Partystimmung auf dem Dorfanger

Live-Mucke, Omas Unterbuxen und jede Menge Kunsthandwerk

von Simone Jacobius

Ferdinand (3) war begeistert von seinen „Flugkünsten”
Der Zauberer faszinierte Groß und Klein
Malwettbewerb am Stand des BVBB

Der Wettergott war ein bisschen wankelmütig am ersten Juni-Wochenende. Das war schade, haben sich doch dadurch etliche abhalten lassen, von einem Besuch des diesmal sehr sehenswerten Angerfestes. Denn der Heimatverein hat mal etwas Neues gewagt. Statt der üblichen Stände von Indern und Vietnamesen mit Handtaschen, hässlichen Jogginghosen und wehenden „Schlüppern” gab es nun jede Menge Kunsthandwerk – nicht nur zu bewundern, sondern auch zu kaufen (wie mein leerer Geldbeutel mir anschließend sagte).
Vorstandsmitglied Kerstin Melchior hatte sich bei der Auswahl wirklich Mühe gegeben. An 24 Handwerksständen gab es Gestricktes und Genähtes, Keramik, jede Menge Schmuck, originelle Postkarten, Seifen, mexikanisches Kunsthandwerk, Zirbenkissen und noch vieles mehr. Da alle mit Ständen ausgestattet wurden, ergab das zudem ein einheitliches, harmonisches Bild. Auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz. Vor allem am Langos-Stand bildeten sich lange Schlangen. Und auch die Nicht-Biertrinker kamen auf ihre Kosten, gab es doch diesmal einen Cocktailstand. Zur Kaffeezeit zog es natürlich wieder viele in das Zelt des Müggelheimer Heimatvereins, wo die selbstgebackenen Kuchen verkauft wurden.
Ein hübsches Bild gab auch die liebevoll gestaltete Mitmach-Ausstellung der AG-Heimatmuseum ab. Es wurden alte Geräte zum Waschen ausgestellt und auch gleich vorgeführt – und im Hintergrund trockneten auf der Leine Großmutters lange Unterbüxen. Während Jürgen Barde alles erklärte und vorführte, war das für die zehnjährige Indira nichts Unbekanntes: „Bei meiner Oma in Mexiko waschen sie die Wäsche immer noch mit einem Rubbelbrett.” Tja, so ist das mit den unterschiedlichen Kulturen.
Dem Heimatverein war es gelungen, einen Aussteller mit drei Attraktionen für Kinder zu verpflichten. Neben dem schon traditionellen Entenangeln gab es jetzt Kettenkarussell, Bungee-Jumping und eine aufblasbare große Rutsche. Die Kita Müggelstern sorgte zudem mit einem lustigen Liederprogramm für gute Stimmung auf der Bühne – und vor allem für viel Publikum davor. Eltern und Großeltern wollten sich den Auftritt ihres Nachwuchses nicht entgehen lassen. Anschließend kam dann der Zauberer, der es mit einem ungewohnten Publikum zu tun bekam. Etwa 80 junge Feuerwehrleute sammelten sich vor der Bühne, weil sie auf ihre anschließende Preisverleihung warteten. Denn 18 Jugendfeuerwehr-Mannschaften waren zum Orientierungslauf angetreten, der von der Freiwilligen Feuerwehr Müggelheim und deren Förderverein organisiert wurde. Hierbei müssen auf der jährlich wechselnden etwa zehn Kilometer langen Strecke entlang der Krampe verschiedene Aufgaben erfüllt und spaßige Wettkämpfe absolviert werden. Den dritten Platz erreichten hierbei die Jung-Feuerwerker aus Brehlo in Niedersachsen. Der zweite Platz ging an das Jugendteam aus Lichtenrade. Sieger wurde die Jugendfeuerwehr Adlershof I., die damit auch den Wanderpokal mit nach Hause nehmen durfte. Die beiden Mannschaften aus Müggelheim erreichten einen der unzähligen vierten Plätze.

Florian (3) amüsiert sich auf der Riesenrutsche
Die Kleingärtner mit üppigem Wagen
Indira probiert die historische Wäschemangel unter Anleitung von Jürgen Barde aus...

Der Stand der BVBB-Ortsguppe hatte am Sonnabend schon früh seine technischen Geräte abbauen müssen, wegen des drohenden Regens. Aber der Kinder-Malwettbewerb konnte natürlich trotzdem durchgeführt werden. Am Sonntag nach dem Festumzug wurden dann dafür die Sieger ermittelt. Bürgermeister Oliver Igel, die Vorsitzende des Heimatvereins, Dagmar Klehm, und die Vorsitzende der BVBB-Ortsgruppe, Hilla Uppenkamp bildeten die Jury. Der erste Preis und somit ein Familien-Ticket für den Berliner Zoo ging an Lenja Kroll für ihr Kunstwerk Baden am Müggelsee unter Fluglärm. Der zweite Platz mit einem Mal-Set ging an Johanna Mayer, der dritte in Form eines Eimers Gummibärchen an Sally Polenz.
Auch das Kubb-Turnier fand leider am Sonnabend im Regen statt. Doch die meisten ließen sich davon nicht abschrecken, von zwölf gemeldeten Teams sind elf angetreten. Nur das Team „Raynair“ zeigte sich wasserscheu und blieb im Auto sitzen. Gewonnen hat übrigens das Team Kubbik.
Gute Stimmung herrschte überall dort, wo Wein und Bier in Strömen flossen und die Musi aufspielte. So waren die Bierbänke vor der Bühne auf dem Anger stets gut besetzt und Sonnabendnacht entstand dort richtige Partystimmung, als Team 70 aufspielte, die ansonsten immer auf dem Genzlerhof spielten. Und die Besucher stellten unter Beweis: Selbst auf dem Rasen kann man tanzen.
Am Freitag fand der Auftakt ins Feierwochenende in der Down-Town-Garage statt, die bereitwillig den Part vom Genzler-Hof übernommen hatten. Dicht gedrängt suchten die Menschen Schutz vor dem Regen, die Stimmung war gut, „nur zum Tanzen war es zu eng – glücklicherweise kam keiner auf die Idee”, sagte einer der Gäste.
Auf dem Winzerhof der Familie Baeyer ging es beschaulicher zu. Zum einen wurde dort eher tagsüber gefeiert und zum anderen war es ein buntgemischtes Familienprogramm aus Musik und Tanz, beispielsweise der Müggelheimer Generationsband, der Jucars und der Ballettschule Bätz. Dazu gab es den süffigen Grossart-Wein. Und der wurde sogar knapp. „Es war zwischenzeitlich so voll am Sonntag, dass wir Weinnot hatten und an die Vorräte im Dorfklub ranmussten”, sagt Dagmar Klehm, die Vorsitzende des Heimatvereins.
Obwohl für den Sonntag eigentlich auch schlechtes Wetter angesagt war, blieb es den ganzen Tag trocken, so dass der Festumzug wie gewohnt stattfinden konnte. Peter Genzler und seine Enkeltochter führten die traditionelle Ziege an der Leine. Hinter ihnen folgten dann die Pfälzer Einwanderer, die die Zuschauer mit Wein beglückten. Viel Mühe hatten sich auch wieder die Kleingärtner mit ihren üppig blühenden Wagen gegeben, bzw. mit der Gemüseflut darauf. Sportvereine waren vertreten, beide Kindergärten, die Feuerwehr, die Down-Town-Garage mit einem Ami-Schlitten, Förster, Gurken-Heinrich und der Wirtschaftskreis. Von dem traditionellen Anhänger aus verteilten die Mitglieder die begehrte Bowle aus Neu-Helgoland und Rotwein, schmissen Werbeartikel und Süßigkeiten. Damit waren sie sowohl von Jung und Alt dicht umlagert.

Den Anfang des Festumzuges bildeten die „Pfälzer Ureinwohner” mit Peter Genzler, seiner Enkelin und der traditionellen Ziege
Zwei Grazien im Ami-Schlitten der
Down Town-Garage

Die Kita Müggelstern mit einem bunten Musikprogramm

Dank des Heimatvereins

Der Müggelheimer Heimatverein bedankt sich bei allen, die dieses Fest unterstützt haben. Ein großes Dankeschön geht deshalb an den Baeyerhof, die Downtown Garage, an alle Helfer beim Auf- und Abbau, an die Müggelheimer Feuerwehr, die Kita Müggelstern, die Kita Bienenhaus, die Müggelheimer Grundschule, die AG Heimatmuseum, an die vielen Umzugsteilnehmer und die Akteure auf den Bühnen – also Gabys Miniband, Team 70, Wagner & Co., Ballettschule Bätz, Dan Mitrea, Müggelheimer Generationsband und die Jucars.