Klänge für die Ukraine

Konzert in der Müggelheimer Dorfkirche am 13. April

Von Hilla Uppenkamp



Immer wieder hören wir, dass Musik verbindet, dass durch Musik Gefühle angesprochen werden, dass mit Musik Grenzen aufgehoben werden. Ob das so ist? Wir werden uns davon überzeugen können – bei einem Konzert von zwei jungen ukrainischen Musikern in der Dorfkirche Müggelheim, am Sonnabend, den 13. April ab 17 Uhr.

Die 24-jährige Gitarristin Daria Shinkarenko aus Kramatorsk lernte schon als Kind, Klavier und Gitarre zu spielen. Da sie auch sehr früh begann, Gedichte zu schreiben, lag es auf der Hand, diese Gedichte zu vertonen. Ihr Talent, mit ihren selbstkomponierten Liedern Menschen zu berühren, brachte sie schon bald auf die Bühne von Wohltätigkeitskonzerten im Osten der Ukraine – auf Einladung der ukrainischen Regierung. Daria begann Journalismus in Charkiw zu studieren und trat weiterhin als Sängerin auf. Nach der Geburt ihres Kindes im Januar 2022 wurde sie – wie wir alle – vom Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 überrascht. Nach mehr als einem Monat im Keller ihres Elternhauses zum Schutz vor den Bomben fasste sie sich ein Herz, nahm ihre Tochter in einen Arm, in der anderen Hand hielt sie die Babysachen und ihre Gitarre, und bestieg den Evakuierungszug in Richtung Westen. 

Der lange Weg nach Deutschland inmitten von Leuten in Panik, schreienden Kindern, Luftangriffen hat sie nicht verstummen lassen. Nein, Daria hat die Kraft gefunden, nicht nur das Erlebte in Form von Liedern zu verarbeiten, sondern sich auch der bis dahin empfundenen Freude zu erinnern oder ihre Hoffnung auf ein friedvolles Leben in der Zukunft in ihrer Heimat Ausdruck zu verleihen. Neben Eigenkompositionen wird Daria Shinkarenko mit ihrer warmen, eindrucksvollen Stimme zwei Versionen von Songs von Okean Elzy singen. Okean Elzy ist eine der bekanntesten Bands in der Ukraine; sie füllen Arenen mit bis zu 100.000 Fans. 

Damit wir den Inhalt der Lieder der Gitarristin während des Konzertes besser verstehen, werden wir vor den jeweiligen Darbietungen eine Einführung zu den Texten geben.

Musik ohne Worte werden wir bei der Darbietung des jungen Querflötisten Timofej Medoliz hören. Timofej ist der Sohn einer Familie professioneller Musiker und wurde schon im Jahr 2011 mit nur sechs Jahren im renommierten Kiewer N.V. Lysenko-Musikinternat als Schüler aufgenommen. Als Preisträger zahlreicher Wettbewerbe und Mitwirkender vieler Konzerte in der gesamten Ukraine begann er nach dem Schulabschluss an der städtischen Musikakademie R. Glier in Kiew zu studieren. Durch den Beginn des Krieges wurde der sich eigentlich klar abzeichnende Weg als erfolgreicher Orchestermusiker jäh unterbrochen, ein Teil seiner Familie blieb in der Ukraine, seine Mutter und der jüngere Bruder zogen nach Polen, Timofej landete in Berlin. 

Wenn auch der Anfang sehr herausfordernd war, so hat er seinen Weg gefunden und studiert hier an der Anton Rubinstein Music Acadamy in der Meisterklasse bei Leonid Grudin. Außerdem ist er als ständiges Mitglied des Jugendorchesters der Ukraine (YSOU) unter der Leitung von Oksana Lyniv bei den internationalen Auftritten als Botschafter seines Landes unterwegs.

In Müggelheim wird Timofej Medoliz unter anderem die Fantasie Nr. 12 für Soloflöte von Georg Philipp Telemann spielen und dabei nicht nur zeigen, dass Telemann durchaus frisch und lebendig komponiert hat, sondern dass der Solist Medoliz dieser Komposition in ihrer Vielfalt einen besonderen Klang geben kann. Mit den Stücken „Dance de la chèvre“ (Tanz der Ziege) von Arthur Honegger und „Syrinx“ von Claude Debussy wird er uns die klassische Musik des frühen 20. Jahrhunderts schmackhaft machen. Außerdem können wir diese Vorführung sicherlich als Timofej Medoliz‘ Plädoyer für die Querflöte als Soloinstrument verstehen. 

Beide Musiker werden für ihre Auftritte in Müggelheim kein Honorar verlangen; sie möchten mit ihrem Auftritt ihre Dankbarkeit zeigen für den warmen Empfang, den Deutschland ihnen bereitet hat. Als Zuhörer dieses Konzertes werden wir alle erleben dürfen, dass über Grenzen und (Sprach)-Barrieren hinweg Musik unsere Herzen erreicht. 

Der Eintritt für das Konzert am 13. April um 17 Uhr in der Dorfkirche Müggelheim ist demnach frei. Spenden für die Unterstützung der Bevölkerung der direkt an der Front liegenden Ortschaften sind willkommen.