Pilgertour auf den heiligen Berg Athos
Sieben Müggelheimer machten sich zum sechsten Mal auf den Weg
Von Michael Bock, Pilgerbruder
Der heilige Berg Athos liegt in einer orthodoxen Mönchsrepublik mit einem eigenen, autonomen Status am Mittelmeer in Griechenland. Die Mönchrepublik ist zurück bis in das 9. Jahrhundert, der byzantinischen Zeit, belegbar. Seit dem 11. Jahrhundert hatte der Berg Athos auch für die Christen der Kiewer Rus eine große Bedeutung. Es entstanden Klöster für orthodoxe Mönche aus der ganzen Welt. Die 20 Großklöster der orthodoxen Mönchsrepublik sind Teil des UNESCO-Welterbes. Das erste Kloster, die Große Lavra, wurde 963 vom byzantinischen Mönch Athanasios Antonies gegründet.
Seit einigen Jahren machen sich nun auch Pilger aus Müggelheim auf den Weg, um die Geschichte der Klöster, die ursprüngliche und mediterrane Natur, aber vor allem den Sinn des Pilgerns zu erleben.
Ende Oktober bis Anfang November 2018 sind wir bereits zu der sechsten gemeinsamen Pilgertour nach Athos aufgebrochen. Wir, das sind die „glorreichen Sieben“: mit Dimi K., Dimi P., Jörg, Klaus, Jussi, Thilo aus Müggelheim sowie der Berichterstatter Michael.
Wanderungen zwischen Klöstern und Olivenbäumen
Tag 1: Kloster Xenophon
Unser Weg zum Berg Athos führte uns zum Kloster Xenophon. Hier wollten wir die Nächte verbringen und unsere geplanten Pilgertouren starten. Es lief etwas schwer an. Dimi K. vergaß einen Rucksack im Bus, die Visa waren noch nicht ausgestellt und die Schiffskarten erhielten wir wieder erst im letzten Moment. Optimistisch schauten wir was der weitere Tag bringen würde. Am Nachmittag sind wir dann glücklich im Kloster Xenophon angekommen und bezogen ein 10-Mann-Zimmer. In der ersten Nacht blieben wir noch unter uns.
Am Nachmittag unternahmen wir eine Wanderung zum Kloster Dochiariou, hier besichtigten wir das märchenhafte Kloster im Norden der Westküste von Athos und betrachteten die wichtigsten Bauten und Ikonen. Das Kloster wird von Erzengel Michael und Gabriel bewacht, die Monumente befinden sich vor dem Kloster. In der Natur gibt es eine große Pflanzenvielfalt von Granatapfel-, Feigen- und Olivenbäumen bis hin zu Zypressen zu bestaunen. Zurück im Kloster Xenophon angekommenen ging es zum Gottesdienst und dann zum Essen mit den Mönchen. Die Reliquienandacht „Knochen-Show“ entwickelte sich zum Höhepunkt des Tages. Mit religiöser Verehrung konnten wir den rechten Arm vom heiligen Georg, den Stirnknochen vom heiligen Stefano, die Knochen der heiligen Anna und Philip, sowie Splitter vom Kreuz Jesus betrachten.
Tag 2: Kloster Panteleimon (Rossikon)
Der zweite Tag begann bereits um 2 Uhr morgens mit einem Gottesdienst, danach die Morgentoilette, einen weiteren Gottesdienst und dann (erst) Frühstück. Gestärkt begannen wir unsere Tour und wanderten bis zum Kloster Agio Panteleimon (Russisch-Orthodoxes Kloster). Das Kloster des Heiligen Pantaleon wurde im 10. Jahrhundert von einem Mönch namens Leontios gegründet. Es wurde von russischen Mönchen besiedelt und als eigenständiges Kloster anerkannt. Unter der osmanischen Herrschaft in Griechenland, aber auch durch die Verfolgung der orthodoxen Kirche durch Lenin und Stalin ging das Kloster im Rossikon beinahe unter. Seit dem Zerfall der Sowjetunion wächst nun die Mönchsgemeinschaft wieder stark an, deswegen hatten sie auch schon das russische Staatsoberhaupt zu Besuch. In der Bibliothek, unter den Reliquien und der Klosterausstattung konnten wir sehr wertvollen Zeugnisse und Manuskripte des Neuen Testaments aus dem 10. Jahrhundert betrachten. Wir wanderten dann weiter zum Kloster Xiropotamou mit einer eigenen Reliquienshow und betrachteten ein großes Stück des heiligen Kreuzes.
Dieses Kloster, welches den „Vierzig Märtyrern von Sebaste“ gewidmet ist, liegt an der Straße nach Dafni. Wir liefen nach Dafni, hatten einen kurzen Aufenthalt und dann zurück zu unserem Basiskloster. Ergebnis des Tages waren 32.455 Schritte für etwa 20 Kilometer bergigen Weges.
Tag 3: Hauptstadt Karyes
Bereits vor dem Frühstück wanderten wir in die 15 Kilometer entfernte Hauptstadt Karyes, die den Hauptort des autonomen Mönchsstaates bildet und Sitz der Verwaltung, des Parlaments und der Regierung des Mönchstaates ist. Jedes der 20 Großklöster entsendet jeweils zwei Mönche in das Parlament des klerikalen Staates.
Wir liefen vier Stunden bergauf und bergab, die Treppen und Wege entsprechen aber keiner EU-Norm. In Karyes besuchten wir die Kirche und betrachteten alte Wandmalereien aus dem vermutlich 5. Jahrhundert; und wir konnten gut essen und trinken. Von hier fuhren wir ausnahmsweise mit einem Bus zurück zum Kloster Xenophon. Dann ging es zum Gottesdienst und zum Abendessen. Anschließend erneut die Reliquienandacht „Knochenshow“, wie am 1. Tag, ein Splitter vom Kreuz Jesu, der rechte Arm vom heiligen Georg, ein rechter Arm vom heiligen Maxim, die Stirnplatte von heiligen Stefanos und ein Fuß von heiligen Fjodor.
Tag 4: Abschiedsgottesdienst und zurück aufs Festland
Um 2 Uhr wecken, ab zum Gottesdienst. Nach mehreren Stunden des Gottesdienstes zog es uns noch mal kurz zurück ins Bett und dann zu 8 Uhr zum Abschiedsgottesdienst. Erst dann gab es Frühstück. Anschließend packten wir und fuhren mit der Fähre zurück nach Ouranoupoli. Weiter ging es dann nach Asprovalta. Dank Gottes hatten wir jeden Tag gutes Wetter, am Tage bis 23 Grad im Schatten. Der Spaß kam natürlich auch nicht zu kurz. Wir alle freuen uns jetzt schon auf Athos VII.