Was Oma schon wusste...

Haben die alten Hausmittel heute noch ihre Bedeutung?

von MR Dr. med. Rolf Förster

Zuerst Wadenwickel bei Fieber einsetzen

Ja, denn Fieber hat eine Heilwirkung, es zeigt an, dass sich der Organismus mit den eingedrungenen Erregern auseinandersetzt, die Abwehr angekurbelt ist. Grundsätzlich sollen fiebersenkende Mittel erst bei Temperaturerhöhungen >39 Grad Celsius eingesetzt werden (Ausnahme: Fieberkrämpfe sind bekannt). Zur Linderung immer erst Wadenwickel anwenden (aber nur bei warmen Füßen!). Niemals Aspirin für Kinder unter 12 Jahren einsetzen. Dieses Fieber- und Schmerzmittel kann bei Kindern zu gefährlichen Leber-und Hirnerkrankungen führen, dem REYE-Syndrom. Kleinkinder darf man vorübergehend mit Paracetamol und Ibuprofen behandeln aber hier ist wegen der Gefahr der Leberschädigung durch Paracetamol auf Tageshöchstmengen von 10-15 mg pro kg Körpergewicht zu achten. Bei anhaltendem Fieber immer einen Arzt aufsuchen!

Scharfe Gewürze helfen bei Infekten

Auch das stimmt, scharfes Essen und die antiinfektiösen Eigenschaften vieler Gewürze wie Chili, Zimt, Nelken, Pfeffer, Meerrettich, Thymian, Zwiebeln, Senf u.a. sollte man nutzen, ebenso Ingwer- und Cystus incarnus-Tee. Apropos Gewürze: Hände und Füße mit Zimt einreiben und zimthaltige Sohlen schützen vorm Frieren. Nelken sind ausgezeichnete Radikalfänger, Pfeffer wirkt antibakteriell, durchblutet die Mundschleimhäute besser und man ist weniger empfindlich gegen Erkältungen, Muskat ist ein Stimmungsaufheller, ebenso Safran. Kurkuma wirkt Cholesterin senkend, schont den Magen (Kaffeezusatz besonders bei den Arabern), ist auch entzündungshemmend, gut fürs Zahnfleisch, regt den Hirnstoffwechsel an und fördert die Konzentration (Profischachspieler kauen oft auf Kardamonkapseln herum). Ingwer ist u.a. wichtig für die Fließfähigkeit des Blutes, gut für die Gelenke und holt das schlechte Cholesterin (LDL) aus den Gefäßwänden heraus, ist ein guter Leberentgifter und hilft bei Übelkeit und Katerkopfweh. Bei letzterem hat sich auch zerriebener Schwarzkümmel bewährt. Frischer Knoblauch wirkt gegen Bakterien und Pilze und Bluthochdruck. Sein Wirkstoff Alliin ist ein "Ausputzer" der Arterien und verhindert das Verklumpen des Blutes in den Gefäßen. Bei der Dosierung ist allerdings Vorsicht geboten, denn der Atem des Knoblauchessers ist mitunter "waffenscheinpflichtig"!

Zum deutschen Braten gehört oft Sauerkraut, weil der darin enthaltene Kümmel und Salbei die Gallensäfte anregt und damit die Verdauung fördert. Nahezu alle exotischen Gewürze, welche Scharfmacher sind, haben nicht nur eine positive Wirkung auf unseren Stoffwechsel, sie gelten auch als Naturdroge und mitunter als Aphrodisiaka, denn die mit Schärfe verbundene Schmerzreaktion des Körpers ist verantwortlich für die Ausschüttung von Glückshormonen (Endorphine). "Löschen" kann man das Brennen im Mund mit Milch, Joghurt, Brot oder Käse. Das Wichtigste bleibt aber, dass die Zubereitungen schmecken müssen, sonst nützen die besten Gewürze nichts!

Heiße Fenchelwickel werden übrigens seit tausenden Jahren bei den Babyloniern bei einer Lungenentzündung angewendet.