Geht Paule III in die letzte Saison?

Senat will Ruderfähre abschaffen

von Petra Zoepf

Wenn jetzt zu Ostern der Fährbetrieb auf den Berliner Gewässern wieder aufgenommen wird, könnte es die letzte Saison für Berlins einzige Ruderfähre sein. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt will die Strecke ab 2014 von der Motorfähre F 23, die zwischen Rahnsdorf, Neu Helgoland und Kruggasse im Fischerdorf im Stundentakt fährt, mit bedienen lassen. Doch das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin hat diese Pläne jetzt durchkreuzt. Es lehnt den Neubau einer größeren Steganlage auf Müggelheimer Seite ab. Die Müggelspree sei dort zu schmal, um einen größeren Anleger zu errichten.

Petra Rohland, Pressesprecherin der zuständigen Senatsverwaltung dazu: "Diese neue Situation werden wir prüfen, eventuell wird Widerspruch gegen die Entscheidung der Wasserbehörde eingelegt." Die BVG als Betreiberin der Fährlinien in Berlin würde die Ruderfähre durchaus wieder in ihren Fahrplan für 2014 aufnehmen, "wenn das Land Berlin sie bei uns bestellt", erklärt Petra Reetz, Pressesprecherin der Verkehrsbetriebe. Sie verweist darauf, dass der Vertrag mit dem Land Ende 2013 auslaufe und deshalb fehle die Verbindung im Fahrplan des kommenden Jahres.

Etwa 30.000 Euro kostet der Betrieb der Ruderfähre im Jahr, so Frau Reetz. Zwischen Ostern und Anfang Oktober lassen sich 12.000 Personen per Muskelkraft von einem Ufer ans andere übersetzen, bezahlt wird mit einem 2,40 Euro Fahrschein der BVG, Fahrräder kosten extra. Rechnet man die so erzielten Einnahmen hoch, erwirtschaftet Paule III seine Kosten nahezu vollständig. Bis zu acht Fahrgäste können pro Tour von einem Ufer der Müggelspree ans andere transportiert werden, und das auf Zuruf und nicht nach festgelegtem Fahrplan. Besonders beliebt ist die Strecke bei Ausflüglern und Berlin Touristen, weiß Katrin Reiche-Kurz, Geschäftsführerin des Tourismusvereins Treptow-Köpenick. Für die Müggelheimer selbst scheint sie kaum von Bedeutung zu sein. Peter Belitz, Vorsitzender des Heimatvereins, meint: "Ob eine Fähre rechts oder links rum fährt, wird in Müggelheim niemand erschüttern. Die Schiffe können ja in Neu Helgoland anlegen, wenn der Steg an den Spreewiesen nicht groß genug ist."

Das macht die Linie F 23 bereits seit Jahren, jedoch im Stundentakt. Ab 2014 werden Schiffe der Weißen Flotte Stralsund die Fährlinien im Osten Berlins befahren. Die Stralsunder wollen neue Schiffe mit E-Motor und Solarzellen einsetzen. Für die F 23 ist ein behindertengerechtes Boot für 35 Personen vorgesehen. "Das war für uns ein gutes Argument, ab 2014 auf die Ruderfähre zu verzichten, denn Rollstuhlfahrer können dort nicht mitgenommen werden" verteidigt Petra Rohland die Entscheidung des Senats.

Ob die Tage des Berliner Originals tatsächlich gezählt sind, steht derzeit noch nicht fest. Der Köpenicker Heimatverein und die SPD-Fraktion des Bezirks wollen für den Erhalt von Paule III kämpfen.