Immer mehr Kinder in Müggelheim

Zwei neue Kitas sollen Engpässe beseitigen

von Simone Jacobius

Immer mehr Kinder müssen abgewiesen werden. Jedes Jahr sind es etwa 100. Diese alarmierende Zahl ist jüngst bekannt geworden. Denn die Kindertagesstätte "Bienenhaus" platzt aus allen Nähten. Die vorhandenen 90 Plätze reichen bei weitem nicht aus. Nötig wären etwa 250. Doch Abhilfe ist in Aussicht.

Das Problem: Müggelheim wird immer jünger. Oder andersherum: In Müggelheim gibt es immer mehr Nachwuchs. Während es im Jahr 2007 nur 207 Kinder bis sechs Jahre gab, stieg die Zahl im Jahr 2013 bereits auf 287. Im kommenden Jahr wird es 295 Kinder in dieser Altersgruppe geben. Die Folgen sind gravierend. 

Kein Wunder. Denn nach dem Kitaplan des Bezirks für das laufende Jahr ist Müggelheim das Schlusslicht bei der Betreuung von kleinen Kindern. Die Versorgungsquote liegt gerade einmal bei 34 Prozent der 0- bis 6-Jährigen. Optimal wäre eine 85-prozentige Abdeckung. In der Kitaplanung heißt es: "Müggelheim ist mit 34 % Versorgungsgrad die am geringsten ausgestattete Bezirksregion im Bezirk. Durch eine Betreuung im Allende-Viertel werden diese Defizite gemildert. Ein neuer Standort ist in Müggelheim dringend notwendig."

Das hat auch Christiane Borns, Regionalleiterin des Bildungsträgers KITAVIS erfahren. Der Verein ist dabei, eine neue Kindertagesstätte in Müggelheim zu bauen. Vermutlich im Januar wird das "quietschorangene" Haus an der Müggellandstraße 8-10 bereits eröffnet.

"Im Moment sind noch die Handwerker drin. Aber vor Weihnachten wollen wir noch die Betriebserlaubnis beantragen", meint Christiane Borns. Das Antragsverfahren war lang. Anfang Januar fand das erste Gespräch statt, im November gab es dann die Baugenehmigung für den Umbau des alten Hauses. Es ist die erste Kita von KITAVIS, einer Marke der FAA Bildungsgesellschaft, einer Gesellschaft, die sich der Bildung junger Erwachsener verschrieben hat. Irgendwann tauchte die Idee auf, mit der Bildung nicht erst bei Erwachsenen anzufangen.

"Deswegen hat bei uns auch Bildung in frühestem Alter oberste Priorität", erläutert die Regionalleiterin. 50 neue Kitaplätze wird es ab nächstem Jahr dort geben, 20 für unter Dreijährige, 30 für über Dreijährige. Geplant ist ein "Haus der Kinder", in dem sich die Kinder altersübergreifend bewegen können und auf ihre Wünsche und Bedürfnisse eingegangen wird.

Der Kindergarten verfolgt die Reggio-Pädagogik. Zentrales Prinzip ist es, dass Kinder durch ihre Wissbegierde und Kreativität die eigene Entwicklung maßgeblich bestimmen und dabei von Erwachsenen begleitet und nicht angeleitet werden. Die Kinder sollen sich frei im Gebäude bewegen können und durch Experimente die Welt entdecken, keine fertigen Lösungen präsentiert bekommen. Ziel ist es, ein Haus der kleinen Forscher aus der Kita zu machen und auch die entsprechende Zertifizierung dafür zu erlangen.

Bisher ist eine Betreuungszeit von 6 bis 18 Uhr geplant, "allerdings können wir da auch flexibel in Absprache mit den Eltern sein", sagt die Regionalleiterin.

Auch das 1000 Quadratmeter große Außengelände soll kindgerecht gestaltet werden. So gibt es neben Rutsche, Schaukel und Klettergerüst auch eine Ecke, in der Sträucher und Gemüse angepflanzt werden sollen. "Dort können die Kinder selber säen, pflanzen, ernten und naschen", erläutert Christiane Borns. Eine relativ große Betonfläche soll erhalten und als Straße bemalt werden für den Verkehrsunterricht.

Mittagsschlaf sollen nur die ganz Kleinen halten müssen. Für sie gibt es einen extra Schlafraum. Für alle anderen ist eine Ruhepause nach dem Mittagessen verbindlich. Hier können die Kinder jedoch auch ruhig lesen oder malen. Wichtig sei, so Borns, dass die Kinder Zeit hätten abzuschalten und runterzufahren.

Sowohl das Land Berlin als auch das Bundesministerium für Familie haben die neue Kita mit etwa 3000 Euro pro Platz gefördert. Der Rest kommt aus Eigenmitteln des Vereins. Um Fördermittel kämpft die Evangelische Kirchengemeinde in Müggelheim bereits seit 2012. Denn auch auf der Kirchenwiese am Ortseingang Ecke Ludwigshöheweg ist eine Kita mit 60 Plätzen geplant. Die Gemeinde steht in den Startlöchern. Sowie Fördermittel vom Senat freigegeben werden, kann mit dem Bau der Kindertagesstätte begonnen werden. Doch zuerst muss der Doppelhaushalt 2014/15 vom Senat beschlossen werden. "Wenn alles klappt, werden wir Ende 2014 fertig sein", meint Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara. Damit hätte dann Müggelheim in einem Jahr 110 neue Kitaplätze und würde den Bedarf zumindest annähernd decken können. Übrigens hat die Kinder-Schwemme auch einen großen Vorteil: Unsere Grundschule ist jetzt wieder konstant zweizügig und somit gesichert. Eine Schließung oder Ausgliederung der höheren Klassen ist jetzt nicht mehr im Gespräch.