Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Ich weiß, die Medien sind voll davon und eigentlich können Sie es gar nicht mehr lesen oder hören. Aber dennoch will auch ich meinen Gedanken an dieser Stelle freien Lauf lassen. Was in den ersten Wochen des Jahres zum Thema Flughafen BER in Schönefeld ans Tageslicht kam, spottet jeder Beschreibung. Es ist traurig, beschämend, empörend – aber zugleich auch Anlass zur Freude. Zumindest für uns Müggelheimer. Haben wir doch auch die nächsten beiden Sommer Ruhe über unseren Köpfen. Und vielleicht, ja ganz vielleicht, gibt es ja auch Hoffnung auf mehr…

Doch fangen wir von vorne an. Die verschobene verschobene Eröffnung ist erneut verschoben worden. Der 27. Oktober wurde gecanceled. Zu gravierend sind die Mängel, die Technikleiter Amann peu à peu ans Tageslicht holte. Nicht isolierte Kabel; zu kleine Kabelschächte, so dass Decken wieder geöffnet werden müssen; die noch immer nicht funktionierende Brandschutzanlage; Türen, die nicht schließen; Bäume, die falsch gepflanzt und wieder gefällt werden müssen; ein nicht funktionierender IT-Bereich; zu wenig Gepäckbänder; zu kleiner Check-in-Bereich; ein Terminal, das nicht erweitert werden kann; Rettungswege, die zu klein sind; fehlende Tunnel zu den Satelliten-Terminals, die erst bei laufendem Betrieb gebaut werden sollten; viele, viele Punkte, die anders gebaut wurden, als in der Baugenehmigung festgelegt ist und und und. Auch die EU überlegt ein Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten, weil nötige Umweltverträglichkeitsprüfungen für geschützte Natur (FFH-Gebiete) nicht durchgeführt worden sind.

Horst Amann weiß nicht, was noch für böse Überraschungen auf ihn warten. Das Geschäftsführer Schwarz seines Amtes enthoben wurde, ist da die logischste Sache der Welt. Nirgendwo sonst in der freien Wirtschaft hätte ein Mann wie er unbehelligt so viele Fehler machen dürfen. Das Wowereit nun endlich den Vorsitz im Aufsichtsrat abgegeben hat, ist auch nur konsequent. Warum es allerdings nur ein Sesseltausch mit Matthias Platzeck wurde – Stellvertreter gegen Vorsitzenden – bleibt unklar. Denn eigentlich sind dort Fachleute gefordert.

4,3 Milliarden Euro sind bereits in den märkischen Sand gesetzt. Man munkelt von 10 Milliarden, die es noch werden könnten. Ich denke, es ist Zeit an dieser Stelle die Notbremse zu ziehen und endlich einen verkehrstüchtigen Flughafen an anderer Stelle zu bauen. Wo weniger Menschen betroffen sind, weniger Naturschutzgebiete und dadurch vielleicht auch ein längerer Flugbetrieb möglich ist. Es wird Zeit, dass ein neuer Geschäftsführer gefunden wird, der endlich den Mut hat zu sagen, was sich noch lohnt und was nicht. Wenn nämlich noch weitere fünf Milliarden Euro in den BER gesteckt werden müssten, ist das ganze Projekt völlig unwirtschaftlich. Und Flickwerk bleibt Flickwerk. Dann lieber das bestehende neue Gebäude verkaufen oder verpachten und an anderer Stelle neu bauen und die eingesparten Gelder sinnvoll investieren in Bildung, Jugend-, Straßen- oder Seniorenprojekte. Geld, das in diesen Bereichen dringend fehlt.

In einem Geheimpapier der Senatsverwaltung von 1995 wurde nach einem Gespräch zwischen Diepgen und Stolpe festgehalten, dass der neue Flughafen Berlin-Brandenburg bis 2015 in Sperenberg gebaut werden solle. Der Flughafen Schönefeld sollte so weit ausgebaut werden, dass er den Flugverkehr bis dahin abdecken könnte. Was ist aus diesen Absprachen geworden? Ich finde, wir haben noch zwei Jahre Zeit, sie umzusetzen. Packen wir's an…