Gedanken aus Müggelheim

Von Roland Thurow

Frieden - Seit einigen Wochen ruft uns ein Banner an der Müggelheimer Kirche in großen Lettern auffordernd und zugleich flehentlich auf, einen Moment innezuhalten.  „Frieden“ steht dort geschrieben, neben dem Symbol einer Friedenstaube. Nur zu gern folgen wir der Mahnung auf dem Banner – bei einem Spaziergang oder einer Umrundung des Dorfangers mit dem Fahrzeug. Denn in dem sicher geglaubten Gefühl einer festen Friedensordnung in Europa wurde wieder ein barbarischer Krieg entfacht - ein Rückfall in längst überwundene Zeiten.

Doch nach einem kurzen Augenblick der Andacht taucht unwillkürlich die Frage auf, welcher Frieden denn wohl gemeint sei? Ist es der Aufruf zu einem Stopp von Waffenlieferungen und das Drängen auf eine Verhandlungslösung? Oder ist es der Wunsch, diesem Treiben durch den Einsatz eigener Waffen ein für alle Mal ein Ende zu bereiten? Die Idee „Keine Waffen, kein Krieg“ scheint so verblüffend einfach. Aber kann so wirklich das Wesen dieses Krieges erkannt werden, oder ist es ratsam, noch einen zweiten oder dritten Gedanken aufzuwenden?

Beide Anschauungen werden von Menschen vertreten, die aufrichtig an der Wiederherstellung des Friedens interessiert sind. Ein wunderbares Beispiel können wir in unserer Müggelheimer Kirche erleben. Jeden Montag gegen 19 Uhr wird beim Spiel auf der Orgel zum Frieden gemahnt und der Opfer des Krieges gedacht. Doch es gibt auch jene, die ihre eigene, hasserfüllte Ideologie in die Welt tragen und diese unter dem Deckmantel des Pazifismus zu rechtfertigen suchen. Antiamerikanismus, Feindschaft dem Bündnis der NATO gegenüber und Ablehnung der Demokratie gehören zu ihren Überzeugungen. Auch diese Positionen haben ihre Berechtigung. Sind doch von den USA eine Reihe völkerrechtswidriger Kriege ausgegangen, verbunden mit Verbrechen gegen die Bevölkerungen in Vietnam, im Irak und in anderen Ländern.

Doch nun hat sich einer auf den Weg gemacht, all dies in imperialistischem Größenwahn zu überbieten. Und es ist ihm gelungen. In seiner nur gut zwei Jahrzehnte andauernden Regentschaft hat er durch eine ununterbrochene Aneinanderreihung von Kriegen Europa ins vorige Jahrhundert zurückgebombt. Oder waren es doch nur die berechtigten Sicherheits- interessen des Führers einer einstigen Großmacht?

Der Aufruf unserer Kirchengemeinde lässt diese Frage unbeantwortet. Das ist richtig so, denn der Frieden ist ein universelles Gut. Er gehört nicht der einen oder anderen Glaubensrichtung oder Ideologie. Er lässt sich nicht vereinnahmen. 

Und so richtet sich das Banner mit der Aufschrift „Frieden“ an alle jene, die reinen Herzens sind.    

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