Siedlung mit 188 Wohnungen geplant
Hässliche Werkstein-Brache soll weichen
von Simone Jacobius
Müggelheim bekommt einen neuen „Ortsteil”. Zwar nicht vom Namen her, aber von der Größe. Denn auf dem ehemaligen Werksteingelände an der Müggellandstraße, seit Jahren eine Industriebrache, sollen 188 Wohnungen und ein Parkhaus entstehen. In die neue Siedlung könnten etwa 500 neue Müggelheimer einziehen. Doch bis es so weit ist, vergehen noch ein paar Jahre. Ende Februar lag gerade erst der vorhabenbezogene Bebauungsplan 9-51 VE zur Ansicht aus. Gehen wir also vielleicht mal vom Jahr 2022 aus.
Inhaber des Grundstücks ist bereits seit 1995 die Conform Gesellschaft für Immobilien-Betreuung mbH unter dem geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Frank Muschiol. Er ist Inhaber verschiedener Handwerksbetriebe und Bauunternehmer, hatte 1995 von der Treuhand die Firma Artolit Werkstein gekauft. „Irgendwann ist mir klar geworden, dass das nichts für mich ist und ich wollte verkaufen. Doch das ging schief”, erklärt Muschiol. Seitdem liegt das Grundstück brach und hängt ihm wie „ein Mühlstein am Hals”. All die Jahre tat sich nichts. Nur die Gefahrenstellen wurden beseitigt, alte Gebäude abgetragen. An einen Verkauf war auch nicht zu denken. Es fand sich kein Käufer. „Jahrelang verlief die Zusammenarbeit mit dem Bauamt sehr schleppend. Jetzt mit jungen neuen Mitarbeitern hat sie Fahrt aufgenommen und ich bin optimistisch, dass wir vielleicht 2020 eine Baugenehmigung haben werden”, sagt Muschiol. Die Industriebrache soll nun städtebaulich neu genutzt werden. In dem neuen Wohngebiet sind keine Eigentumswohnungen geplant, sondern bezahlbare Mietwohnungen – allerdings keine Sozialwohnungen. Als Partner hat Muschiol eine Städtische Wohnungsbaugesellschaft gewinnen können. Anordnung und Größe der geplanten Wohneinheiten orientieren sich deshalb an den Anforderungen der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft.
Geplant ist, auf dem 3,58 Hektar großen Areal acht Mehrfamilienhäuser zu bauen mit insgesamt 164 Wohneinheiten sowie vier Stadtvillen mit insgesamt etwa 24 Wohnungen. Die großen Häuser sollen aus Lärmschutzgründen längs zur Müggellandstraße stehen und das Parkhaus aus gleichem Grund an der Ecke des Grundstücks zur Müggellandstraße. Lärmschutz betrifft in diesem Falle nicht die Flugzeuge, sondern es geht um das angrenzende Gewerbegebiet. „Noch geht es dort zwar sehr ruhig zu, aber das Bauamt meinte, das könnte sich ja auch irgendwann ändern. Deswegen soll ich lieber Vorsorge treffen”, erklärt Muschiol die Situation. Und zur Vorsorge gehören dann auch gleich Lärmschutzwände zur Müggellandstraße hin und auch zu dem Gewerbegrundstück, das von der Stichstraße Müggelheimer Damm vorgelagert ist. Ihre Höhe wird durch entsprechende Untersuchungen noch festgelegt werden. Die Stadtvillen sind in aufgelockerter Bauweise und stellen den Übergang zum Wald dar. Die Höhe der Gebäude soll dem ortsüblichen Level angepasst sein: zwei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss, jeweils mit Flachdächern versehen. Durch das Staffelgeschoss entstehen oben große Dachterrassen. Das Parkhaus soll dreigeschossig werden und einen Aufzug bekommen. Auch alle Hauseingänge sind barrierefrei und rollstuhlgerecht zu erreichen.
Ziel der Gestaltung der Außenanlagen soll sein, die Grundstücksversiegelung auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Entlang der Erschließungsstraße (einer Privatstraße), die halbkreisförmig zwischen Müggellandstraße und der Stichstraße des Müggelheimer Damms verläuft, werden aus diesem Grund auch nur so viele Stellplätze eingeplant, wie zusätzlich zum Parkhaus sinnvoll und notwendig sind. Kalkuliert wird mit einem Parkplatz pro Wohneinheit. Auf diese Weise soll ein Parkdruck in der Umgebung vermieden werden. Zu jedem Haus gehören zudem auch Fahrradstellplätze.
Außerdem ist ein etwa 750 Quadratmeter großer Spielplatz geplant. Gepflegte Grünanlagen, viele Bäume und ein 20 Meter breiter Grünstreifen zum Wald hin sollen den naturnahen Standort der Siedlung herausstellen. Wer das Areal kennt, wie es jetzt ist, weiß dass es nur besser werden kann. Die Fläche ist zum Großteil versiegelt mit Betonplatten und den Fundamenten abgerissener Gebäude. Nur der Schornstein steht noch.
Doch erst ist eine weitere Hürde zu nehmen: Der Flächennutzungsplan muss geändert werden. Zurzeit weist er das Areal als gewerbliche Baufläche aus, auf der Wohnungsbau nicht statthaft wäre. Nun soll er zu einer Wohnbaufläche W4 mit landschaftlicher Prägung abgeändert werden.„Wohnungen werden dringend benötigt, deswegen unterstützt der Bezirk jetzt auch das Vorhaben”, sagt Muschiol.
Das Bauvorhaben wird nach dem „Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung” geplant. Das heißt, dass auch eine Kostenbeteiligung des Bauherren für soziale und technische Infrastruktur wie Kita- oder Grundschulplätze vereinbart wird.
Muschiol rechnet mit anderthalb Jahren Bauzeit.