Serie für den Natur- und Gartenfreund

Spaziergang im Müggelwald

von Marianne Schäfer

Paulchen und Gitti waren voller Unruhe. Sie hatten bereits beim Backen von Keksen und Kuchen geholfen. Der Weihnachtsbaum stand schon in der Stube. Vater begann ihn zu schmücken. Mutti wirbelte in der Küche. Da kam Paulchen auf die Idee und sagte zu seiner Schwester: "Wir gehen zu Oma und Opa, die haben immer Zeit für uns." Fröhlich machten sich die beiden zu den nicht weit entfernt wohnenden Großeltern auf den Weg. Wie erhofft, gingen sie bald alle vier in den Müggelheimer Wald. Gitti fasste ihre Oma an die Hand, Paulchen flitzte voller Unruhe hin und her. Es hatte wieder leicht zu schneien begonnen. 

Auf den Waldwegen war das Laufen bequem. Zwischen den Kiefern und den anderen Bäumen war der Boden mit weichem Moos bewachsen, hier mussten sie dagegen stapfen. Sie sanken bei jedem Schritt tief in den leicht beschneiten Waldboden ein. "Komm her, Paulchen", sagte der Opa. Er ermahnte ihn, "du weißt doch, im Wald sollte man leise und sehr aufmerksam sein." " Ja, Opi, ich habe es nicht vergessen, wir wollen das Gezwitscher der Krähen hören." Da sagte Gitti: "Krähen zwitschern doch nicht." Paulchen lachte. "Ich weiß, sie machen Krah-Krah". Opa sprach: "Ich würde nicht so laut und unaufmerksam durch den Weihnachtswald stürmen. Vielleicht sehen wir Rehe oder Wildschweine. Sucht doch auf dem Boden nach Spuren von den Tieren." "Da zwischen den Bäumen habe ich eben etwas laufen gesehen", flüsterte Paulchen. Opa tastete seine Jackentaschen ab. "Da ist ja mein Fernkieker." Er hatte ein altes Opernglas in den Händen und hob es an seine Augen. "Wo sind die Wildschweine?" Paulchen meinte sogleich: "So genau habe ich das auch nicht gesehen, es ist zu weit weg."

Opa drehte sich im Kreis, "nichts zu sehen, nur Bäume und oben im Geäst Kolkraben. Ah, da sind die schwarzen Rabenvögel." Ihr kräftig und tief tönendes Krong—Krong schallte im Wald, wo nun der stärker fallende Schnee geheimnisvoll knisterte. Langsam gingen sie weiter.

Als sie an die Stelle kamen, wo Paulchen eine Bewegung gesehen hatte, erblickten sie tatsächlich die Spuren von mehreren Wildschweinen. Opa besah sich die Spuren genauer. Er konnte sagen, dass es drei große Sauen und einige Überläufer waren. "Sie müssen uns bemerkt haben und sind geflüchtet." Oma war inzwischen mit Gitti weiter gegangen. Da entdeckte sie nicht weit vom Weg ein paar hellbraune Pilzhütchen. "Das sind eventuell Kiefernfälblinge. Ich werde sie mitnehmen und zu Hause in meinem alten Pilzbuch schauen, ob sie essbar sind." Ein Eichhörnchen hüpfte in großen Sprüngen über den Waldweg. "Oma, ich will nach Hause. Es wird schon dunkel und dann kommt vielleicht der Weihnachtsmann." "Du hast Recht, mein Mädchen" sagte die Oma. "Kommt ihr beiden Männer, wir freuen uns auf die warme Weihnachtsstube", rief sie in den Wald.

Schneller als auf dem Hinweg hatten sie den Rückweg bewältigt. Erwartungsvoll kamen sie zu Hause an. Hier war es warm und gemütlich. Den Weihnachtsbaum hatte der Vater bereits mit bunten Glaskugeln, Lametta und kleinen Engelchen geschmückt. Es duftete nach Harz. Mutti deckte den Tisch weihnachtlich mit kleinen Tannenzweiglein und Kerzen. Dann brachte sie den großen Stollen und den Kaffee zum Weihnachtstisch. Vater ließ die Lichterketten im Baum erstrahlen. Plötzlich klopfte es laut an der Tür. "Der Weihnachtmann kommt", flüsterte Gitti. Und so war es auch. Ein Mann mit langem Mantel, weißem Bart und einem Sack über der Schulter stand vor der Tür. Er brachte die von den Kindern gewünschten Geschenke, Gitti sagte ein langes Gedicht auf. Bei weihnachtlicher Musik wurden erwartungsvoll die Geschenke ausgepackt. Etwas enttäuscht war Paulchen, denn er hatte kein Handy bekommen, dafür aber ein gutes Fernglas, sicher für weitere Wanderungen mit dem Opa. Einige neue Spiele erfreuten alle. Es wurde ein sehr lustiger und fröhlicher Heiligabend für die ganze Familie.

Ein gemeinsamer Spaziergang mit der Familie oder Freunden durch unseren herrlichen Müggelheimer Wald ist zu jeder Jahreszeit erholsam. An den Weihnachtsfeiertagen, vielleicht sogar im Schnee, ist dieses ein besonders schönes, besinnliches Erlebnis.

Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr.