Was uns das Matthäus-Fenster über Weihnachten erzählt

von Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara

Im Oktober war angekündigt worden, die Fenster der Müggelheimer Dorfkirche in loser Abfolge vorzustellen. In dieser Ausgabe sehen Sie ein Foto des Fensters, das dem Matthäusevangelium gewidmet ist.

Beim Betrachten des Bildes erkennen wir deutlich ein menschliches Angesicht, umgeben von einem Nimbus. Bei Sonnenschein erstrahlt das Fenster in einem warmen Gelb und weist auf das göttliche Licht hin. Zwei Schwingen umschmiegen die Figur im weißen Gewand. Ist es ein Engel? Jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit sind sie wieder allgegenwärtig. In der Weihnachtsgeschichte des Matthäusevangeliums spielen die Boten Gottes eine wichtige Rolle: Sie erscheinen in Träumen und machen Josef Mut, zu seiner schwangeren Verlobten Maria zu stehen. Sie warnen ihn und die drei Weisen aus dem Morgenland vor den Mordabsichten des Königs Herodes. Als die Gefahr vorüber ist, geben sie der Flüchtlingsfamilie das Signal zur Rückkehr.

Schwingen tragen aber auch Stier, Löwe und Adler auf den anderen Fenstern. Wenn die Flügel kein spezielles Merkmal sind: Ist ein Mensch dargestellt? Vielleicht spielte der Künstler Paul Rotkait bewusst mit den beiden Möglichkeiten. Das ursprüngliche Symbol des Matthäusevangeliums ist tatsächlich ein Mensch. Als der Kirchenvater Hieronymus die Symbole den Evangelien zuordnete, orientierte er sich an den Anfängen der Bücher. Keineswegs beginnen die Evangelien immer mit der Geburt Jesu. Markus berichtet. gar nichts darüber, Lukas, dessen Weihnachtsgeschichte uns so vertraut ist, setzt mit den Eltern des Täufers Johannes ein und der Evangelist Johannes wagt sich sogar vor die Schöpfung zurück. Das Matthäusevangelium aber beginnt mit dem Stammbaum Jesu – seiner menschlichen Abstammung - und mit seiner menschlichen Geburt. Deshalb erhielt es das Symbol des Menschen. "Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Abraham zeugte Issak. Isaak zeugte Jakob…." Die Aufzählung setzt sich über 3x14 Generationen bis zu Josef, dem Mann Marias, fort. Über diesen Stammbaum bindet der Evangelist Jesus von Anfang an in das Volk Israel ein, aus dem als Nachfahre Davids der Messias erwartet wird. Ältere können sich vielleicht noch an Zeiten erinnern, wo über Stammbäume nachgewiesen werden musste, dass kein "jüdisches Blut" in den Adern fließt.

Die Liste der Vorfahren steht aber auch dafür, dass Gott nichts Menschliches fremd ist. Viele Namen erinnern an Lebensgeschichten voller Irrungen und Wirrungen, aber auch mit Erfahrungen von Gottvertrauen, Reue und Versöhnung.

Das Kind, das Weihnachten geboren wird, war mit allem Menschlichen vertraut. Jesus hat es später besonders zu denen hingezogen, die dringend einen Menschen an ihrer Seite brauchten. Durch seine menschliche Zuwendung haben sie Gottes Nähe gespürt, die viele bis heute dankbar wahrnehmen oder besonders in der Advents- und Weihnachtszeit ersehnen.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.

Kirchentermine im Dezember

Gottesdienste
2. Advent, 8.12., 10 Uhr: Gottesdienst - A. Schmidt
3. Advent, 15.12., 17 Uhr: Familiengottesdienst - Elternkreis/Pfrn. Schwedusch.Bishara
4. Advent, 22.12., 10 Uhr: Adventlicher Singegottesdienst - Pfr. Wohlfarth
Heiligabend, 24.12.
14.30 Uhr: Gottesdienst mit Krippenspiel - Pfrn. Schwedusch-Bishara
15.30 Uhr: Gottesdienst mit Krippenspiel - Pfrn. Schwedusch-Bishara
17 Uhr: Christvesper - Pfrn. Schwedusch-Bishara
22 Uhr: Kirchenkonzert mit Musik zur Christnacht – A: Höring (Blockflöten), H. Höring (Orgel)

1. Christtag, 25.12., 10 Uhr: Gottesdienst mit Abendmahl - Pfr. Schmidt
2. Christtag, 26.12., 10 Uhr: Gottesdienst - Pfrn. Schwedusch-Bishara
Sonntag 29.12., 10 Uhr: Gottesdienst - Dr. König
Silvester 31.12., 18 Uhr: Abendmahlsandacht - Pfrn. Schwedusch-Bishara
Neujahr 1.1., 17 Uhr: Singen um die Krippe - Dr. König

Krippenspielproben: donnerstags, 15.30 Uhr, Dorfkirche; Montag, 23.12., 10 Uhr Generalprobe mit Kostümen (während der Proben keine Christenlehre)
Konfirmanden: 8. Klasse mittwochs oder donnerstags; 7. Kl. dienstags od. freitags,
jeweils 17 Uhr in Köpenick, Generalshof 1a (außer in den Ferien)
Junge Gemeinde: dienstags, 18.30 Uhr, Köpenick, Kirchstraße 4 / Jugendhaus (außer in den Ferien)
Umweltkreis: Dienstag, 17.12., 20 Uhr bei Familie Dr. König, Darsteiner Weg 38
Ökumenische Frauengruppe: Montag, 9.12., 14.30 Uhr im Dorfklub
Elternkreis: Montag, 16.12., 20 Uhr bei Frau Behrendt, Adventsfeier
Hauskreis: Donnerstag, 12.12., 18 Uhr, bei Fam. Mühle, Zur Nachtheide 25
Gesprächskreis: Mittwoch, 11.12., 20 Uhr, Kirchenempore, "Der andere Advent"
Gemeinde-Adventsfeier: Sonntag, 15.12., 15-17 Uhr im Dorfklub
Sprechstunde der Pfarrerin: dienstags, 17 - 19 Uhr, Dorfkirche

Begegnungstreffen der Partnergemeinden auf der Burg Bodenstein

von Anke Schwedusch-Bishara und Horst König

Führung durch die verschachtelte Burg Bodenstein. Foto: König

Die Burg Bodenstein liegt in Thüringen, genauer gesagt im Eichsfeld, und ist eine Familienerholungs- und Begegnungsstätte der Evangelischen Kirche. Mit den schönen liebevoll eingerichteten Räumen, dem herrlichen Blick ins weite Land oder vom Balkon in den Burghof mit der Schlosskapelle ist die Burg sehr eindrucksvoll und überwältigend. Auf ihr trafen sich vom 8. bis 10. November Mitglieder der Partnergemeinden Erndtebrück und Müggelheim.

Den meisten war bis zu diesem Treffen kaum bekannt, dass diese Burg die am besten erhaltene Burg im Eichsfeld ist, über deren wechselvolle Geschichte die Pfarrerin der Burg, Frau Viktoria Rode, bei einer Burgführung viel Interessantes berichtete. So entging die erstmals 1098 urkundlich erwähnte und bis zum Ende des zweiten Weltkrieges im Besitz der Grafen von Wintzingerode befindliche Burg nach 1945 der Zerstörung nur durch einen Glücksumstand: Der Pfarrer des Dorfes Wintzingerode machte den mit der Sprengung beauftragten sowjetischen Offizier darauf aufmerksam, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts Ferdinand Freiherr von Wintzingerode als russischer Kavalleriegeneral an den Befreiungskriegen gegen Napoleon beteiligt war, was u.a. auch in Tolstois Roman "Krieg und Frieden" seinen Niederschlag gefunden hat. Die Familie Wintzingerode wurde im Zuge der "Demokratischen Bodenreform" entschädigungslos enteignet, vom Westen aus nutzte Gräfin Gisela ihre kirchlichen Kontakte jedoch, um eine Übertragung der Burg an die Evangelische Kirche zu erreichen, was 1948 geschah.

Die Familie Wintzingerode kehrte nach 1989 in ihre alte Heimat zurück und sieht, wie sie sagt, in der heutigen Verwendung der Burg Bodenstein die bestmögliche Fortsetzung ihrer jahrhundertelangen Tradition. Dies und noch vieles mehr berichtete die Pfarrerin, die auf der Burg fast so etwas wie "ein Mädchen für alles" ist. Kaum jemand von uns hätte bei der Ankunft gedacht, dass die freundliche junge Dame an der Rezeption, die uns die Zimmer zuwies, die Pfarrerin ist.

Schon am ersten Abend gab es für die Kinder, aber auch für die Erwachsenen aus den beiden Gemeinden eine Gruselgeschichte im dunklen "Gruselkeller".

Höhepunkte des Treffens an den folgenden beiden Tagen waren die Beschäftigung mit dem Psalm 90, ein gemeinsamer Ausflug nach Mühlhausen sowie der abschließende Gottesdienst in der barocken Schlosskapelle.

Der Psalm 90 bot, nach einer Einführung im großen Kreis, die Möglichkeit, in vier Gruppen über grundsätzliche Aspekte der Lebensführung nachzudenken. Obwohl mehr als 2000 Jahre alt, verdichten sich in diesem Psalm Erfahrungen und Themen, die Menschen heute genauso bewegen wie damals: Er hält den Menschen ihre Endlichkeit vor Augen. Vielen bekannt ist sicher der Vers "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden". Das regte die Diskussion darüber an, wie Menschen ihr Leben angesichts dieser Erkenntnis sinnvoll führen können, was wirklich wichtig ist und was keinen Aufschub duldet. Der Psalmbeter wehrt sich nicht gegen die Endlichkeit des Lebens, er hadert nicht mit der Sterblichkeit, sondern er klagt, wenn das Leben sinnlos dahingeht. Der Sinn verbindet sich für ihn mit der Nähe zu Gott.

In Mühlhausen bot eine Stadtführung die Möglichkeit, nicht nur mittelalterliche Bauten zu bewundern, sondern auch die Geschichte der Stadt in der Zeit der Reformation und der Bauernkriege kennen zu lernen und etwas über den Umgang mit dieser Geschichte in der jüngeren Vergangenheit zu erfahren.

Im Gottesdienst in der Schlosskapelle predigte Pfarrerin Rode über das Gleichnis Jesu von der bittenden Witwe im Lukas-Evangelium (Kap.18, 1-8). In ihm wird berichtet, wie eine Witwe einen ungerechten Richter unermüdlich auffordert, ihr das ihr zustehende Recht zuzusprechen. Pfarrerin Rode ermunterte in ihrer Auslegung des Gleichnisses zur Beharrlichkeit im Einsatz für Recht und Gerechtigkeit.

Neben diesen Höhepunkten gab es reichlich Gelegenheit, in froher Runde im gemütlichen und geräumigen "Burgwohnzimmer" persönliche Gespräche zu führen, alte Kontakte zu pflegen und besonders auch neue zu knüpfen, zumal jüngere Gemeindemitglieder und Kinder "mit von der Partie" waren. Auch wurde schon für das kommende Jahr abgesprochen, dass das nächste Treffen – so Gott will – vom 10. bis 12. Oktober in Erndtebrück stattfinden wird.

Es gab wohl niemanden, ob jung oder alt, der aus diesem Wochenenden nicht bereichert und gestärkt nach Hause gefahren ist.