Es fehlt an Geld und Personal

Kurzfristige Lösung für die Odernheimer Straße nicht in Sicht

Von Simone Jacobius

JACOBIUS

Tempo 30 gilt von der Schule bis zum Dorfanger. Da ein Gehweg auf dieser Seite fehlt, wird kein Fußgängerüberweg genehmigt – trotz Haltestelle.  

Es muss etwas passieren. In der Hinsicht waren sich bei dem Treffen am 22. November in der Müggelheimer Grundschule alle einig. Themen dieser konstruktiven Runde waren ein sicherer Schulweg für unsere Kinder und ein Radweg an der Odernheimer Straße. Initialzündung für diese Zusammenkunft zwischen Elternvertretern, Schule, Bezirksamt, Politikern und Müggelheimer Initiativen war der schreckliche Unfall dort Ende September. Schon seit Jahren kämpft die Schule für mehr Sicherheit ihrer Schüler.

„Es ist eine doofe Situation dort und es muss endlich etwas passieren“, sagt Michael Krischollek vom Wirtschaftskreis in seiner Begrüßung. Die Situation sei unter sicherheitstechnischen Aspekten eine einzige Katastrophe, sowohl für die Schulkinder als auch für Senioren. So bemängelte er in seinem Vortrag nicht nur einen fehlenden Radweg auf der mehr als zwei Kilometer langen Straße. Sondern auch das Fehlen eines Fußgängerübergangs und die Anbindung an den Europaradweg R1, der damals aus Fördermitteln finanziert wurde. „Aber der R1 führt an Müggelheim vorbei. Hier fehlt eine Anbindung an den Ort, der touristisch doch interessant ist“, sagt Krischollek. Seine Idee: Durch die Anbindung des R1 an den Dorfkern eine Finanzierung des Radweges auf der Odernheimer Straße zu erlangen. „Wir wollen konstruktiv mit allen zusammenarbeiten und nicht mehr hören ,das geht nicht’”, sagt er.

Die anwesenden Müggelheimer fühlen sich zum Teil abgehängt vom Rest des Bezirks. „Man hat das Gefühl, hier passiert gar nichts“, bringt es eine Elternvertreterin auf den Punkt. Gerade mal zwei Zebrastreifen gibt es im ganzen Ort – und das nur, weil zwischen den beiden Fahrbahnen der Dorfanger liegt. Ein Fußgängerübergang bei Netto ist abgelehnt worden, weil er zu dicht am anderen liege. Immerhin ist vom Ortseingang bis zum Angerende mittlerweile alles Tempo 30 und eine Mittelinsel am Dorfeingang erhöht auch den Schutz der querenden Fußgänger.

Doch auch das hat seine Nachteile. „Viele vermeiden den Tempo-30-Bereich und biegen gleich links in die Müggellandstraße ab, wo sie dann richtig Gas geben – auch über die schmale Kirsteinstraße“, erzählt eine Anwohnerin. Eine andere erzählt, dass Eltern ihre Kinder an der Schule aus dem Auto lassen und dann sofort Vollgas geben – trotz 30er-Zone.

Die Anwesenden fordern nun die Schaffung eines Zebrastreifens vor der Schule (setzt einen Gehweg auf der anderen Straßenseite voraus), oder zumindest am Dorfanger, die Odernheimer Straße querend. Auch die Möglichkeit von erwachsenen Verkehrshelfern soll geprüft werden.

Mathias Glüsenkamp, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes in Treptow-Köpenick appellierte erst einmal an alle Müggelheimer, sich regelkonform zu verhalten. „Man kann viele gefährliche Situationen umgehen, wenn man nicht so rast und sich an die vorgegebene Geschwindigkeit hält“, sagt er. Er räumt aber auch ein, dass derzeit auf Müggelheims Straßen nichts gemacht werde, zu wenig Geld sei in der Kasse – und in den nächsten beiden Jahren wird es finanziell noch enger. Auch am Personal mangelt es. „Wir stellen gerade mal die Verkehrssicherheit her, damit keine Regressforderungen ans Land Berlin entstehen“, erläutert er. 

Die Zuständigkeiten von Bezirk und Senatsverwaltung sind dabei klar geregelt. Verkehrsregelnde Kompetenz hat der Bezirk nur in Nebenstraßen und für den ruhenden Verkehr. Fürs Bauliche ist er allerdings auf allen bezirklichen Straßen zuständig. Die Odernheimer zählt durch die Buslinie zu den übergeordneten Straßen, liegt also in Verantwortung des Senats, was die verkehrsregelnden Maßnahmen betrifft.

Auch wenn das Bezirksamt adhoc nichts machen kann, hat Glüsenkamp doch einen Trostbonbon zur Hand: „Wir sind mit der Senatsverwaltung im Gespräch, wegen finanzieller Mittel um zumindest die Straße schon mal vermessen zu lassen.” Denn das wiederum ist Voraussetzung dafür, dass überhaupt der Bau eines Radweges geplant werden kann.

Es war ein besonnener Austausch, bei dem sich alle Beteiligten einig waren: Es muss etwas passieren. Der anwesende CDU-Abgeordnete  für Müggelheim, Martin Sattelkau, will jetzt verschiedene Anfragen stellen. Glüsenkamp appellierte zum Abschluss: „Lassen Sie sich nicht entmutigen, streiten Sie weiter. Aber wir als Amt sind zweitrangig, wir bedürfen eines Auftrages der Politik – wenden Sie sich an unsere Politiker.” Das ist bereits geschehen. Denn auch die SPD-Bezirksverordnete Sabine Bock ist an dem Thema dran.

Ende Januar oder nach den Winterferien wird es ein zweites Treffen dieser Runde geben, um die zu sondierenden Punkte auszuwerten. Müggelheim bleibt dran. denn: Es muss etwas passieren, bevor noch mehr passiert.