Mut zum Wünschen und Hoffen

Gedanken zum Advent von Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara

„Lieber Weihnachtsmann! Ich wünsche mir das Spiel Mindflex und ein Top-Model-Malbuch“ So steht es in Kinderschrift auf dem Zettel. Darunter ist ein Tannenzweig mit brennender Kerze gemalt und ein geschmückter Weihnachtsbaum. Als unsere Tochter noch an den Weihnachtsmann glaubte, lag dieser Wunschzettel am Beginn der Adventszeit auf ihrem Fensterbrett. 

Das Wunschzettelschreiben im Advent hat eine lange Tradition, nicht nur in meiner Familie. Manche Kinder schicken ihre Wunschzettel sogar an eines der sieben deutschen Weihnachtspostämter. Auch Sorgen stehen in den Briefen der Kinder: Dass der Vater keine Arbeit hat, dass die Mutter krank ist, dass es in der Schule nicht läuft. Der Weihnachtsmann möge helfen. Kinder sind Meister im Wünschen.

So unbefangen und vertrauensvoll wie ein Kind, kann ich meine Wünsche nicht mehr ausdrücken. Aber auch ich habe welche. Mein Wunschzettel wäre ruckzuck voll. Für Advent und Weihnachten wünsche ich mir Zeit, um Geschichten zu lesen, Lieder zu singen und Besuche zu machen. Ich wünsche mir und anderen Gesundheit und Glück, ein frohes Fest, Friede in der Familie und dieses Jahr wieder ganz besonders Friede auf Erden. Allen, die krank im Bett liegen müssen, wünsche ich Geduld und Menschen, die bei ihnen sind. Allen, bei denen es in diesen dunklen Dezembertagen auch dunkel in ihrer Seele ist, wünsche ich, dass sie den Glauben daran nicht verlieren, dass es wieder besser, wieder heller wird in ihrem Leben.

Manchmal kann ich selbst etwas zur Verwirklichung beitragen. Ich kann versuchen, Wichtiges vom Unwichtigem zu unterscheiden, damit ich mehr Zeit gewinne für Besinnung im Advent und Besuche oder Anrufe, die jemandem den Tag etwas heller machen. Soweit es an mir liegt, kann ich in der Familie Schritte auf andere zugehen. Ich bin mir aber auch im Klaren, dass viele meiner Wünsche offen bleiben. Trotzdem ist es gut sie auszusprechen oder auf einen Wunschzettel zu schreiben, denn Wünsche haben auch immer etwas mit Sehnsucht und Hoffnung zu tun. Sie machen deutlich, dass nicht schon alles fertig und beschlossen ist, sondern es noch Hoffnung auf Veränderung gibt. In einem Wunsch kann und darf ich all das aussprechen, wonach ich mich sehne. Er hält den Himmel offen.

Die Weihnachtsgeschichte in der Bibel ermuntert mich dazu. Sie erzählt von Menschen, deren Leben ein einziges großes Wünschen, Sehnen, Hoffen und Ausschau halten war, das zusammenfloss in der Sehnsucht nach dem Messias, dem Friedenskönig. Wenn er doch käme – im nächsten Jahr oder morgen, vielleicht schon heute! Engel verkündigen ihnen in der Heiligen Nacht: „Euer Wunsch ist erfüllt. Euch ist heute der Heiland geboren… Ehre sei Gott in der Höhe! Und Friede sei auf Erden und den Menschen Sein Wohlgefallen!“ 

Noch steht dieser Friede aus. Aber der Wunsch ist in der Welt und die Hoffnung, dass Frieden möglich ist, auch.

Ich werde meinem Wunschzettel ganz am Ende noch etwas hinzufügen: Ich wünsche mir, dass ich das Wünschen nicht verlerne, dass ich meine Sehnsüchte und Hoffnungen wach halte, die kleinen und die großen. Und dass ich offen bin dafür, dass Wünsche sich erfüllen. Manchmal vielleicht ganz anders, als ich denke.