Serie für den Natur- und Gartenfreund

Den Frühling suchen

von Marianne Schäfer

Der Januar neigt sich dem Ende zu. Bisher waren die Schneemengen und auch die winterlichen Temperaturen moderat. Ich befinde mich in meiner Veranda. Während ich meine Pflanzen am Fenster gieße, überlege ich, was man in der trüben und langweiligen Jahreszeit schreiben kann. Meine Blicke gehen noch ratlos nach draußen. Hier auf meinem Tisch steht noch, in selbst geformter Keramik, mein Adventsgesteck. Zwei dicke, weiße Kerzen stehen zwischen Schwarzkiefernzapfen und kurzen Thuja-Zweigen. Das Besondere sind ein paar Glasstücke, bläulich schimmernd. Andere Stücke sind klar. Sie sehen aus wie Eis. Die Flammen der brennenden Kerzen spiegeln sich etwas in ihnen. 

Das Glas erinnert mich an einen schönen Ausflug mit einer befreundeten Familie nach Glashütte, ein Museumsdorf. Wie schnell die Gedanken eilen... Hier in meiner Veranda sitze ich gerne am Tisch. Ich sehe die Nachbarhäuser, die hohen, dunkelgrünen Fichten, die kahle Lärche mit ihren zarten Zweigen, die alten Haselbüsche, der mächtige Wachholderbusch und den großen, verzweigten Eibenbusch. Da es gerade wieder etwas schneit, ist die Gartenlandschaft hübsch winterlich weiß, wie bezuckert.

Wenn ich im Schnee durch den Garten gehe, bin ich oft auf Spurensuche. Am meisten sehe ich Katzenspuren, welche schnurstracks zu den Vogelfutterstellen führen. Sehr ärgerlich! Meine geliebten Zaunkönige sind schon seit dem Sommer nicht mehr da. Andere Singvögel wurden auch gefangen. Wie das zutrauliche Rotkehlchen. Spuren und Federn fand ich im Schnee. Ich weiß, dass diese räubernde Katze dafür auch noch gelobt wird! Anderseits sah ich die winzigen Mäuse-Tippel-Spuren im Schnee, aber in der Nähe keine Katzenspur. Es ist ganz böse, wenn Grundstücksbesitzer ihre Katze zur Vogeljagd animieren. Nicht nur ich habe viel Freude beim Beobachten der Vögel. Gleich morgens werden die Sonnenblumenkerne und andere Samen in die Futterhäuschen gefüllt. Die schwarzen Amseln werden mit leicht geölten Haferflocken gefüttert, welches an schneefreien Stellen ausgebracht wird. Kaum bin ich wieder im Haus, ist ein munteres Treiben zu beobachten. Bis zur Dämmerung kommen die Singvögel zum Futter. Dominierend sind die Kohlmeisen. Weitere vertraute Meisenarten sind die kleineren Blaumeisen. Sehr vorsichtig sind die Sumpfmeisen mit dem weißen Bauch, der schwarzen Kopfplatte, dem braunen Rücken und dem schwarzen Kehlfleck. Die kleinen Tannenmeisen sind deutlich kleiner als ein Sperling. Ihr Kopf ist schwarz, die Kopfseiten sind weiß, ebenso sehe ich bei ihnen einen weißen, länglichen Nackenfleck. Der Rücken ist grau und der Bauch ist braun-grau. Auch die munteren Haubenmeisen, mit ihren am Hinterkopf hoch stehenden Federhäubchen sind sehr niedlich.

Obwohl der Winter mit Schnee und Frost nun so richtig in unseren Breiten eingezogen ist, gab es zuvor manchmal ein paar milde Tage. Ende Dezember, als der Boden noch nicht gefroren war, fand ich an geschützter Stelle eine blühende Schlüsselblume (Primel). Mit großer Energie machen sich die Amseln daran, die feuchten, fest am Boden liegenden Laubblätter zu heben, sie umzudrehen und eifrig nach Insekten zu suchen. Manchmal sind sie so eifrig dabei, dass sie auch mit dem Schnabel die Erde etwas weg befördern. Ich habe das wieder ein bisschen korrigiert. Dabei fand ich Krokusknöllchen und auch Schneeglöckchen, die nun nicht mehr in der Erde waren. Sie hatten schon einen deutlichen Austrieb der zukünftigen Blüten. Auch die Wurzeln waren gut entwickelt. Ich hab sie gleich wieder tiefer eingesetzt.

Sowie es ein paar Tage etwas milder ist, beeilt sich der gelb blühende Winterjasmin wenigstens ein paar Blüten zu öffnen. Schnell habe ich mir einige Zweiglein abgeschnitten für ein kleines Sträußchen auf dem Tisch. Ich weiß ja, es werden bei mildem Wetter immer wieder kleine Knospen an den grünen Zweigen erblühen.

Eine sehr beliebte Winter-/Frühlingspflanze ist die Christrose. Leider sind in sehr vielen Gärten, bei den späten Wetterextremem im vergangenen Jahr, beinahe alle Christrosen, auch verschiedenster Arten, erfroren. Von lieben Freunden habe ich zu Weihnachten wieder eine prächtige, weiß blühende Christrose bekommen. Das war eine große Freude für mich. Nun hatte ich das Problem: Wie mache ich es diesmal besser! Mir war bekannt, dass diese getopften "Heleborus" in Gewächshäusern frühzeitig zum Blühen gebracht wurden. Dabei werden sie in etwas milderen Temperaturen zum Blühen angeregt. Deshalb habe ich versucht sie langsam etwas abzuhärten. In milden, sonnigen Stunden kam der Topf mit der Pflanze in den Garten, abends in den Keller, an das Fenster. Dieses so lange, bis in einer Wettervorhersage weiteres mildes Wetter angesagt wurde. Nun suchte ich im Garten ein geeignetes Plätzchen. Der Boden war nicht gefroren. Christrosen brauchen einen tiefgründigen, nahrhaften und auch etwas kalkhaltigen Boden. Dort habe ich sie eingepflanzt. Mit Laub habe ich den sie umgebenden Boden gut abgedeckt und zum Schutz vor den eifrigen Amseln noch locker mit Tannenzweigen geschützt. Nun hoffe ich, dass sie diesen Winter gut übersteht.

Trotz Frost und Schnee ist der Frühling schon auf dem Weg! Teilweise beginnt die Hasel schon zu blühen. Meine Zaubernuss zaubert schon kleine gelbe Blütenfusseln an einigen Zweigen. Auch die Magnolienknospen an den Zweigen der später so prächtig blühenden Baumsträucher werden immer größer. Wer wartet nicht auf den Frühling? Aber, er kommt ganz gewiss!