Der Kampf um Paule

Unterschriftenaktion zum Erhalt der Ruderfähre

von Simone Jacobius

102 Jahre hat sie bereits auf dem Buckel. Man kann sie also getrost als Traditions-Vehicle bezeichnen. Die Rede ist von der Ruderfähre zwischen Rahnsdorf und Müggelheim-Spreewiesen. Nach dem Willen des Senats soll es die letzte Saison für Berlins einzige Ruderfähre sein (wir berichteten in der März-Ausgabe). Doch das wollen sich weder die Müggelheimer noch die Rahnsdorfer gefallen lassen. Der Köpenicker Heimatverein hat deshalb eine Unterschriftenaktion initiiert. 10.000 Menschen haben in den ersten beiden Monaten bereits unterschrieben - und es werden immer mehr. Denn auch viele Gewerbetreibende beteiligen sich inzwischen auf beiden Seiten der Spree und legen Unterschriftenlisten in ihren Geschäften aus.

Auch Fischer Andreas Thamme, direkter Nachbar der Ruderfähre, sammelt fleißig Unterschriften und plädiert in einem Videoclib bei Youtube für den Erhalt: "Es ist die einzige Ruderfähre im Linienverkehr und etwas ganz Besonderes für die Touristen. Aber auch für uns, die mit Paule aufgewachsen sind. Deswegen muss sie unbedingt erhalten bleiben." Auch andere meinen, dass mit dem Einstellen der historischen Fähre ein Stück Geschichte verloren gehen würde.

Das sieht auch der Bürgerverein Wilhelmshagen-Rahnsdorf so. Und weist darauf hin, dass schon jetzt Fahrräder, Kinderwagen und sogar Rollstühle problemlos mit der Fähre von einem Ufer zum anderen transportiert werden. Damit würde auch das Argument der fehlenden Barrierefreiheit entkäftet. Darüber hinaus würde die F 23 in größeren Abständen am Steg anlegen und Behinderte mitnehmen. Den Kampf um "Paule III" sieht Stefan Förster, Vorsitzender des Köpenicker Heimatvereins, noch nicht als verloren an: "Der Stegneubau für die angedachte Motorfähre wurde ja abgelehnt und andere brauchbare Alternativen existieren nicht. Aber es wird nicht einfach."

12.000 Personen werden pro Saison (April bis Oktober) von einem Ufer zum anderen gerudert. Bis zu acht Mann passen an Bord. Der Heimatverein sammelt noch bis Anfang September weiter. Dann wollen Stefan Förster und Andreas Thamm die Listen an Stadtentwicklungssenator Michael Müller übergeben werden.