Die Kündigungen sind raus

Baugenehmigung fürs Edeka-Areal ist erteilt – Jugendclub muss weg

Von Simone Jacobius

Jetzt ist es so weit, die Kündigungen sind raus. Der Jugendclub Mügge e.V. und auch der Dönerimbiss müssen das ehemalige Edeka-Areal, zu dem auch der Jugendclub gehört, bis zum 28. Februar nächsten Jahres räumen. Die Kündigung bezieht sich auf ein Ankündigungsschreiben vom 29. Januar. Eine Lösung für den Jugendclub ist noch nicht in Sicht, aber alle Beteiligten sind sich einig: Es muss weitergehen!
Der Bauantrag der noch immer nicht namentlich genannten Investoren für das Edeka-Areal, das dem Konsum gehörte, ist seit dem 31. Oktober genehmigt. Das heißt, unmittelbar nach dem Abriss kann mit dem Neubau begonnen werden. Geplant sind, nach Aussage des Bauamtes, zwei Dreigeschosser am Alsenzer Weg und zwei weitere am Müggelheimer Damm. Mittig sind dann zwei zweigeschossige Bauten geplant. Damit passen sich die Bauten nach Aussage des Bauamtes den örtlichen Gegebenheiten in Höhe, Struktur und Dichte an.
Insgesamt entstehen 58 Wohnungen (zwei Drittel davon barrierefrei) und ein Parkplatz mit 40 Stellplätzen. Ob es sich um Miet- oder Eigentumswohnungen handelt, ist dem Bauamt bisher nicht bekannt, heißt es von dort. Gewerberäume sind vom Bauherren bisher nicht beantragt worden. Allerdings schreibt die Leiterin des Stadtentwicklungsamtes Ulrike Zeidler in einem Brief an den Umweltkreis: „Zusätzlich ist der Bauherr nach unseren vorläufigen Informationen daran interessiert, soziale Einrichtungen/Nutzungen, welche im Ortsteil Müggelheim gebraucht werden, ergänzend in seine Planung zu integrieren. Abschließende Aussagen gibt es hierzu jedoch noch nicht.”
Der Umweltkreis hatte in einem Schreiben an das Stadtentwicklungsamt noch einmal an die Historie des Areals erinnert. Denn ursprünglich handelte es sich um ein Kirchengrundstück. Die Gemeinde musste sich seinerzeit von diesem Gelände trennen, weil auf ihm eine Konsum-Kaufhalle entstehen sollte. Eine solche Einkaufsmöglichkeit war im Interesse der gesamten Bevölkerung Müggelheims. Aus diesem Grund fordert der Umweltkreis, dass auf dem Gelände etwas entstehen solle, was wieder im Interesse des gesamten Ortes ist. Als Antwort verweist die Amtsleiterin auf die 40 geplanten barrierefreien Wohnungen, die im allgemeinen Interesse eine behindertenfreundliche Nutzung zuließen.
Viele Müggelheimer bedauern nach wie vor, dass sich für das Areal im Zentrum nicht ein Investor für einen neuen Supermarkt finden ließ und somit eine wirkliche Dorfmitte erhalten geblieben wäre. In der Antwort der Amtsleiterin heißt es dazu: „Aufgrund der Vorprägung als Einzelhandelsstandort wäre eine entsprechende Nachnutzung unter Beachtung der vorhandenen Größenvorgabe (Verkaufsfläche, Geschossigkeit) weiterhin möglich gewesen. Dies hätte neben der Bereicherung des bisherigen Versorgungsangebotes auch ein Potenzial für ergänzende Nutzungen i.S. der Aufwertung des Zentrumsbereiches Müggelheims erwarten lassen. Hierfür fand sich jedoch kein potentieller Betreiber/Investor.”

So steht's um den Jugendclub Mügge e.V.

Nun zurück zum Jugendclub: Wie vom Bezirksamt zu erfahren ist, ist das Grundstück Annweiler Weg 26 für den Bau einer Jugendfreizeiteinrichtung immer noch im Rennen. Hier wird gerade die planungsrechtliche Zulässigkeit geprüft, ebenso die soziale Infrastruktur. Angestrebt wird der Neubau einer multifunktionalen Einrichtung für verschiedene Nutzergruppen, die den Jugendclub aufnimmt und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche nach der Schule bereitstellt. „Jugendliche benötigen Orte, in denen sie sich außerhalb ihrer familiären und institutionellen Kontexte entwickeln und entfalten können. Durch die wachsende Zahl an Familien und Kindern werden in Müggelheim dringend Angebote für Kinder der Klassenstufen 5 und 6 benötigt”, sagt Jugendamtsleiterin Iris Hölling.
Die angebotenen Freizeitangebote sollen dann von qualifizierten Fachkräften sozialpädagogisch betreut werden um so sozialen Brennpunkten vorzubeugen. Das ist seit langem eine Forderung des Netzwerks der Müggelheimer Pädagogen. Sie fordern schon lange Freizeitangebote und pädagogische Ansprechpartner für die jüngere Zielgruppe, sogenannte Lückekinder. Damit soll dem Entstehen sozialer Brennpunkte entgegen gewirkt und Eltern beratend unterstützt werden.
Doch selbst wenn die neue Einrichtung entstehen würde, würde es eine Lücke geben zwischen der Schließung im Februar und der Neueröffnung. „Den Mügge e.V. gibt es jetzt seit 25 Jahren an dieser Stelle. Es muss einfach weitergehen”, sagt John Kühnel vom Verein. Er hat bereits die Kündigung auf Rechtmäßigkeit prüfen lassen und den Abgeordneten der Linken, Gregor Gysi, eingeschaltet.
Aus Sicht der Jugendamtsleiterin Hölling hat sich das Konzept des selbstverwalteten Jugendclubs übrigens bewährt. „Es hat sich jedoch gezeigt, dass enorme Schwierigkeiten bestehen, rechtzeitig neue junge Menschen zu gewinnen, die diese Projekte ehrenamtlich sichern und weiterführen.”
Der Dönerimbiss zieht übrigens ins Café No. 1 um. Er hat also bereits eine neue Bleibe gefunden.

Das prägnante Graffito aus den Anfangsjahren des Clubs 1997