zu: „Gedanken aus Müggelheim”, 02/2023

Ja, alles könnte noch viel schlimmer sein, damit hat Frau Jacobius recht, denn immerhin wird man in unserem Land nicht verhaftet, wenn man seine Meinung äußert. Doch leben wir wirklich noch in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit? Frau Jacobius schreibt, dass wer die politische Situation verkehrt einschätzt, seine Glaubwürdigkeit verspielt. (vgl. S2, Z 21ff)

Wer aber hat das Recht, eine politische Situation als falsch oder richtig zu beurteilen, solange sie nicht gegen Gesetze verstößt? Und warum verspielt man seine Glaubwürdigkeit, weil man anderer politischer Meinung ist? 

Sind das moralische Hyperventilieren und die Diffamierung Andersdenkender in unserer Medienwelt wirklich noch Meinungsfreiheit? Es wird nicht mehr nur berichtet, sondern es wird dem Leser erklärt, wie er über einen Sachverhalt zu denken hat. Dabei wird nicht unbedingt gelogen, es wird nur ein Teil der Wirklichkeit ausgeblendet.

Es ist doch ersichtlich, dass in den Medien eine nahezu einseitige Positionierung zur politischen Situation stattfindet. Diese Geschlossenheit geht eindeutig auf Kosten der Leser und Zuschauer, die diese Einstimmigkeit nämlich nicht darstellen.

Wie kann es sein, dass das veröffentlichte Meinungsbild so wenig mit dem öffentlichen Meinungsbild übereinstimmt?

Die Debattenkultur in diesem Lande hat in den letzten Jahren sehr gelitten. Durch die mediale Gleichschaltung fühlen sich Teile der Bevölkerung nicht mehr wahrgenommen. Hierbei handelt es sich längst nicht mehr um eine kleine Minderheit radikaler Außenseiter. Hat bei einer bestehenden Meinungsfreiheit der ÖRR nicht die Aufgabe, die differenzierten Interessen der gesamten Gesellschaft darzustellen und die Meinungsvielfalt abzubilden?

Ein Beispiel dafür ist die Berichterstattung über die Waffenlieferungen an die Ukraine. Wer nicht dafür ist, wird in die rechte oder linke Ecke gestellt, muss auf alle Fälle ein Extremist sein oder wird wegignoriert.

Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist für Waffenlieferungen, die anderen sind dagegen oder können sich nicht entscheiden. Meinungsfreiheit nur für die Befürworter ist keine Meinungsfreiheit.

Lasst uns wieder zusammen diskutieren und lasst uns auch die Widersprüche aushalten, ohne uns gegenseitig zu verurteilen, denn wir wollen doch im Grunde alle das Gleiche. Ein Leben in Frieden!     Noreen Gleue

Am Montag fängt die Woche an, am Sonntag hört sie auf …

Nicht nur Rudi Schuricke sang diesen Schlager, zu dem in den 1930er und 1940er Jahren beim Foxtrott geschwooft wurde – auch heute kann man das Lied bei Spotify finden. Und wie ist nun dieser Montag, mit dem die Woche beginnt?

„Montag ist kein Schontag!“

Kennen Sie diesen Spruch? Da spürt man richtig den Leistungsdruck, dem viele Menschen in ihrem beruflichen Alltag heute ausgesetzt sind. Und wer den Voraussagen der Statistik glaubt, kann sich ausrechnen, dass dieser Druck noch zunehmen kann, wenn immer weniger Berufstätige für immer mehr Rentnerinnen und Rentner in die Kassen einzahlen müssen.

Aber fing die Woche schon immer mit Arbeit, Leistungsdruck und vielleicht sogar Stress an? Wer nachzählt, wundert sich, denn der Mittwoch liegt ja gar nicht in der Mitte, sondern der Donnerstag teilt die Woche in zwei gleiche Hälften. Erst seit den 1970er Jahren setzten sich weltweit Regelungen durch, mit denen der Wochenanfang vom Sonntag auf den Montag wanderte. Vorher begannen viele Menschen die Woche mit einem Tag, an dem nicht gearbeitet, sondern gefeiert wurde. So heißt es in der Sonntagsliturgie der katholischen Kirche im Eucharistischen Hochgebet: „In Gemeinschaft mit der ganzen Kirche feiern wir den ersten Tag der Woche als den Tag, an dem Christus von den Toten erstanden ist, und gedenken Deiner Heiligen.“

Doch ist es wirklich ein so großer Unterschied, ob die Woche mit Arbeit oder Feiern beginnt? Auf den ersten Blick ist es ein unbedeutender Perspektivwechsel, der keine besondere Wirkung zu haben scheint. Aber der erste Satz im bereits erwähnten Schlager geht ja noch weiter:

„Am Montag fängt die Woche an, am Sonntag hört sie auf; 

das bißchen, was dazwischen liegt, das ist der Lebenslauf!”

Der Lebenslauf soll also nur so etwas Eingequetschtes zwischen Anfang und Ende der Woche sein? Natürlich ist das eine ironische Sicht auf das sich wöchentlich wiederholende eintönige Leben zwischen erschöpfender Arbeit von Montag bis Samstag (oder heute Freitag), das irgendwann mit dem Tod endet. Sieht man den Sonntag aber als einen Feiertag, der uns mit Muße und Zeit zum Nachdenken über „Gott und die Welt“ auch eine ganz andere Lebensperspektive bietet, dann kann er zu einer Kraftquelle werden. Am Sonntag erhole ich mich nicht nur von der Arbeit der vergangenen Woche, sondern sammle Kraft für die kommenden Tage, denke über bevorstehende Begegnungen mit anderen Menschen nach oder über ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit.

Die Frage nach der eigenen „Work-Life-Balance“ stellen sich in den letzten Jahren immer mehr Menschen – leider manche erst dann, wenn ihnen Körper und Seele mit Erschöpfung, Depression oder Burnout drastisch die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit aufgezeigt haben. Vielleicht ist es deshalb eine gute Idee, den Wochenbeginn an einem Sonntag zu feiern und dabei Kraft für die neue Woche zu sammeln. In der Müggelheimer Dorfkirche ist dazu jeden Sonntag um 10 Uhr Gelegenheit, denn die Gottesdienste sind öffentlich und stehen allen offen, die mit der Gemeinde feiern möchten.

Auf der Webseite der Gemeinde sind ausführliche Informationen zu finden: https://www.evangelische-kirchengemeinde-mueggelheim.de/gottesdienst/

    Dr. Thomas Tunsch

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