen mit heimischen Laubbaumarten bepflanzt. Das Revier Müggelheim ist einer der Schwerpunkte dieser Maßnahmen, da hier ein großer Anteil an einschichtigen Kiefernbeständen auf vergleichsweise armen Böden wächst.

In unmittelbarer Umgebung der von ihnen benannten Flächen können sie solche bereits abgeschlossenen Maßnahmen begutachten.

Um den gepflanzten Bäumen einen guten Start zu ermöglichen, ist eine nennenswerte Auflichtung des Kiefernbestandes erforderlich und üblich. Je lichtliebender die gepflanzten Bäume, desto weniger alte Bäume können im Bestand verbleiben. Da zum überwiegenden Teil die Eiche gepflanzt wird, müssen auch entsprechende Lichtverhältnisse hergestellt sein.

Die Maßnahmen sind mittlerweile abgeschlossen, was den Holzeinschlag und die Entfernung der Spätblühenden Traubenkirsche betrifft. Es folgt noch die Pflanzung im Herbst.

Dabei standen und stehen nicht die von Ihnen vermuteten Profitinteressen im Vordergrund sondern die beschriebene Unterstützung der Waldentwicklung hin zu naturnahen und stabilen Strukturen. Seit 2002 arbeiten die Berliner Forsten übrigens nach den anspruchsvollen Kriterien einer ökologischen Waldbewirtschaftung des Forest Stewardship Council (FSC) und des Naturlandverbandes.

Der aktuelle Zustand der Waldwege ist tatsächlich eine leider unvermeidliche Folge der notwendigen Arbeiten. Vergleichsweise milde Temperaturen und damit kaum gefrorene Waldböden in den Wintermonaten führten zu den von Ihnen beklagten Schäden. Die Wege werden im Rahmen unserer Möglichkeiten nach und nach wieder hergestellt werden und sind dann auch wieder uneingeschränkt nutzbar. Bis dahin bitten wir Sie und alle anderen Waldbesucherinnen und Waldbesucher um Verständnis für die teilweise erheblichen Einschränkungen. Wir empfehlen die vorübergehende Nutzung der vielen anderen – intakten – Waldwege im Gebiet. Um Gefahren für Erholungssuchende zu vermeiden, prüft das Forstamt Köpenick auch die befristete Sperrung besonders betroffener Wegeabschnitte.

Ich hoffe, dass diese Erläuterungen Ihr Verständnis für die notwendigen Maßnahmen erhöhen und stehe für weitere Fragen zum Thema gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Marc Franusch

Landesforstamt Berlin

Leiter der Zentralen Kundenberatung