Ausflug des Umweltkreises nach Wustrau
An einem Sommertag fand wieder der nun schon fast traditionelle Ausflug des Umweltkreises statt. Ein Ausflug, der vielleicht zum Nachahmen anregt. Trotz unsicherer Wetterprognose trafen sich die Teilnehmer wie schon im Vorjahr an der Autobahnabfahrt Kremmen. Diesmal sollte es nach Wustrau gehen. Doch auf dem Weg dorthin gab es einen Stopp am „Hohenzollernkreuz“ am Kremmener Damm. Manchem Autofahrer, der die Straße von Kremmen nach Herzberg/Mark entlangfährt, wird dieses Kreuz gar nicht auffallen. Wir ließen uns von Harald Kampffmeyer ausführlich erläutern, welche Bedeutung es hat:
Es verweist auf ein wichtiges Ereignis in der Ankunfts- und Frühzeit der Hohenzollern in der Mark. Das Markgrafengeschlecht der Askanier war ausgestorben. Im Reich war Sigismund aus dem Hause Luxemburg römisch-deutscher König und Kaiser. Zur Stärkung seiner Macht im Reich ernannte Sigismund seinen treuen Gefolgsmann Friedrich v. Hohenzollern, Burggraf zu Nürnberg, zum „erblichen Landeshauptmann und Verwalter“ der Mark Brandenburg. Der märkische Adel war gar nicht einverstanden, einen „Nobody“ aus Franken anzuerkennen. Die Häuser v. Bredow und v. Quitzow organisierten Ungehorsam und Widerstand. Jedoch stellten sich mehrheitlich die märkischen Städte auf Friedrichs Seite.
Als nun Friedrich 1412 von den Pommernherzögen der Greifen die Herausgabe der Uckermark forderte, erklärten die Greifen-Herzöge Swatibor, Otto und Kasimir der Mark zwecks Schuldeintreibung den Krieg und fielen in die Mark ein. Das Rhinluch stellte eine Sumpfsperre dar, die die nordwestliche Mark vor dem Zugriff der Greifen schützte. Nur der jährlich erneuerte ‚Kremmener Damm‘, konnte zur Querung des Sumpfes dienen. Friedrich besetzte den Damm. Vorn seine wenigen mitgebrachten fränkischen Ritter, dahinter die bewaffneten Bürgerkontingente der Städte Berlin, Cölln, Spandau, Nauen und andere.
Am 24. Oktober 1412 kam es zur Schlacht auf dem Damm. Freilich nur auf diesem, denn ein Ausschwärmen zu den Seiten in den Sumpf war nicht möglich. Friedrichs Truppen verloren vorne ihre Ritter. Schritt für Schritt drangen die Pommern vor. Schließlich zog sich Friedrich bis Berlin zurück und verschanzte sich hinter dessen Mauern. Nun griff der deutsche König Sigismund ein und drohte den Pommern, mit seiner Heeresmacht zu erscheinen. Das führte zu einem Verhandlungsfrieden. 1415 wurde Friedrich formell ‚Markgraf von Brandenburg‘. Der außerordentliche Weg der Hohenzollern hatte begonnen.
Friedrich ließ an der Stelle des Kampfes ein Holzkreuz errichten. Zwei der gefallenen Ritter ließ er nach Berlin bringen. Sie wurden in der Klosterkirche der Franziskaner begraben (Mitte- Klosterstraße). Dort waren noch bis April 1945 ihre Grablege zu sehen. Es bleibt das Kreuz am Kremmener Damm, in Stein gesetzt durch Friedrich Wilhelm IV. als Ersatz des zweiten verwitterten Ersatz-Holzkreuzes aus der Zeit des Großen Kurfürsten.
Nachdem wir so um einiges klüger waren, ging es weiter nach Wustrau. Da war den meisten schon bekannt, dass der Ort mit dem Husarengeneral Zieten in Verbindung steht und es dort ein interessantes Museum zur brandenburgisch-preußischen Geschichte gibt. Die Teilnehmer des Umweltkreises hatten es auf das Zieten-Schloss, das Brandenburg-Preußen Museum sowie auf die sehr schöne Kirche mit Friedhof und die Grabstätten der Familie von Zieten abgesehen. Das Dorf des „Alten Zieten“ strahlt heute eine angenehme Behaglichkeit und gepflegte ländliche Schönheit aus; es ist die typisch brandenburgisch-preußische Gutslandschaft mit Schloss, Kirche und Gutsarbeiter- bzw. Landarbeiterhäusern. Wustrau war Rittergut und Wohnsitz des bekanntesten und volkstümlichsten Husarengenerals Hans Joachim von Zieten. Neben sein Geburtshaus baute er sich ein Schloss während der zehn Friedensjahre (1745 – 1756) zwischen dem Zweiten und Dritten (Siebenjährigen) Schlesischen Krieg. Sein König Friedrich der Große unterstützte ihn dabei großzügig.
Unmittelbar neben dem Museum steht seit 1999 der Neuguss des berühmten Zieten-Denkmals von Johann Gottfried Schadow. Das ursprüngliche Denkmal steht heute wieder in Berlin Mitte auf dem Zietenplatz am U-Bahnhof Mohrenstraße.
In Wustrau führte uns Gerhard Nauske, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins, sachkundig von Station zu Station: Vom Denkmal zu den restaurierten Zietengräbern, dann über den Friedhof und durch die Kirche. An den Gräbern rezitierte Johannes Horscht feierlich drei Strophen aus Fontanes berühmter Ballade „Der alte Zieten“, bekannt als „Zieten aus dem Busch-Gedicht“. Vorbei am Grab des letzten Zieten – der Sohn des alten Zieten verstarb 1854 in hohem Alter – ging es in die Kirche. Die Kirche verfügt über drei Emporen, welche von toskanischen Holzsäulen getragen werden. Sie besitzt zudem einen Kanzelaltar, der aus dem
15. Jahrhundert stammt.
Nach dem Mittagessen unter einem alten Nussbaum im Gasthof „Zum alten Zieten“ führte der Direktor des Brandenburg-Preußen-Museums Dr. Stephan Theilig die Teilnehmer durch das Museum: Es wurde im Jahre 2000 eröffnet und zählt inzwischen zu den meist besuchten Museen Brandenburgs. Das Museum erzählt eindrucksvoll 500 Jahre Brandenburg-preußische Geschichte unter den Hohenzollern von 1415 bis 1918. Zahlreiche überraschende originale Exponate gab es zu bestaunen, u.a. einen der wenigen noch erhaltenen Teller aus dem Service zur Stiftung des Schwarzen Adlerordens 1701. Seit seiner Eröffnung hat das Museum sich als anerkannte Forschungs- und Bildungsstätte etabliert.
Den Abschluss unseres Ausfluges bildete der Besuch eines Konzerts des Staats- und Domchores Berlin in der Wustrauer Dorfkirche St. Peter und Paul unter dem Titel „Es erhub‘ sich ein Streit“. Mit dem Konzert wurde an die 400. Wiederkehr des Dreißigjährigen Krieges 1618 erinnert. Es brachte uns ins Bewusstsein, welch tiefgreifenden Einfluss dieser Krieg auf die Menschen hatte und fortwirkend hat.
Nach einem Gruppenfoto vor einer „Franzoseneiche“ machten sich die Teilnehmer auf die Heimreise, nicht ohne Johannes Horscht einen herzlichen Dank zu sagen, der den Ausflug hervorragend organisiert hatte. HK, JH, HK