Chinesischer Besuch bei den Müggelheimer Qigong-Senioren

Qigong vom Meister: Die Zuschauer waren begeistert und erkannten, dass sie noch viel an sich arbeiten müssen, um diese Geschmeidigkeit zu erreichen

Die Senioren-Qigong-Gruppen des Sozialbündnisses Müggelheim treffen sich nun schon das vierte Jahr jeden Freitagvormittag im Dorfklub zum Üben. Offenbar leben in diesem Berliner Kiez besonders viele aktive Senioren, die sich gern bewegen und dabei auch noch etwas für ihre Gesundheit und seelische Ausgeglichenheit tun möchten. Beide Gruppen sind von Beginn an sehr stabil und nur sehr selten wird ein Platz frei für neue Interessenten. In den drei bzw. vier Jahren unseres Bestehens haben alle Aktiven im Alter zwischen Mitte 60 und Mitte 80 inzwischen zahlreiche Übungen und Entspannungstechniken gelernt. Vor allem aber dies: Qigong schützt uns zwar nicht vor den Problemen und Sorgen des Lebens, aber es hilft uns, gelassener damit umzugehen und schneller wieder zu unserer "inneren Mitte" zu finden, wenn wir sie einmal verloren haben.

Am 5.April gab es für alle Müggelheimer Qigong-Senioren eine Qigong-Stunde der besonderen Art. Der Geschäftsführer des Shaolin Dacheng Gesundheitszentrums Berlin, Herr Fu, und seine beiden Mitarbeiterinnen besuchten uns für zwei Stunden im Dorfklub, um sich und ihre Arbeit für unsere Gesundheit vorzustellen. Sie fühlen sich dem Motto "Gesunde Lebensführung– Liebe zu den Menschen– Harmonie in der Gesellschaft" verpflichtet. Nahe der Stadt Dacheng, aus der unsere Gäste ursprünglich kommen, befindet sich das berühmte Shaolin Kloster, von dessen Mönchen zahlreiche Techniken der Kampf- und Lebenskunst überliefert sind.

Nach Dacheng und Shaolin müssten wir 8000 km fahren. Ist man jedoch Müggelheimer, kann man die der Gesundheit dienenden Techniken aus Shaolin quasi "gleich um die Ecke" erlernen oder– z. B. während einer Massage- auch ruhend erleben. Das Shaolin Dacheng Gesundheitszentrum hat sein deutsches Zuhause nämlich im Haus 6 des DRK-Krankenhauses Köpenick. Außer in Köpenick gibt es solch eine Einrichtung nur noch in Dacheng (China) und Hong Kong.

Unsere chinesischen Gäste erzählten, dass sie in ihrem Gesundheitszentrum wöchentliche Übungskurse im Ba Duan Jin (8 Brokate, eine Übungsreihe aus dem Qigong) und im Tai Chi anbieten. Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir auch, dass in China 200 Mio Menschen regelmäßig Tai Chi üben, darunter viele ältere Menschen.

Außer den Kursen für Aktive bietet das Shaolin Dacheng Gesundheitszentrum auch für Passivere etwas an - spezielle chinesische Akupressur-Massagen, Tuina oder Anmo genannt. Diese sind völlig anders als die bei uns üblichen klassischen Massagen, bei denen man meist kräftig durchgewalkt wird. Dennoch hat die schmerzfreie Tuina-Massage, die es in China übrigens schon seit über 2000 Jahren gibt, eine sehr hohe Wirksamkeit. Muskeln werden sanft gedehnt und Akupunkturpunkte und Meridiane so stimuliert, dass innere Organe davon beeinflusst sowie das Immunsystem gestärkt wird.

Als Ergänzung des medizinischen Angebotes kann man außerdem eine einstündige Tee-Zeremonie in stilvollem Ambiente erleben, bei der verschiedene chinesische Tee-Sorten gereicht werden, wie z. B. Pu-Er-Tee, der hilfreich ist bei hohem Blutdruck, Diabetes und Sodbrennen.

Nach der Vorstellung des Gesundheitszentrums gab es vom Meister noch eine Extravorführung für uns. Die seit Jahren im Qigong üben erfahrenen Zuschauer genossen die geschmeidigen und eleganten Bewegungen von Herrn Fu und waren beeindruckt, welche Kraft die so weich und anmutig wirkende Übungsreihe dennoch erfordert. Alle, die Kursleiterin eingeschlossen, stellten für sich fest, dass noch viel Wasser die Müggelspree hinunter fließen muss, bis wir solch eine Vollkommenheit erreichen würden. Neben dem gesundheitsfördernden Aspekt solcher Übungen ist eben auch der optische Genuss beim Zuschauen nicht zu unterschätzen!

Nachdem alle Fragen beantwortet waren und unsere Gäste sich schon fast verabschieden wollten, hatten wir aber auch noch etwas "auf der Pfanne", was vorab nicht mal abgesprochen worden war mit beiden Gruppen, aber dennoch auf Anhieb klappte. Alle Anwesenden stellten sich spontan auf zur "Übung für das lange Leben" und zeigten so unseren chinesischen Gästen, was wir auch schon gelernt haben, selbst wenn es bei uns, ehrlich gesagt, nicht ganz so perfekt aussah wie bei Herrn Fu, der diese Art der Lebenskultivierung schon seit Kindesbeinen betreibt, während wir Müggelheimer Qigong-Senioren uns alle erst jenseits der zweiten Lebenshälfte dem Qigong zugewendet haben.

Das Leben ist wie ein ständig dahinströmender Fluss- jede Sekunde anders und voller Veränderung, Überraschung, Sorge und Problemen, aber auch voller Wunder, und Neuem. Indem wir uns, unter anderem durch das Praktizieren von Qigong, diesem Lebensfluss öffnen und anvertrauen, werden wir vom passiven Beobachter zum aktiven Gestalter. Das ist einer der vielen positiven Aspekte dieser Art der Lebenspflege, die wir hier praktizieren und die uns so gut tut. Üben wir darum ständig weiter! Dr. Gisela Binde, Qigong-Kursleiterin