Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Zu Beginn des Sommers fiebert alle Welt (so wird es zumindest von den Medien suggeriert) einem Tag entgegen: dem 27. Juni. Denn er soll angeblich über Top oder Flop des Sommers entscheiden. So wie das Wetter zum sogenannten Siebenschläfertag wird, soll es den gesamten Sommer bleiben.

Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war der Tag ganz schön durchwachsen und nur so etwas über 20 Grad warm... Tja, das ging wohl in die Hose mit der Prognose. Denn der Juli bescherte uns bombastisches Wetter, sehr trocken, sehr warm, teilweise fast zu heiß mit sahara-ähnlichen Temperaturen. Die Halbzeit ist schon verstrichen. Noch bis zum 15. August reicht die Siebenschläferfrist. Und wenn man dem Langzeitwetterbericht Glauben schenken darf, bleibt uns das schöne, sommerliche Wetter erhalten. Wurde ja auch mal wieder Zeit, dass uns die Sonne etwas verwöhnt – und die Schüler ihre Ferien richtig genießen konnten. Wassersportler und Badende freuen sich richtig, die Seen sind bevölkert und in vielen Gärten sind mal wieder die Planschbecken aufgestellt worden.

Aber was heißt das im Umkehrschluss? Ist jetzt auch auf den Siebenschläfer kein Verlass mehr? Schlaue Menschen haben sich ein Netz mit doppeltem Boden ausgedacht. Denn der Siebenschläfer fällt ja gar nicht wirklich auf den 27. Juni. Durch die gregorianische Kalenderreform (anno 1582) hat sich alles verschoben und der Stichtag ist jetzt eher der 7. Juli. Auch sämtliche Bauernregeln müssten dadurch im Übrigen um zehn Tage nach hinten verschoben werden... Die Siebenschläferregel reicht nach den Meteorologen also bis zum 11. Juli und macht sich nicht an einem einzigen Tag fest. In dieser langen Phase müssen wir wohl schönes Wetter gehabt haben – wie sonst ist dieser Sommer zu erklären?

Aber dieser Bauernregel liegt wirklich eine meteorologische Begründung zugrunde. Ende Juni, Anfang Juli legt sich der Verlauf des Jetstreams fest. Das ist ein starkes Windband in einer Höhe von fünf bis zehn Kilometern, dass sich über einer Frontlinie von Warm- und Kaltluft in Ost-West-Richtung bewegt. Diese Linie erzeugt die gefürchteten Tiefausläufer. Je größer die Temperaturunterschiede ausfallen, desto heftiger werden die Tiefausläufer.

Da haben wir also wieder was gelernt. Aber ich verlass mich lieber auf mein Bauchgefühl und das sagt: Genieß den Sommer, der nächste Winter kommt bestimmt! In diesem Sinne: Noch allen schöne Terrassen-, Strand- und Wasserstunden!