Eine Oster-Betrachtung
von Regina Schulz, Pfarrerin i. R.
Kennen Sie Israel? Vielleicht jene liebliche Landschaft im Norden des Sees Genezareth? Wo schon im April die Sonne frühsommerlich den See flimmern lässt? Wo die Düfte der Orangenhaine übers Land ziehen und die Kornähren zu reifen beginnen? Wo Sie sich in unglaublicher Stille zwischen Olivenhainen niedersetzen können - und vielleicht stoßen Sie dabei auf die Spur des Wanderpredigers aus Nazareth. Das älteste und höchste Fest der Christenheit hängt mit diesem Mann zusammen, mit seiner Kreuzigung und Auferstehung.
In der öffentlichen Wahrnehmung hat das Weihnachtsfest Ostern längst den Rang abgelaufen.
Golgatha ist lange her. Der Kreuzestod des Jesus von Nazareth und seine Auferstehung sind schwer zu begreifen. Ostern wird deshalb immer mehr zu einem Frühlingsfest. Das Wiedererwachen der Natur wird wahrgenommen als Sinnbild des ewigen Kreises der Wiedergeburten. Auch wenn Ostern schön klingt und Golgatha lange her ist, wenn man in Israel ist, ist nicht zu übersehen, dass junge Soldatinnen und Soldaten das Straßenbild beherrschen. Die Maschinengewehre hängen lässig über ihren Schultern.
Truppenbewegungen wie damals zur Zeit Jesu. Die politische Atmosphäre wird von uns als bedrückend wahrgenommen. Das Land lebt in dauernder Angst vor einem neuen Krieg und macht immer wieder mobil. Die Stimmung in den Palästinensergebieten ist spannungsgeladen. Jerusalem liegt mitten drin.
Golgatha ist nicht so lange her.
Die älteste Ostererzählung spielt in Jerusalem, wo Jesu Anhänger mit Tränen in den Augen einen Weg in ihrem verletzten Leben suchen. Die Frauen, die den toten Jesus suchen, finden ihn nicht. Das Grab ist leer. Nur ein Jüngling in einem langen weißen Gewand sagt ihnen, was sie schon sehen: "Er ist nicht hier" und "Er ist auferstanden." Zwanzig Jahre später wollte Markus ein Evangelium schreiben. Denn längst hatte sich das Entsetzen über Jesu Tod ins Gegenteil verkehrt. Unerklärlich, ja unfassbar diese Wende. Nun glaubten seine Freunde und Anhänger, er ist auferstanden. Markus kannte das alles, die Freude der Menschen, ihre neuen Hoffnungen auf den Sieg des Lebens. Für Markus gehört zum Ostergeschehen ein Aufbruch. Ein Gehen. Ein Weggehen vom Grab. Ein Weitergehen ins Leben zurück.
Galiläa wird für den Evangelisten eine Quelle österlichen Glaubens. Hier hat Jesus den Menschen seine Bergpredigt verkündet.
Erinnern wir uns: Hatte er nicht mit Zöllnern an einem Tisch gesessen und gegessen? Immer wieder ist die Rede davon, wie er mit Betrügern, mit höchst ansteckenden Krankheiten, mit moralisch verworfenen Menschen den Kontakt suchte. Ohne Berührungsängste nahm er die Spur des Lebens auf und begann, körperliche und seelische Gebrechen zu heilen. Sollte das österliche Verheißung haben, wie er grenzüberschreitend den Sohn einer ausländischen fremdgläubigen Frau heilte?
Eine Geschichte übrigens, die wie keine andere für Ostern steht.
Zwischen Völkern und Religionen werden Unterschiede nicht verwischt, sondern sichtbar gemacht und respektiert. Weil Jesus wusste, wenn Menschen bewusst Grenzen überschreiten und aufeinander zugehen, dann ist die Unverletzlichkeit der Menschenwürde gewahrt.
Das ist ein guter Grund, Ostern zu feiern, an Gott zu glauben. Jesus hat uns gezeigt, im Ende des diesseitigen Lebens auch den Beginn des neuen Lebens zu sehen, zu erfühlen, zu erhoffen. Das ist das Licht, das uns am Ostermorgen aufgehen kann.
Kirchentermine im März
Gottesdienste
Sonntag 3.3., 10 Uhr: Gottesdienst zum Weltgebetstag - Ökumenische Frauengruppe / Pfrn. Schwedusch-Bishara
Sonntag 10.3., 10 Uhr: Abendmahlsgottesdienst - Pfr. Schmidt
Sonntag 17.3., 10 Uhr: Abendmahlsgottesdienst - Pfr. Fredrich
Palmsonntag 24.3., 10 Uhr : Familiengottesdienst - Elternkreis /Pfrn. Schwedusch-Bishara Gründonnerstag 28.3., 18.30 Uhr: Abendmahlsandacht - Pfrn. Schwedusch-Bishara
Karfreitag 29.3., 10 Uhr: Abendmahlsgottesdienst - Pfr. Schmidt
Karsamstag 30.3., 23.30 Uhr: Osternacht - Vorbereitungsgruppe / Pfrn. Schwedusch-Bishara
Ostersonntag 31.3., 10 Uhr: Gottesdienst - Pfrn. Schwedusch-Bishara
Ostermontag 1.4., 10 Uhr: Gottesdienst - N.N.
Gemeindekirchenrat: Mittwoch, 6.3., 19.30 Uhr
Umweltkreis: Dienstag, 19.3., 20 Uhr bei Familie Dr. König, Darsteiner Weg 38
Ökumenische Frauengruppe: Montag, 18.3., Besuch der Ausstellung "Adel verpflichtet" in Potsdam; Treffpunkt 9.50 Uhr Bushaltestelle Ludwigshöheweg
Hauskreis: bitte bei Fam Wohlfarth erfragen (Tel.: 65 07 57 18)
Elternkreis: Montag, 11.3., 20 Uhr bei Frau König, Darsteiner Weg 42; Vorbereitung des Familiengottesdienstes am Palmsonntag
Sprechstunde der Pfarrerin: dienstags, 17 - 19 Uhr, Dorfkirche
Die Kunst der Toleranz
Vortrags- und Gesprächsabende im Dorfklub
von Anke Schwedusch-Bishara
Sind Sie tolerant? "Natürlich bin ich tolerant", würde wohl jeder von sich selber denken. Würde man aber gefragt werden: "Sind Sie weitherzig und duldsam?", käme man schon sehr ins Grübeln. Genau das aber bedeutet Toleranz: Duldsamkeit und Weitherzigkeit. Diese beiden großartigen Eigenschaften zusammen, befähigen mich zur Toleranz. Daran kann ich sie messen. Bin ich duldsam? Leider nur selten. Bin ich weitherzig? Na ja, da stoße ich schnell an meine Grenzen.
Mein Eindruck ist, dass ich immer dann sehr "tolerant" bin, wenn mir eine Sache ziemlich egal ist. Doch wirkliche Toleranz meint nicht Gleichgültigkeit und Duldsamkeit nicht einfach passives Ertragen. Sie muss eingeübt und erarbeitet werden. Sie bedeutet, sich für den anderen Menschen mit seinen Eigenarten und Eigenheiten zu interessieren.
Die Evangelische Kirche in Deutschland hat dieses Jahr unter das Thema "Reformation und Toleranz" gestellt. Das Gemeindeseminar kann das Thema sicher nicht ausloten, will aber aus verschiedenen Blickrichtungen zum Nachdenken anregen.
Der erste Abend nähert sich dem Thema historisch. Martin Luther, hat den Begriff "Toleranz" in unsere Sprache eingeführt und die Unerzwingbarkeit des Glaubens betont. "Hier stehe ich, ich kann nicht anders..." Dieser dem Reformator zugeschriebene Satz fasst zusammen, was er für sich in Anspruch nahm: einen Standpunkt zu haben gegen alle Autoritäten seiner Zeit. Nicht immer hat er diese Freiheit auch anderen zugestanden.
Toleranz ist heute eine der wichtigsten Erfordernisse in der modernen Gesellschaft. Auf keinem Gebiet des Lebens mehr herrscht Uniformität. Alles scheint relativ geworden. Die Schlussfolgerung lautet manchmal: "Also geben wir die Rede von Wahrheit gleich ganz auf." Warum das aber ein Kurzschluss ist und die Spannung zwischen Wahrheitsanspruch und Toleranz z.B. auch zwischen den Religionen ausgehalten werden muss, beleuchtet der zweite Abend.
Von Toleranz reden ist leicht, aber schwer fällt es, sie im eigenen Nahbereich täglich zu praktizieren. Wie schnell ist die Toleranzgrenze erreicht, wenn meine Bedürfnisse, Werte oder Ordnungsvorstellungen angetastet werden. Auf den Gerichten häufen sich die Nachbarschaftsklagen. Jeder überhängende Zweig in Nachbars Garten, bellende Hunde, tobende Kinder oder gestörte Mittagsruhe können zum Streitfall werden. Nicht anders sieht es in den Familien aus: Musik der Tenager, herumliegende Sachen, nicht zugeschraubte Zahnpastatuben oder unterschiedliches Wärmeempfinde sorgen für Gereiztheit und Auseinandersetzungen. Wir fragen an diesem Abend danach, was ein tolerantes Miteinander fördern kann?
Die Ev. Kirchengemeinde lädt alle Interessierten herzlich ein!
Dienstag, 5. März: Der lange Weg zur Toleranz (Kirchenhistoriker Dr. Andreas Stegmann, HU Berlin)
Dienstag, 12. März: Alles gleichgültig? - Wahrheit und Toleranz (Dr. Eckhard Zemmrich, Referent für theologische Grundsatzfragen)
Mittwoch, 20. März: Toleranz beginnt in der Familie (Detlef Förster, Kulturwissenschaftler, Sozialarbeiter und Psychodramaleiter, Beratungsstelle "Familie im Zentrum") jeweils 19.30-21 Uhr