Serie für den Natur- und Gartenfreund

Was erfreut uns im Frühling?

von Marianne Schäfer

Trotz Nachtfrost und eisiger Winde begannen Ende Januar die Zaubernüsse (Hamamelis japonica), an den noch blattlosen Zweigen ihre fusseligen Blüten zu öffnen. Kleine Blütenbällchen in gelb, zart grünlich oder im kräftigen Rot. Wochenlang blühten sie unverdrossen! Sie lieben ein geschütztes Plätzchen und sind jedes Jahr wieder eine blühende Freude im Winter. 

Erst als die Wetterfronten sich geändert hatten, konnte so ganz vorsichtig der Frühling Einzug halten. Erstaunlich finde ich immer wieder, wie die Schneeglöckchen und auch die frühen Krokusse, wenn sie durch die Schneedecke wachsen, um sich herum den Schnee wegtauen. Immer wieder hatten wir in diesem Frühjahr Winter- und Frühlingswetter. Die Rabatten waren noch winterlich mit braunem Laub bedeckt. Jeder Gartenfreund wartete so sehnsüchtig auf die kleinen Frühlingsblümchen.

Auch ich machte immer wieder Gartenrunden. Dabei entdeckte ich endlich die ersten Spitzen der Botanischen Tulpen (Tulipa kaufmanniana). Sie sind besonders früh blühend und es gibt sie in verschiedenen Blütenfarben. Weiß, gelblich, rosa und auch in rot. Die ersten "Tulipane" wurden etwa 1630 von Reisenden, aus der Türkei nach Holland mitgebracht. Dort wurden die Tulpenzwiebeln und deren bisher nie gesehene Blüten für so wertvoll angesehen, dass die Tulpenzwiebeln mit Gold aufgewogen wurden.

Plötzlich, über Nacht, erscheinen überall grüne Blattspitzen und dann schieben sich die blauen Blütenstielchen der Scilla sibirica heraus. Jetzt dominiert in meinem Garten die Farbe Blau. An geschützten Stellen unter Gehölzen zeigen sich die zarten Leberblümchen (Hepatica triloba) in Blau oder Weiß, oder auch selten in Rosa. An anderer Stelle zeigen sich die niedlichen, gelben Blütensternchen mit der grünen Halskrause, die Winterlinge. Sie haben sich aus dem schützenden Laub der Magnolie herausgewachsen. Ebenso im kräftigen Gelb blühen mehrere Tuffs mit den kleinen Osterglöckchen. Auch die gelb blühenden Himmelsschlüsselchen vermehrten sich. In den vergangenen Jahren sind sie im Garten verteilt und blühen da wo sie gekeimt sind.

Nur ein paar sonnige Tage haben ausgereicht, dass all die vielen anderen Pflanzen zu grünen und zu wachsen beginnen. Aus einst drei geschenkten, kleinen Knöllchen des Lerchensporns, sind jetzt in meinem Garten etwa hundert geworden. Im Wurzelbereich der Haselbüsche haben sich die zarten, kleinen Buschwindröschen, mit ihren sechs weißen Blütenblättchen auch vermehrt. Die Träubelchen, oder auch Perlhyazinthen, (Muscari polyazinthe) befinden sich noch im Knospenstadium. Ebenso die Glocken-Scilla, auch das Waldglöckchen, oder Hasenglöckchen genannt. Beide werden in Blau erblühen. Mit einem kräftigen Lila und dem lieblichen Duft erfreuen mich die Veilchen. Auch sie wachsen am liebsten da, wo die Würzelchen sie hingeleitet haben. Es kann auch gerne an den schmalen Wegen beim Apfelbaum sein.

Die Freude, all die kleinen Blümchen nun wieder zu sehen lässt den langen Winter vergessen. Wir müssen aber nicht nur nach unten sehen! Es grünt und blüht in den Sträuchern und Bäumen. Die Forsythia leuchtet strahlend Gelb und ist weithin sichtbar. Meine prächtige Magnolie (Magnolia kobus) hat schon ihre pelzigen Schutzhüllen fallen lassen und wieder werden sich hunderte weiße Blüten öffnen.

Fürsorglich haben wir in dem langen Winter die Vögel gefüttert, so lange, bis es kein Futter mehr zu kaufen gab. Jetzt ist auch für sie der Frühling da, eine Zeit mit großen Aktivitäten. Singen, zwitschern und tirilieren! Wer es am schönsten kann ist Sieger! Nestchen bauen, brüten und die Jungen satt füttern. In diesem Winter waren viele seltene Vögel am Futterhäuschen. Noch vor einiger Zeit war ein Pärchen Kernbeißer hier in unseren Gärten. Es macht doch viel Freude die kleinen Tiere zu beobachten. Ich bitte an dieser Stelle, die Katzenhalter, in der Zeit wo die kleinen Vogelkinder ausfliegen, dass sie bitte ihre Katze in der Wohnung lassen!!

Vor gar nicht so langer Zeit ging ich in meinen Geräteschuppen. Ich bemerkte ein heftiges Flattern am Fenster. Es war ein Pfauenauge-Schmetterling, der dort irgendwo überwintert hatte. Keine Spinne hatte ihn entdeckt. Vorsichtig nahm ich ihn von der Scheibe und ging mit ihm in die warme Sonne. Ganz still saß er in meiner ausgestreckten Hand. In aller Ruhe konnte ich seine Schönheit betrachten. Die Farben der beiden "Augen" waren gelb, als Umrandung des Auges ein schwarzes Eck, welcher dann die Umrandung des Auges begrenzt. Ein etwas verwischter schwarzer Punkt als Pupille. Darunter etwas rot nicht klar begrenzt und daneben nach außen zwei kleine, weiße Pünktchen. Diese werden von etwas Himmelblau umspielt. Beide "Augen" sind auf den größeren Vorderflügeln exakt am oberen Rand postiert. Die beiden hinteren Flügel haben auch diese Augenzeichnung, aber nicht so klar. Feine rotbraune Härchen bedecken die Flügel und auch den Körper. Es war ein schönes Gefühl, den Schmetterling so in Ruhe betrachten zu können.

Manchmal steht man ratlos in den Blumengeschäften oder der Gärtnerei. Es ist alles beinahe gleichzeitig im Angebot. Frühlingspflanzen wie Primeln, Stiefmütterchen und Polsterstauden. Für die Sommerbepflanzung sind Gewürzpflanzen, Geranien und Petunien im Angebot. Egal, nach diesem grauen Winter muss Farbe in den Garten. Also wird gepflanzt was gefällt! Der Mai ist gekommen, genau so wie es in dem alten Lied gesungen wird.