Gedanken aus Müggelheim

Von Ralf Krüger

Wir erinnern uns: Die Schrippen waren knackig und frisch gebacken. Wie in alten Zeiten. Die Splitterbrötchen waren süß, klebrig und so unübertroffen wie die Spritzkuchen, die noch nach Backstube dufteten und die mein Erlebnis Kindergeburtstag in die Gegenwart zauberten.

Mit der Schließung des Bäckers aus Neu-Zittau bei uns in Alt-Müggelheim ist mein Traum von einem attraktiven Dorfanger endgültig ausgeträumt.

Ich habe die Glanzzeiten dieses Boulevards nicht mehr erleben dürfen. Im Jahre 2006, als ich nach Müggelheim zog, gab es noch ein Schreibwaren-Geschäft, den kleinen Obststand an der Haltestelle und neben der Apotheke den Fleischer. Eine ältere Friseuse erzählte mir mal, dass zu DDR-Zeiten die Frauen in Kittelschürze zum Anger einkaufen gegangen sind. Ob das alles stimmt? Auch hier verblassen wohl so langsam die Erinnerungen der Zeitzeugen. Heute jedenfalls ist der Bereich rund um die alte Schule nur noch ein großer Parkplatz. Und ein Ort, an dem man den Durchgangsverkehr so nah und extrem spürt, wie sonst nirgendwo hier.

Ich will nicht meckern. Müggelheim ist in Sachen Grundversorgung am Stadtrand von Berlin einfach Spitze. Zählt man Gosen mit dem erneuerten Supermarkt und der guten Fleischtheke dazu, bleibt wohl kaum ein Wunsch offen. Außer der nach einer Drogerie.

Unser aller Einkaufsverhalten hat sich extrem verändert. Vor 25 Jahren habe ich mit meiner Frau noch den Wocheneinkauf in zwei Kaisers-Tüten per pedes nach Hause getragen. Heute ist der Kofferraum voll und man weiß eigentlich gar nicht wieso.

Gesetzt den Fall, es würden auf dem Dorfanger eins, zwei, drei „Tante Emma-Läden“ eröffnen und man könnte nach dem alten Logo „Kauf ins Körbchen“ wieder Linsen und H-Milch zur Kasse und im Einkaufsnetz nach Hause tragen… Würde das funktionieren? Wollen wir das noch?

Es ist schade um das „Goldgrün“ und ihre rührigen Inhaber. Es gab durch sie guten Wein in Müggelheim. Aber wie oft war man dort? Wann nahm man sich die Zeit für Beratung und all die kleinen Köstlichkeiten?

Ich habe auch kein Konzept gegen die Verödung des alten Dorfkerns. Aber mir ist aufgefallen, dass das Haus Alt-Müggelheim 11 total chic aussieht. In den Räumlichkeiten der früheren Post befindet sich heute die Steuerkanzlei von Frau Manger.

Ich finde, es ist ein kleiner Lichtblick am Beginn oder am Ende der Straße. Je nach Sichtweise. Vielleicht ist es auch ein Anreiz für andere Geschäftskunden oder Hausbesitzer, ebenso in die Bausubstanz zu investieren und somit in die Zukunft…?    

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