Schildbürgerstreich wegen Hochwassers

Versicherung sieht Gefahr für Haus auf dem Berg

von Simone Jacobius

Einem Schildbürgerstreich ähnelt das, was Ekkehard und Christa Scheibel vor einigen Wochen erlebten. "Wir haben ein Schreiben von unserer Versicherung bekommen, das ist einfach unverschämt" Mit diesen Worten wandte sich Christa Scheibel an den Müggelheimer Boten. Die Allianz-Versicherung, bei der sie ihr Wochenendgrundstück am Weg D versichert haben, hatte sie angeschrieben und mit Hochstufung bzw. Kündigung der Versicherung gedroht. Der Grund: Hochwassergefahr!

Der Brief in Auszügen: "Sie haben bei uns ein Gebäude in einem hochwassergefährdeten Gebiet versichert. In solchen Gebieten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Schäden in Millionenhöhe entstehen. Für Eigentümer wird es deshalb immer wichtiger, ihre Gebäude zu versichern. Wir können Ihnen weiterhin einen verlässlichen Versicherungsschutz bieten. Aufgrund des erhöhten Überschwemmungs-Risikos ist dies jedoch nur mit geänderten Vertragsbedingungen möglich. (…)Was geschieht, wenn Sie die vertraglichen Änderungen nicht annehmen? In diesem Fall kündigen wir hiermit vorsorglich das bestehende Vertragsverhältnis zum Ablauf des Vertrages am 01.01.2014. Nach diesem Datum ist Ihr Gebäude dann nicht mehr bei uns versichert."

"Wir haben unser Grundstück seit 45 Jahren bei der Allianz versichert und nun so etwas", empört sich Christa Scheibel. All die Jahre hätte die Versicherung noch nie etwas für das Grundstück zahlen müssen. Das Kuriose: Das Grundstück am Weg D liegt auf einer Anhöhe und weitab von jeglichem Wasser. Beim zuständigen Generalvertreter an der Wernsdorfer Straße ist man erstaunt über die Briefe. "Die gehen nicht von uns aus, sondern von der Zentrale", heißt es fast schon entschuldigend. Doch erst auf Nachfrage des Müggelheimer Boten kommt der Stein ins Rollen.

"Es liegt ein Kartierungsfehler vor. Gut dass Sie uns darauf aufmerksam gemacht haben. Wir entschuldigen uns für dieses Missverständnis", antwortet Susanne Seemann von der Unternehmenskommunikation der Allianz Deutschland.

Denn Fakt ist: Es gibt hochwassergefährdete Gebiete in Berlin, auch in Müggelheim. Sie sind im Frühjahr neu beschlossen worden. Betroffen sind die Gosener Gewässer nebst Müggelspree, Müggelsee und Seddinsee. In Müggelheim sind Teile von Schönhorst betroffen. Ziel des festgelegten Überschwemmungsgebietes ist es, das Hochwasserrisiko und die Folgen eines erhöhten Wasserpegels zu minimieren.

In den festgelegten Bereichen ist die Errichtung von baulichen Anlagen mit wenigen Ausnahmen nicht erlaubt. Untersagt sind auch Mauern und Wälle quer zur Fließrichtung. Die Einschränkungen gelten auch dann, wenn es sich bisher um Bauland handelte. Neues Bauland darf nicht ausgewiesen werden.

Während das Überschwemmungsgebiet im Erpetal, in dem Kleingärten wiederholt unter Wasser standen, mit 3300 Quadratmetern recht klein ist, ist an der Müggelspree die Fläche 1,8 Quadratkilometer groß und betrifft auch Grundstücke in Rahnsdorf, Hessenwinkel und Schönhorst.