Aus für die Ruderfähre

Touristenattraktion fällt Rotstift zum Opfer

von Simone Jacobius

Eine alte Aufnahme aus dem Jahr 1995. Sie zeigt noch den alten Fährmann Paul Rahn. Foto: Jacobius

Jetzt ist es amtlich: Die Ruderfähre F 24 zwischen Alt-Rahnsdorf und Spreewiesen wird eingestellt. Alles Engagement und 18.000 eingereichte Unterschriften haben am Ende nichts genutzt. Die einzige Ruderfähre Berlins geht im nächsten Jahr in den Ruhestand und mit ihr eine 102-jährige Tradition zuende - eine Touristenattraktion, die wie der Müggelsee oder der gerissene Hauptmann zu Köpenick gehört.

Rund 18.000 Unterschriften hat der Heimatverein Köpenick als Initiator gesammelt. Die BVG-Chefin hat einen Brief an den Verkehrssenator geschrieben und auch unsere Kommunalpolitiker haben dringlich um den Erhalt der Ruderfähre gebeten. Doch alles war vergebens. "Die Fähre ist nach unserem Dafürhalten als Verkehrsleistung nicht notwendig", sagt die Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung Petra Rohland. Auch einen Ersatz soll es nicht geben. Da die Fähre im Winter und generell auch montags nicht fuhr, sieht die Senatsverwaltung keinen Bedarf einer regelmäßigen Spreequerung. Dabei werden die 12.000 Fahrgäste, die pro Saison mit der Ruderfähre transportiert wurden (inklusive Kinderwagen und Fahrrädern), völlig außer Acht gelassen.

Letztlich geht es vorrangig ums Geld. Rund 60.000 Euro betrug der Landeszuschuss pro Jahr für die Ruderfähre "Paule". Doch dieses Geld gibt es nicht mehr. Der Sparhahn wurde zugedreht.

Bisland wurden alle Fähren in Berlin von der Stern- und Kreissschifffahrt betrieben. Doch die Vertärge laufen Ende diesen Jahres aus. Nur die Wannsee-Fähre wird weiter von Stern und Kreis btrierben. Den Rest übernimmt nun, nach einer Ausschreibung, die Weiße Flotte Stralsund. Deren Schiffe sind umweltfreundlich und behindertengerecht, wie es in der Ausschreibung verlangt wurde. Weil "Paule" nicht behindertengerecht ist, sollte die Strecke von einem größeren Schiff übernommen werden. Doch ein dafür auf Müggelheimer Seite größerer Anleger ist nicht möglich, weil die Spree dort zu eng ist. Das Wasser- und Schifffahrtsamt hatte Bedenken angemeldet. Auch die Kosten für einen neuen Steg, man redet von 200.000 Euro, würde niemand übernehmen wollen.

Jetzt will sich der neue Vorsitzende des Tourismusvereins Treptow-Köpenick, Robert Schaddach, noch einmal für den Erhalt der traditionsreichen Ruderfähre einsetzen. Schaddach sitz auch als SPD-Abgeordneter im Abgeordnetenhaus. Er spricht sich vehement für die Bewahrung der traditionellen Ruderfähre aus und verspricht, sich dafür auch im Abgeordnetenhaus einzusetzen. Bleibt abzuwarten, wieviel Gewicht seine Stimme hat.