Geschichten aus dem Müggelwald

Was ist das für ein komischer Vogel?

von Ingrid Zweiniger

Fritzi saß mal wieder auf dem Schreibtisch von Frauchen und guckte aus dem Fenster. Es war ihr Lieblingsplatz, denn von hier aus konnte sie wunderbar das Vogelhäuschen beobachten. Viele, viele Vögel kamen um sich Futter zu holen und das vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Was kann es Schöneres für eine Katze geben, als den Vögeln so nahe zu sein.

Fritzi war noch ein Katzenteenie. Sie hatte noch keine Erfahrung darin, wie man mit den Tieren in der freien Natur umgeht. Aber gehört hatte sie schon viel. Ihre älteren Katzenkumpels oder Trabbi erzählten oft komische Sachen, die Fritzi manchmal gar nicht gefielen. Sie sagten, dass man Piepchen auch fressen kann. So etwas konnte sich Fritzi nicht vorstellen.

"Wieso soll ich Piepchen fressen, wenn ich von meinem Frauchen Fresschen bekomme? Die Piepchen sind doch schöne Tiere. Ich weiß, dass sich viele Menschen freuen, wenn sie die Vögel beobachten können. Wenn sie sich ihr Gesinge oder Geschreie oder Gepiepse anhören können. Wie heißt denn das Sprechen der Vögel eigentlich? Da muss ich Trabbi fragen."

Trabbi kam gerade ins Haus. Er hatte im Schnee gelegen. Den gab es ja noch, obwohl der Frühling schon im Kalender stand, aber im Müggelwald noch nicht angekommen war.

"Trabbi, Trabbi, prima, dass du rein kommst. Du frierst wohl? Siehst ja so komisch weiß aus. Kannst du mir mal helfen?"

"Nicht schon wieder deine nervigen Fragen. Was willst du denn wissen?"

"Na ich beobachte doch gerade die Vögel. Ich will wissen, wie das Sprechen der Vögel heißt. Heißt es Piepen, Schreien oder Singen?"

"Also jetzt bin ich baff. Wie heißt es doch immer? ‚Unser schlaues Kätzchen'. Stimmt wohl nicht, was die Menschen immer über die Katzen sagen. Wenn du schlau wärst, würdest du es wissen. Weißt du, wass ich jetzt zu dir sage?"

"Nein, weiß ich nicht."

"Ich sage ,unsere doofe Mieze aus dem Müggelwald'. Hahaha, war ein Scherz, Fritzi. Also nun zu den Vögeln. Das Sprechen der Vögel heißt Zwitschern. Zufrieden?"

"Super Trabbi, du bist ein schlauer Köter. Entschuldige bitte, du bist ein schlauer Hund. Danke Trabbi."

Das war also auch erledigt. Nun konnte Fritzi wieder durch das Fenster zum Vogelhaus gucken und Trabbi legte sich vor den warmen Kamin um sein Fell zu trocknen.

Ruhe und Frieden war eingekehrt in das kleine Holzhaus am Rande des Müggelwaldes. Aber nicht lange, denn plötzlich geschah etwas Außergewöhnliches. Fritzi beobachtete, wie ein kleines Pelztier in das Vogelhäuschen kroch und sich gemütlich hinsetzte und an den Sonnenblumenkernen herumknabberte.

"Was ist denn das für ein komischer Vogel?"

Fritzi war ganz aufgeregt. Das kleine Pelztier saß im Vogelhaus und die Vögel schwirrten um das Haus herum und konnten sich nicht ihre Sonnenblumenkerne zum Fressen holen.

"Hilfe, Hilfe Trabbi, jetzt musst du mir schon wieder helfen."

"Also nicht schon wieder. Mein Fell ist gerade trocken geworden. Was hast du für Probleme, meine kleine doofe Mieze?"

"Trabbi, hör bitte auf mich so zu beschimpfen. Ich bin noch ein kleines Teeniekätzchen und deshalb weiß ich noch nicht so viel. Komm mal schnell ans Fenster. Kennst du dieses Pelztier im Vogelhaus?"

"Mach mal Platz, ich muss zu dir auf den Schreibtisch springen, sonst kann ich das Vogelhaus nicht sehen."

Ein Hopser und Trabbi hatte alles im Griff. Was Trabbi dort sah, war nicht außergewöhnlich. "Fritzi, das ist ein Eichhörnchen und kein Vogel. Dieses Tier hat es im Winter auch nicht leicht sein Fresschen zu finden und deshalb stiebitzt es den Piepchen die Sonnenblumenkerne. Alles klar?"

"Alles klar lieber Trabbi. Ich habe viel gelernt, herzlichen Dank."