Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

Wissen Sie eigentlich, was eine Unke ist? Sie sind mit Sicherheit nicht jedermanns Lieblinge, die warzigen, flachen, krötenartigen Amphibien. Aber ob man ihnen gerecht wird, wenn man von Unkenrufen redet? Ich weiß nicht. Ist sie von ihrem Wesen wirklich so pessimistisch, die Unke?
Neulich habe ich nämlich mal wieder so eine menschliche Unke getroffen, platt und warzenartig, gar wie eine Kröte sah sie nicht aus. Aber diese menschliche Unke hat trotzdem einen bitteren Blick in die Zukunft gewagt. Das fundierte Wissen stammte angeblich aus einer Zeitung – aber auch da gibt es ja solche und solche Nachrichten, diese und jene Menschen die dahinter stehen. Aber ich will nicht abschweifen. Meine menschliche Unke hat mir verkündet, dass dieser Winter richtig knackig werden soll mit Temperaturen bis zu minus 40 Grad. Brrrrr! Da schüttelt es mich jetzt schon. Meine menschliche Unke räumte zwar ein, dass das vielleicht Temperaturen für irgendwo in Deutschland wären, aber auch auf Berlin würde es ja dann wohl Auswirkungen haben.
Selbst, wenn wir „nur“ wieder minus 23 Grad bekämen, wie wir es vor einigen Jahren hatten, ist eines klar: der Verkehr bricht zusammen. Busse bleiben liegen, S-Bahnen und Züge frieren wieder ein und so manch Diesel-Fahrzeug wird sich auch nicht mehr von der Stelle bewegen, Be- und Entwässerungsleitungen frieren ein, Restaurants müssen deshalb schließen und von den vielen Schlaglöchern in den Straßen wollen wir erst gar nicht reden. Orthopäden, Chirurgen und Physiotherapeuten haben aufgrund diverser Glätteunfälle wieder Hochsaison. Ältere Leute trauen sich nicht mehr aus dem Haus und die Hamsterei an Lebensmitteln würde ungeahnte Ausmaße annehmen. Naja, ungeahnt für diejenigen, die keine Sibirienerfahrung besitzen. Denn dort ist das Bevorraten für den Winter angeblich üblich (weiß ich aber auch nur aus Erzählungen).
Aber da ja alles Negative auch eine positive Seite hat (ich bin einfach ein unverbesserlicher Optimist und keine Unke) würde ich mich jetzt schon auf zugefrorene Seen und Fließe freuen, auf Schlittschuhlaufen in freier Natur, süffigen Glühwein zum Aufwärmen, flackernde Kamine und gemütliche Kuschel-Lese-Fernseh-Abende. In diesem Sinne: Kommen Sie gut und gesund durch den Winter und machen Sie – allen Unkenrufen zum Trotz – das Beste aus allem, was er mit sich bringt!