Nährendes für Leib und Seele

Ein Tag voller Glück und Zufriedenheit, obwohl anders als geplant

Von Andrea Schild

Hier stehe ich nun am 31. Oktober allein in meiner Küche. Als einzige in der Familie habe ich frei. Ich möchte den Tag gut für mich nutzen. Erst bin ich ein wenig enttäuscht und maule vor mich hin. Es regnet Bindfäden. In meiner Vorstellung vom heutigen Tag waren „Abbaden“ und eine lange Herbstwanderung im Sonnenschein angesagt. Nun denn, wie so häufig kommt es anders! Und somit entsteht Raum für etwas Neues. 

Ich sehe mich um. Dabei erblicke ich den abgeernteten Wirsing, der bereits seit zwei Wochen auf Verarbeitung wartet. Auf der Fensterbank liegen sechs Quitten, die mir eine Freundin von ihrem übervollen Baum mitbrachte, daneben verschiedene Kürbisse sowie die zwei letzten Äpfel von unserem kleinen Baum. Wie viele andere auch verwende ich gern die Dinge, die da sind. Am besten mit allen Bestandteilen. Und endlich habe ich Zeit dafür! 

So fange ich an zu überlegen, wie ich meine Gartenschätze gut verarbeiten kann. Dabei erinnere ich mich an einen intensiv duftenden und wärmenden Tee, den ein Koch vor einigen Jahren im Herbst aus verschiedenen Schalen und Gewürzen zubereitet hat. Die Schale und das Kerngehäuse einer Quitte und meiner beiden Äpfel landen nebst getrockneten Zitronenschalen (fleißig gesammelt und getrocknet von Bio-Zitronen), Nelken und Zimt in einem Topf. Dazu gebe ich etwas Hagebuttenpulver, das ich (einer Empfehlung einer „Kräuterfrau“ folgend) zur Stärkung unserer Abwehrkräfte gekauft habe. Ich lasse alles kurz in kaltem Wasser ziehen und koche es dann für eine viertel Stunde. Der Sud schmeckt angenehm würzig. Mit etwas Honig abgerundet auch abgekühlt sehr köstlich.

Die geschälte Quitte landet klein gestückelt mit etwas Zimt und Nelken im Topf. Nach dem alles kurz aufgekocht ist füge ich Buchweizen und zwei klein geschnittene Datteln dazu. Kurz vor Ende der Kochzeit gesellen sich die klein geschnittenen Äpfelchen dazu. Ich serviere mir mein Frühstück in meinem Lieblingsschälchen, mit ein paar gehackten Nüssen, etwas Sesammuss (Tahin) und Honig. Dazu gibt’s ein Glas meines Tees. Zufrieden genieße ich mein Frühstück und freue mich auf einen Spaziergang mit meiner Schwiegermutti. Der Regen ist inzwischen vorbei.

Der Wirsing ist bereits blanchiert und eingefroren, ein halber Muskatkürbis wartet darauf, am Abend in eine herrliche türkische Süßspeise verwandelt zu werden. Später am Tag wird aus einem Butternut-Kürbis ein köstliches Mittagessen für zwei Personen. Der Rohkostanteil besteht aus frischen Blättern aus dem Garten. Nach dem vielen Regen der letzten Tage haben Vogelmiere, Löwenzahn und Knoblauchrauke noch mal frisches Grün getrieben. Herrlich! Und tausend mal besser als jeder Supermarktsalat.

Auch wenn alles anders kam, als ich mir meinen freien Tag im Vorfeld ausmalte, war es doch ein Tag, der mir Glück und Zufriedenheit schenkte. Und das schöne ist, meine Familie hatte auch etwas davon. Der Kürbisnachtisch mit Tahin, etwas Honig, gehackten Nüssen und Granatapfelkernen war der Hammer.

Bestimmt können viele Leserinnen und Leser ähnliche Geschichten erzählen, wie Tage, an denen alles anders kommt, Zufriedenheit bringen können. Wir müssen lediglich daran denken, dass wir es – bis auf wenige Ausnahmen, die es zweifelsfrei gibt  – selbst in der Hand haben.

Einen Gedanken habe ich noch zum Thema Gartenschätze:

Wie wäre es, wenn wir Tipps zur Verwendung unserer Ernten austauschen würden? Vielleicht hat auch der eine oder die andere über das Jahr so viel Obst und Gemüse zu ernten und zu verwenden, dass Hilfe toll wäre? Oder es steht der Keller bereits voll mit Apfelmus und Sie würden gern tauschen oder etwas abgeben? Ganz sicher gibt es Menschen in unserem Ort, die sich über ein Gläschen Selbstgemachtes oder eine Handvoll Tomaten freuen. Wer hat Lust, sich hierzu mit gleichgesinnten zusammen zu tun? Vielleicht hat bereits jemand eine Idee dazu? Es tut gut, die dunklen Monate zu nutzen, sich aufs neue Jahr vorzubereiten. Wenn bereits wieder alle Hände voll zu tun ist, fehlt mir zumindest meist die Zeit.